In den 1940ern wurde Glyphosat als Rohrreiniger patentiert, ab Anfang der 1970er Jahre dann aber vom US-amerikanischen Agrokonzern Monsanto unter der Marke Roundup vermarktet. Schon in den 1980ern gehörte es zu den meistverkauften Herbiziden weltweit. 50 1990 entwickelte Monsanto dann gentechnisch veränderten Mais, der eine Immunität gegen Roundup aufwies. Seit der Einführung gentechnisch veränderter Pflanzen im Jahr 1996 hat sich der Einsatz von Glyphosat verfünfzehnfacht. Der Grund für die große Beliebtheit: Glyphosat wirkt nicht nur gegen bestimmte Unkräuter, sondern es ist ein sogenanntes Totalherbizid, das jede Pflanze tötet, die nicht gentechnisch so verändert wurde, dass sie den Gifteinsatz überlebt.
Aktuell werden weltweit jedes Jahr über 825 Millionen Kilogramm Glyphosat verwendet, also über 100 Gramm pro Person – 19 % davon alleine in den USA.51 Über 80 Produkte, die Glyphosat beinhalten, sind derzeit in Deutschland zugelassen. 2021 wurden knapp 4100 Tonnen Glyphosat in Deutschland verkauft.
Quelle: Statista
Bei Glyphosat handelt es sich um ein systemisches Pestizid, was bedeutet, dass der Wirkstoff sich im gesamten Organismus der Pflanze ausbreitet. Besonders saugende und beißende Schadinsekten und Milben lassen sich mit dieser Methode bekämpfen. Doch auch Hummeln, Honig- sowie Wildbienen und andere Insekten, die an Blüten Nektar saugen und Pollen sammeln, werden von den gezielt wirkenden Pflanzenschutzmittel vernichtet.
Glyphosat wird häufig in Lebensmitteln nachgewiesen 54, da es unter anderem zur Reifespritzung kurz vor der Ernte verwendet wird. Das Fatale: Bei der Reifespritzung gilt ein hundertfach höherer Grenzwert von 10 Milligramm Glyphosat pro Kilogramm Pflanze, als der eigentliche Grenzwert von 0,1 Milligramm pro Kilo.
Laut Untersuchungen fanden sich aufgrund dessen Glyphosat-Rückstände in Mehl, Brot, Getreideflocken. Auch in den vierzehn beliebtesten Biermarken Deutschlands konnte Glyphosat nachgewiesen werden: Die Werte lagen zwischen 0,46 und 29,74 Mikrogramm pro Liter. Im Extremfall wurde der gesetzliche Grenzwert für Trinkwasser von 0,1 Mikrogramm pro Liter damit um das 300-fache überschritten.55 Zudem wurden bei Untersuchungen Pestizidrückstände in Schokoladentafeln und Schoko-Osterhasen gefunden: Bis zu vier verschiedene Pestizide in einer Tafel Schokolade, bis zu zwölf verschiedene in einem Osterhasen. 57
Glyphosat Rückstände wurden auch dort gefunden, wo man sie am wenigsten vermutet. Zum Beispiel in Himbeeren aus dem Wald. Hier wurden 290 Milligramm Glyphosat pro Kilogramm Himbeeren nachgewiesen. Damit würde ein Erwachsener die erlaubte Tagesdosis von 0,5 Milligramm Glyphosat pro Kilogramm Körpergewicht nach rund 12 Beeren erreichen. Der erheblich hohe Wert des Glyphosat in den Himbeeren kommt dadurch zustande, dass die Herbizide im Wald verwendet werden, um beispielsweise zu verhindern, dass junge Baumsetzlinge von Gras überwuchert werden. 58
Trotz der Auffindung der teilweise sehr hohen Glyphosatrückstände in Lebensmitteln gibt es derzeit keine regelmäßigen und flächendeckenden Kontrollen. Laut Behörden aufgrund dessen, da die festgestellten Mengen unter den gesetzlichen Grenzwerten liegen würden und deshalb keine Gefahr für die Gesundheit bestehe. Eine Vielzahl der Pestizide sind allerdings hormonell wirksam und entfalten ihre Wirkung bereits weit unter den gesetzlich festgelegten Grenzwerten. Glyphosat wird von der Weltgesundheitsorganisation zudem als erbgutschädigend und vermutlich krebserregend beim Menschen eingestuft.
Dass Glyphosat im Urin von Menschen aus achtzehn europäischen Staaten nachgewiesen wurde, selbst wenn diese nicht unmittelbar mit diesem im Kontakt standen, ist somit nicht verwunderlich. 53 Im Urin von 48 Europaabgeordneten konnte durchschnittlich 1,7 Milligramm Glyphosat nachgewiesen werden – 17-mal mehr als die erlaubte europäische Höchstgrenze für Trinkwasser.
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Die aufgeführten Daten und Fakten stützen sich auf das Buch "Unser täglich Gift" von Johann G. Zaller, Ökologe an der Wiener Universität für Bodenkultur sowie Experte der Österreichischen Biodiversitätskommission.