Investitionen für den Naturschutz
Eine ereignisreiche Saison geht auf der Küstenvogelschutzinsel Kirr im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft zu Ende. Dank der Unterstützung von Naturefund e. V. und ergänzt durch Gelder aus dem Umweltministerium des Landes M-V konnte eine Reihe wichtiger Projekte zur Entwicklung und Pflege dieser Insel im Schutzgebiet umgesetzt werden.
Von zentraler Bedeutung für das Nationalparkamt Vorpommern ist der Ankauf von Grundstücken auf der Insel, um das Gebiet und dessen Pflege dauerhaft für den Naturschutz zu sichern.
Der Startschuss für eine weitere Projektphase zum Flächenankauf wurde am 22.04.2016 mit einer Informationsveranstaltung in Zingst gegeben. Mithilfe dieser Veranstaltung konnten 8 Eigentümer erreicht werden. Im Anschluss daran erklärten zwei Eigentümer sofort ihre Verkaufsbereitschaft und die Grundstücksverkäufe konnten zügig durchgeführt werden. Im August startete Naturefund e.V. einen weiteren Spendenaufruf für das Kirr-Projekt und bereits am 16. September, nach nur 5 Wochen, wurde dank einer überraschenden Großspende das Spendenziel Phase erreicht. Nun können wir wieder allen Verkaufsinteressenten ein entsprechendes Angebot machen.
Bereits 74.920 m² für die Natur gesichert!
Allen 369 großzügigen Spendern für unser Projekt gebührt ein herzliches Dankeschön!
Über die Projektzeit von 2012 bis 2015 konnten so zusammen 62.030 m² erworben werden. Im Jahr 2016 kamen bis zum heutigen Tage nochmals 14.890 m² hinzu. Mit der Hilfe von Naturefund konnten wir bereits 74.920 m² für die Natur sichern!
Die Salzwiesen der Insel Kirr können jedoch nur erhalten werden, wenn in jedem Sommer eine Rinderherde von rund 350 Jungrindern auf der Insel weidet und mit ihrem Appetit Biotoppflege leistet. Es ist eine althergebrachte Nutzungsform für das regelmäßig überflutete Inselland im brackigen Wasser der Vorpommerschen Boddenkette.
Die Weidewirtschaft auf der Insel ist anspruchsvoll und beschwerlich aber in ihrer positiven Wirkung für die Lebensräume bedrohter Küstenvogelarten unersetzlich. Um auch in Zukunft die Beweidung sicher und effektiv zu gestalten, fanden im Jahr 2016 besondere Investitionen und Pflegemaßnahmen statt.
Eine Seefahrt mit der „Seekuh“
Vor dem diesjährigen Auftrieb der Rinder, welcher für die Tiere immer eine außergewöhnliche Seefahrt mit der eigens umgebauten Fähre „Seekuh“ über den Zingster Strom bedeutet, wurde der alte marode Anleger auf der Inselseite durch einen stabilen Neubau ersetzt. So gelangten die ersten Rinder am 07. Juni sicherer als zuvor auf die Insel.
Doch neben gesundem Salzweidenfutter lauern auf einer Insel auch Gefahren für die Weidetiere. Eine erhebliche Quelle von Verletzungen konnte in diesem Jahr entfernt werden. Noch aus DDR-Zeiten lagen in den Prielen der Insel 21 alte Stahlrohre, die durch das brackige Wassers verrostet und scharfkantig zerbrochen waren, so dass sich die Rinder beim Queren der Priele häufig Verletzungen an den Läufen zuzogen. Diese Altlasten wurden im September von einer Fachfirma geborgen und entsorgt.
Während die meisten Priele und Gräben der Insel von den Weidetieren durchwatet werden können, ist die Moorrinne mit Schwingrasen zwischen den Inselteilen Kleine und Große Kirr lebensgefährlich. Damit auch die Insel Kleine Kirr für den Brutvogelschutz beweidet werden kann, wurde nun eine Pontonbrücke zwischen den Inselteilen installiert, so dass die Rinder die Moorrinne gefahrlos überqueren können.
Flussseeschwalben kehren auf die Kirr zurück
Der große Aufwand und die in diesem Jahr erheblichen Investitionen in die Flächenpflege sind Voraussetzungen für eine gute Brutsaison für Rotschenkel, Säbelschnäbler und Co. Die ersten Berichte der ehrenamtlichen Vogelwärter stimmen zuversichtlich. Die Lebensraumbedingungen waren insoweit ansprechend, dass viele Zielarten gute Brutbestände erreichten. Sicher wäre die Brutzeit auch für andere Arten noch besser verlaufen, wenn ein paar mehr Niederschläge die Priele und Senken der Insel gefüllt hätten. Da die Küstenbrutvögel in Mecklenburg-Vorpommern leider seit Jahren in vielen Gebieten rückläufige Bestände zeigen, ist die Erwartungshaltung niedrig und so wurde zusammengefasst: „Sieht ja so schlecht nicht aus - die Flussseeschwalben sind auf dem Kirr zurück, Uferschnepfe und Kiebitz überdurchschnittlich. Gegen die Trockenheit kann man nichts machen.“
Da die Natur Zeit hat, braucht auch der Naturschutz einen langen Atem und die Bemühungen um ein erfolgreiches Management auf der Insel Kirr müssen auch im nächsten Jahr engagiert fortgeführt werden.