Gleiches gilt für die typische Vogelwelt der Feuchtwiesen und –weiden. Auf der Insel Kirr wird diese kulturhistorische Nutzung beibehalten, um die auf diesen Lebensraum angewiesenen Tier- und Pflanzenarten zu erhalten – mit Erfolg! Stabile Brutbestände von wiesenbrütenden Watvögeln, die deutschlandweit im Rückgang sind und auf den Roten Listen stehen, sind das Ergebnis aufwändiger Landschaftspflege.
135 Rotschenkelpaare, 60 Paare Uferschnepfen, 45 Paare vom Säbelschnäbler und 45 Austernfischerpaare gestalteten zusammen mit vielen anderen Arten im vergangenen Frühjahr ein ganz besonderes Konzert zum Sonnenaufgang auf dem Kirr.
Erstmalig brütendes Blaukehlchen auf der Insel Kirr
Neben diesem beträchtlichen „Spektakel“ vernahmen die ehrenamtlichen Vogelwärter im letzten Jahr einen neuen Gesang. Erstmalig brütete ein Blaukehlchen auf der Insel. Blaukehlchen bevorzugen Gebüsche und Schilfbereiche in Wassernähe. Auf dem Kirr befinden sich an wenigen Stellen, rund um den Kranichhof, passende Strukturen, die nun eine neue Brutvogelart auf der Insel beherbergten.
Wir sind schon gespannt, wie es im kommenden Frühjahr weitergeht …
Rastgeschehen auf der Insel Kirr
Doch nicht nur im Frühjahr besiedeln viele Vogelschwärme die Insel Kirr. Auch im Winterhalbjahr ist die Kirr bei vielen Rastvögeln und Wintergästen beliebt. Die Insellage bietet Ruhe und Sicherheit und macht sie als Rast- und Schlafplatz für viele Vogelarten besonders attraktiv. Die weiten Grünlandflächen sind zudem eine wichtige Nahrungsquelle für verschiedene Gänsearten, wie Saat-, Bläss, Grau- und Weißwangengänse.
Bild: Norman Donner; Sonnenaufgang über der winterlichen Kirr
Insbesondere die Weißwangengans kommt im Winter zu Tausenden vor. Ihre größten Brutgebiete liegen auf Spitzbergen, Grönland und in Nordwest-Sibirern. Von dort ziehen sie jährlich tausende Kilometer in die Überwinterungsgebiete und zurück. Die sibirischen Brutvögel überwintern überwiegend an der niederländischen Nordseeküste und rasten zwischenzeitlich einige Wochen im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft.
Bei milder Witterung, wie in diesem Winter, bleiben auch viele Weißwangengänse in der Boddenlandschaft. Die rastenden Trupps umfassen teilweise 10.000 Individuen und mehr. Sie sind von Ende September bis Mitte Mai besonders gut bei der Nahrungssuche auf großen Grünlandflächen oder auf dem Weg zu den Schlafplätzen, wie der Insel Kirr und der Barther Oie, zu beobachten.
Bild: Norman Donner; Weißwangengänse auf einem Flug über die Insel Kirr
Die Insel Kirr, als ungestörter Rückzugsort für tausende Rastvögel, unterstreicht auch im Winterhalbjahr ihre Wichtigkeit für den Naturschutz.