Wälder werden weltweit im großen Stil vernichtet. Kaum jemand weiß dabei, dass einer der bedrohtesten Urwaldtypen nicht auf der Südhalbkugel der Erde liegt, sondern direkt vor unserer Haustür.
Deutschland ist dabei das Kernland der Rotbuche
Deutschland ist dabei das Kernland der Rotbuche. Von Natur aus wären 66 Prozent der Bundesrepublik von Buchenwäldern bedeckt. Buchenurwälder gibt es bei uns nicht mehr und alte Buchenwälder, die noch eine ungefähre Vorstellung von unseren früheren Urwäldern vermitteln könnten, bedecken noch nicht einmal ein Tausendstel ihrer ursprünglichen Flächenausdehnung.
Nur 0,3 Prozent der Wälder sind naturbelassen
Noch heute ist Deutschland zu etwa einem Drittel bewaldet. Doch nur 0,3 Prozent dieser Wälder sind naturbelassen. Dies stellte das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft im Jahr 2003 fest. Rotbuchenwälder wachsen weltweit nur in Europa. In Deutschland war die Buche früher die am weitesten verbreitete Baumart. Durch Rodung und Forstwirtschaft ist ihr ursprüngliches Areal auf ca. 10% geschrumpft. Buchen können 300 bis 400 Jahre alt werden und dabei gewaltige Dimensionen annehmen. Ihre Lebenszyklen sind dabei mehr als doppelt so lang wie die der Wirtschaftsforste, in denen bereits nach 140 Jahren sogenannter 'Umtriebszeit' verjüngt wird.
Voraussetzungen für Urwälder
In natürlichen Buchenwäldern sorgen Pilze, Krebsgeschwüre, Zwieselbildung, Faulstellen und Kronenbruch im Laufe der Jahre für jede Menge Totholz, welches im Wald verbleibt und zusammen mit umgestürzten Bäumen bis zu einem Drittel der Holzsubstanz des lebenden Waldes ausmacht. Buchenurwälder setzten sich aus einem vielfältigen, kleinteiligen Mosaik der verschiedenen Entwicklungsphasen zusammen, wobei die älteren, reifen Stadien weitaus überwiegen. In einem echtem Urwald sind alle Phasen der Waldentwicklung auf einer Fläche von 30 Hektar neben und miteinander anzutreffen. Soll ein Urwald entstehen, darf im Gegensatz zu Wirtschaftswäldern kein Holz mehr entnommen werden. Das gilt ebenso für abgebrochene Baumstrünke wie auch für herumliegendes Kronenmaterial das oft aus Waldhygiene beseitigt oder als Feuerholz verkauft wird.
Die Fauna im Buchenwald
In Buchenurwäldern tummeln sich zahlreiche Insekten unter und über den Baumkronen. Während nur wenige Schmetterlinge im Kronendach der Buche zu finden sind, ist die Anzahl der Käfer, Spinnen und Pilze enorm. Rund ein Fünftel der in Deutschland vorkommenden Käferarten ist auf Totholz angewiesen und kann daher in den gewaltigen Mengen an Holzsubstanz in einem Urwald bestens gedeihen.
Naturnaher Buchen–Wald auf der Hohen Schrecke
Die Hohe Schrecke wurde über mehrere Jahrhunderten bis 1934 von der Werther'schen Forstverwaltung extensiv genutzt. Im Zeitraum 1934 bis 1992 diente sie als Militärfläche, zuerst von der Deutschen Wehrmacht und ab 1945 von den Sowjettruppen. Ein naturnaher Buchenwald blieb erhalten. Über 230 Jahre zählen mittlerweile die Ältesten, bis zu 52 m hoch strecken sich ihre grünen Baumwipfel in die Höhe und ihr Stamm misst über 150 cm im Durchmesser. Jeder dieser alten Baumriesen ist ein Individuum. Vielastige Kronen, Blitzrinnen und Trockenrisse im Stamm, Faulstellen, Pilzkonsolen und Spechthöhlen – die alten Buchen entsprechen nicht dem forstwirtschaftlichen Idealbaum - doch der Natur. Erst alte Buchen erreichen den ökologischen Höhepunkt. Denn diese „Makel“ wie Trockenrisse und Faulstellen eröffnen Lebensräume für die über 600 an und von der Rotbuche lebenden Tierarten. Sie schaffen Nischen- und Lebensvielfalt. Direkt Land für die Natur schützenMehr über den BuchenwaldMehr über den RothirschMehr über die Urwaldreliktarten