Mülltrennung: Warum und wie?
Mülltrennung ist extrem wichtig, um Ressourcen zu schonen. Nur aus den reinen Materialien können wieder neue gewonnen werden. Wer also eine Glasflasche in den Restmüll wirft, verschwendet sehr viel. Glas könnte nämlich unendlich oft wiederverwendet werden, mit einem deutlich geringeren Ressourcen- und Energieaufwand als bei der Herstellung von neuem Glas.
Da unser Müll auch nicht nachsortiert wird, werden sehr häufig Rohstoffe verbrannt, die man noch gut hätte nutzen können, weil sie im Restmüll landen. Bis zu 70% des Restmülls in München könnte wiederverwendet werden..
Früher wurden Kunststoffe häufig verwendet, um die Heizkraftwerke schneller aufzuheizen und waren deshalb sehr beliebt bei der Müllentsorgung. Das ist heute aber nicht mehr so! Plastik wird bei den großen Mengen an Müll nicht mehr extra zum Anheizen gebraucht und verursacht sogar zu viel Hitze. Deshalb muss die Anlage mittlerweile sogar mit zusätzlicher Energie heruntergekühlt werden.
Übrigens: auch Produkte ohne grünen Punkt können wiederverwertet werden. Die Verpackungen gehören in die Container an den Wertstoffinseln, in den gelben Sack, die gelbe Tonne oder in die Wertstofftonne – je nachdem in welcher Stadt man lebt. Das Symbol steht für ein duales System der Müllentsorgung, das Anfang der Neunzigerjahre entstanden ist, ist aber nicht mehr die einzige Voraussetzung zur Wiederverwendung.
In den Container an den Wertstoffinseln dürfen ausschließlich Verpackungen aus Plastik entsorgt werden. Der ganze andere Plastikmüll, wie zum Beispiel ein kaputtes Bobby-Car oder ein alter Plastikstuhl, muss zum Wertstoffhof gebracht werden.
Papier kann nur dann wiederverwendet werden, wenn es möglichst sauber ist. Benutze Taschentücher und alte Pizzakartons können also nicht in die blauen Tonne geworfen werden, sondern gehören in den Restmüll. Abgesehen von der Farbe kann nämlich nichts aus dem Papier wieder herausgezogen werden.
Was gehört eigentlich in die braune Tonne? Mittlerweile darf in die braune Tonne: gekochtes Essen, rohes Fleisch, roher Fisch und Abfälle aus dem Garten. Aufpassen sollte man dahingegen bei kranken Pflanzen und dem „Traubenkraut“, besser bekannt als Ambrosia. Beide soll nicht in die neue Erde gelangen, die aus dem Biomüll entsteht. Korken, Streu aus Tierkäfigen und Asche gehören in den Restmüll.
Glas wird im Müllwagen zwar zusammen transportiert, aber in verschiedenen Fächern. Dadurch sieht es so aus als ob das Trennen nichts bringen würden. Das ist aber nicht der Fall: die Farben bleiben sortiert.
Schließlich bleibt jedoch die Frage: wohin geht unser Müll?
Seit Ende des zweiten Weltkriegs wird immer mehr Müll produziert. Die Menschen wurden immer mehr zum Konsum und weg von der Wiederverwertung erzogen. Auch die immer kürzer werdenden Innovationszyklen und kürzere Produktlebenszyklen kurbelten den Konsum weiter an. Dabei denken die Menschen relativ wenig darüber nach, wohin ihr Müll eigentlich verschwindet. Erst wenn es zu Problemen kommt, wie bei den Streiks in Italien, wird der Müll zum Thema.
Unser Müll wird dabei vor allem nach Südostasien und Afrika verschifft. Dabei werden bestehende Machtstrukturen und soziale Ungleichheiten verfestigt, denn neue Deponien eröffnen meist in struktur- und einkommensschwachen Regionen, ärmeren Stadtvierteln oder in Schwellenländern. Beim Transport über die Grenze entsteht ein Geschäftsmodell. Obwohl es für viele Schwellenländer lukrativ ist, entstehen Probleme., zum Beispiel bei der Entsorgung von unserem Elektroschrott. Um an die Rohstoffe zu gelangen werden Handys einfach unter freiem Himmel und neben ungeschützten Menschen verbrannt, die dann die giftigen Dämpfe einatmen.
Ein Lösungsvorschlag: Deutschland sollte den Müll an andere Industrienationen verkaufen, mit höheren technologischen Standards, wie beispielsweise an die Niederlande, die schon auf große Mengen Müll spezialisiert sind.
Um auch noch den Transport innerhalb der EU zu vermeiden, wäre die beste Lösung den Müll einfach hier bei uns zu entsorgen. Unser Entsorgungssystem ist aber derzeit gar nicht auf so viel zusätzlichen Müll ausgelegt. Ein derartiger Wandel wäre also schwierig, weil er noch an viele weitere Faktoren gebunden ist.
Dafür wäre ein Systemwandel und ein nachhaltiger Verhaltenswandel nötig. Das politische Klima muss günstig sein, um einen derartigen Bewusstseinswandel durchsetzen zu können. Momentan könnte dafür ein ganz guter Moment sein, da Plastikvermeidung zur Zeit ein großes Thema ist und die Gesellschaft eine große Bereitschaft für grundlegende Veränderungen aufweist.
(Quelle: sueddeutsche.de)