Luftaufnahmen von Sri Lanka zeigen, dass es nach dem Tsunami im Yale-Nationalpark kaum tote Wildtiere gibt, trotz schwerer Schäden bei der Vegetation. Die UNO will nun untersuchen, ob das Fluchtverhalten der Tiere als Frühwarnsystem dienen kann.
Rätselraten um das Verhalten der Tiere
Liebe Leserin, lieber Leser, Forscher und Forscherinnen rätseln, warum sich viele Wildtiere vor den Wassermassen rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten. Eine mögliche Erklärung ist, dass Vögel und Delfine durch ihr sehr differenziertes Hörvermögen Veränderungen im Luftdruck wahrgenommen haben. Dadurch könnten sie die anrollenden Wassermassen rechtzeitig gespürt und sich daraufhin in Sicherheit gebracht haben.
Warnsignale über Artgrenzen hinweg
Elefanten wiederum können Infraschallsignale unterhalb der menschlichen Hörschwelle wahrnehmen. Möglicherweise haben sie das Grollen brechender Erdkrustenplatten wahrgenommen und sich daraufhin rechtzeitig in höhere Regionen zurückgezogen. Diese Warnsignale werden dabei über Artgrenzen hinweg weitergegeben. Elefanten geben solche Signale mit Warnrufen an ihre Artgenossen weiter. Davon könnten möglicherweise auch andere Tiere profitiert haben, denn die Struktur von Warnrufen ist bei verschiedenen Tieren sehr ähnlich und wird möglicherweise über Artgrenzen hinweg verstanden.
Viele Ureinwohner interpretierten die Zeichen richtig
Während Tausende ertranken, gab es bei vielen indigenen Gruppen weniger Tote. Die Ureinwohner interpretierten offenbar das Zurückweichen des Meeres vor der ersten Flutwelle, das Schreien der Vögel und andere ungewöhnliche Anzeichen als Warnung und suchten schnell Zuflucht. Die Regierung Indiens hat nach Informationen der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) daher bereits am Montag angeordnet, traditionelle Frühwarnsysteme von Ureinwohnern besser zu studieren. Sie könnten eine Hilfe für die Küstenbewohner sein, sich zukünftig besser vor Naturkatastrophen und Flutwellen zu schützen.
Ausmaß der Zerstörung unbekannt
Untersuchungen sollen ebenfalls klären, welche Schäden an Tier- und Pflanzenwelt in den Flutgebieten entstanden sind. Diese ökologischen Zerstörungen haben wiederum einen direkten Einfluss auf die Lebensbedingungen der Flutopfer. Besonders die Fischerei ist durch die Flut in ihrer Existenz bedroht. Erste Bilder machen deutlich, dass große Teile der Korallenriffe und Mangrovensümpfe in den Küstengebieten durch die Wucht der Wellen und das zurücklaufende Wasser zerstört wurden. Gerade diese Gebiete sind jedoch wichtige Lebens- und Futtergebiete für Fische.
Salz und Chemikalien im Trinkwasser?
Ebenso soll untersucht werden, ob das Wasser die Nester von Riesen-Schildkröten ausgespült hat. Geklärt werden soll dabei, ob Öl oder Chemikalien ausgetreten sind und ob diese Substanzen Fische, Schildkröten, Delfine wie auch den Menschen bedrohen. Eine weitere Frage ist, ob verdrecktes Seewasser in Trinkwassergebieten versickert ist, und ob dadurch möglicherweise Gesundheitsgefahren für Menschen bestehen. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der UNEP haben bereits in den letzten Tagen begonnen, die Schäden systematisch zu erfassen. Für das Forschungsprojekt stellt die Organisation knapp eine Million US-Dollar zur Verfügung.