Das Phänomen war 30 Jahre ungeklärt
Wenn Menschen ein feineres Gehör hätten, wäre es in manchen Wäldern während der Dürreperiode unerträglich laut. So haben französische Forscher mittlerweile zuordnen können, woher die "Schreie" im Ultraschallbereich vor allem während langer Trockenzeit kommen, denn es sind keine Tiere, die diese Laute von sich geben, sondern Bäume.
Der Physiker Alexandre Ponomarenko vom Laboratoire Interdisciplinaire de Physique in Grenoble und sein Team beschreiben im Fachblatt Journal of the Royal Society Interface, wie es zu den Ultraschallwellen kommt, die schon seit 30 Jahren messbar, aber nicht zuzuordnen waren. Dass Bäume Ultraschallwellen erzeugen können, ist schon seit den 1980er Jahren bekannt. Bereits kurz darauf wurde bemerkt, dass die Ultraschallwellen besonders bei Wassermangel auftreten. Die Ursache konnten bis dato jedoch nicht identifiziert werden.
Ein Versuch liefert neue Erkenntnisse
Bei starker Verdunstung in den oberen Bereichen der Pflanze entsteht Unterdruck. Über feine Gefäße saugt die Pflanze so Flüssigkeit nach oben. Auf diese Weise kann das Wasser von den Wurzeln eines ausgewachsenen Baums bis in die äußersten Spitzen gelangen. Problematisch wird es, wenn der Wassernachschub ausbleibt – es kommt zu Spannung in der Flüssigkeit und in den Gefäßen. Schließlich reißt die dünne Wassersäule: In dem Moment, bilden sich Bläschen und die dünnen Gefäßwände der Wasserbahn geraten für Millisekunden in Schwingung: Ultraschallwellen entstehen.
Wichtige Erkenntnisse für den Umweltschutz
Wie stark die Wellen sind, hängt davon ab, wie groß die Gefäße sind und wie trocken es ist. Alexandre Ponomarenko und seine Kollegen erklären im Journal of the Royal Society Interface. „Es gibt nun ein großes Potenzial, mit einem einfachen und nicht invasiven Ultraschallsensor die Auswirkungen schwerwiegender Trockenperioden auf das Überleben der Wälder zu verfolgen.“
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