Nicht nur beim Klima wird die Zeit zum Umsteuern immer knapper, auch zahlreiche der weltweiten Fischbestände stehen kurz vor dem Kollaps. Dennoch subventioniert die Europäische Union den Ausbau der Fangflotten jährlich mit 11 Millionen Euro.
Fischbestände überfischt
Liebe Leserin, lieber Leser, Der Fischerei-Report, der von der Welternährungsorganisation FAO der Vereinten Nationen Anfang März vorgestellt wurde, ist alarmierend. Demnach sind bereits 77 Prozent der weltweiten Fischbestände überfischt oder bis an ihre Grenzen ausgebeutet. Zu den am meisten befischten und damit besonders problematischen Regionen gehören dem Bericht zufolge der Südost-Atlantik, der Südost- Pazifik, der Nordost-Atlantik sowie die Fischgründe im Indischen Ozean.
Fisch ist eine wichtige Nahrungsgrundlage
Fisch ist für Millionen von Menschen eine wichtige Nahrungsgrundlage. Doch wenn die Meere bis an die Grenzen weiterhin bis an die Grenze überfischt werden, werden die globalen Fischbestände bis Mitte des Jahrhunderts zusammenbrechen. Jedes Jahr werden 86 Millionen Tonnen Fisch aus den Meeren gefangen. Zu den am stärksten bedrohten Arten zählen laut dem FAO-Report Riesenhaie, Kabeljau, Seehecht, Granatbarsch und Roter Tunfisch.
Europäische Union subventioniert Überfischung
Bis zu zwei Drittel ihrer Bestände sind überfischt oder bereits zusammengebrochen. Besonders auf Hoher See seien viele Arten massiv gefährdet. Obwohl das internationale Fischereiabkommen die Fischerei außerhalb der nationalen 200 Seemeilen-Zonen regeln soll, halten sich viele Staaten nicht an die vereinbarten Fangquoten. Die Zahl der nur moderat ausgebeuteten Fischbestände ist laut FAO seit den 1970er Jahren bis heute von 40 auf 23 Prozent gesunken. Trotz der massiven Überfischung subventioniert die Europäische Union den Ausbau der Fangflotten jedes Jahr mit 11 Milliarden Euro.
Fischzuchten nur bedingt ein Ausweg
Fischzuchten decken laut der FAO heute bereits 43 Prozent des menschlichen Fischkonsums. "Die rasant wachsenden Aquakulturen sind kein Königsweg aus der Fischereikrise", mahnt jedoch WWF-Fischereiexpertin Heike Vesper. Oftmals wird das Problem nur verschoben, denn auch der Zuchtfisch muss mit wild gefangenem Fisch oder Fischmehl gefüttert werden. Zur Lösung der Fischereikrise sei es aber noch nicht zu spät. Die Fangmengen müssen deutlich reduziert oder der Fang so lange eingestellt werden, bis sich die Bestände erholen. Das gilt zum Beispiel für den Roten Tunfisch im Mittelmeer oder den Kabeljau in der Nordsee. Langfristig sichern gesunde Fischbestände auch Arbeitsplätze in der Fischerei.
Fische mit Umweltzertifikat
Große Hoffnungen setzen die Umweltschützer in das blaue Siegel des 'Marine Stewardship Council' (MSC). Es garantiert, dass der enthaltene Fisch aus einer umweltverträglich arbeitenden Fischerei stammt, die Fischbestände für die Zukunft erhält. Immerhin vier Prozent des Weltfischfangs trägt bereits das Öko-Zertifikat - Tendenz steigend.