Fundraising 2.0 – Eine Bachelorthesis findet ihr Ende
Die Studentin Lisa Mertens untersuchte in ihrer Bachelorarbeit den Einfluss von Social Media für das Fundraising. Ein Ergebnis: Social Media hat viele positive Effekte, die über das reine Spenden hinausgehen.
Veränderungen in der Kommunikation
Motivation für den Titel ist wohl in einem persönlichen Interesse begründet. Inspiriert wurde ich jedoch durch einen Vortrag von Katja Wiese, die 1. Vorsitzende des in Wiesbaden ansässigen Vereins Naturefund e.V. und die im Studium Media Management erlangten Kenntnisse. Aus dieser Mischung entstand der Gedanke die Kenntnisse über neue Medien und die aus diesen resultierenden Veränderungen der Kommunikation auf ihre Auswirkung auf die Arbeit gemeinnütziger Organisationen zu untersuchen.
Finanzierung eines Projektes durch die Gemeinschaft
Sowohl die Unterstützungspotentiale Social Medias hinsichtlich Fundraising-Aktivitäten als auch die Tauglichkeit Crowdfundings, also die Finanzierung eines Projektes durch die Gemeinschaft, als alternative Budgetbeschaffungsmaßnahme waren Untersuchungsgegenstand der Arbeit. Der Fokus meiner Arbeit liegt jedoch deutlich auf dem Web 2.0, der neuen Generation des Internets und den damit verbundenen Veränderungen zum sogenannten Mitmach-Internet, als Auslöser und kommunikative Grundlage für die Entstehung und den Erfolg von Crowdfunding und deren unterstützende Strukturen für eine grundsätzliche Ansprache und Generierung von Spendern über Online-Kanäle. Als Alternative ist Crowdfunding unter Berücksichtigung gewisser Einschränkungen durchaus denkbar, kann jedoch nicht ohne gewisse Anpassungen für das Fundraising übernommen werden. Deutlich wurde, dass seine Mechanismen zur Lösung typischer Probleme im Spendenwesen beitragen können. Aufgrund der vorherrschenden Zweckgebundenheit von Spenden ist ein System, dass die zu sammelnde Summe von Anfang an definiert, um Überschüsse zu vermeiden, sinnvoll. So kann gezielter gesammelt werden und das Problem umgangen werden, Spenden nach Umsetzung des Projektes übrig zu haben, die aus rechtlichen Gründen jedoch nicht für andere Zwecke nutzen dürfen.
Steigerung der Transparenz
Einer Steigerung der Transparenz käme Crowdfunding wohl auch zu Gute. Die Live-Ticker ähnliche Anzeige des Spendenstandes ermöglicht es Unterstützern jederzeit auf dem neuesten Stand zu bleiben. Eine Art Echtzeit-Dokumentation entsteht. Crowdfunding differenziert sich jedoch vor allem vom herkömmlichen Spenden durch das Charakteristikum der Gegenleistungen. Dies ist aber wohl im gemeinnützigen Sektor nicht umzusetzen, da Organisationen gezwungen wären einen Teil der Spendenmittel zur Umsetzung von Gegenleistungen zu verwenden. Hier ist fraglich ob das den Spendern der Mittel zusagt.
Spenden über Facebook, YouTube und Twitter?
Im Weiteren wurden speziell die Plattformen Facebook, YouTube und Twitter auf ihre das Crowdfunding aber auch das Fundraising unterstützenden Charakteristika, wie das Bilden von Netzwerken oder das Teilen von Informationen hin untersucht und anschließend mit den herkömmlichen Kommunikationskanälen des Spendenmarketings, wie beispielsweise Mailings oder TV-Werbung, verglichen. Zentrales Ergebnis meiner Arbeit ist, dass Social Media grundsätzlich den wichtigsten Themen des Spendenwesens mit seinen speziellen Charakteristika entgegen kommt. Das direkte Generieren von Spenden ist über die sozialen Medien wohl nicht möglich und wenn bedarf es einer guten Reputation der Organisationen. Mit Hilfe der Strukturen im Web 2.0 und in den sozialen Medien ist es möglich Transparenz bezüglich der eigenen Aktivitäten und auch des Einsatzes der erhaltenen Spenden zu schaffen. Dies wiederum trägt zum Aufbau von Vertrauen und Glaubwürdigkeit bei, die wiederum der eigenen Reputation zu Gute kommen.Vor allem die drei untersuchten Plattformen weisen eine Vielzahl sinnvoller und unterstützender Mechanismen auf.
Einfluss der Userstruktur auf das Spendenverhalten
Um eine Aussage über die aktuelle Nutzung sozialer Plattformen im Spendenwesen sowie deren Nutzungspotentiale treffen zu können, wurde der Status Quo zweier namhafter deutscher Non-Profit-Organisationen untersucht. Im Umkehrschluss war auch auf die Userstruktur sozialer Plattformen sowie deren Spendenverhalten von Interesse, welche in Form einer Datenerhebung untersucht wurden. Die Ergebnisse hierzu bestätigen, dass im Social Web vor allem junge Menschen agieren und somit die Möglichkeit der Erschließung einer neuen Spendergeneration gegeben ist. Die dort agierenden User bringen sowohl Spendenaffinität als auch ein ausgeprägtes Online-Verhalten mit. Obgleich die Befragten dem Online-Spenden noch skeptisch gegenüberstehen und hier deutliche Hemmnisse zu erkennen sind, halten sie Online-Aktivitäten grundsätzlich für den Bereich des Fundraisings für unabdingbar. So besteht das Potential über Online-Kommunikation, an Spenden interessierte User zu erreichen.
Die vollständigen Ergebnisse anfragen
Abschließend ist zu sagen, dass das Social Web eine Vielzahl an Möglichkeiten mit sich bringt und auch das System des Crowdfundings den ein oder anderen interessanten Mechanismus für das Spendenwesen bereithält. Die vollständigen Ergebnisse können bei Lisa Mertens unter lisafelicia.mertens@gmail.com angefragt werden. Für die Fülle der Ergebnisse hat sich die dreimonatige Arbeit auf jeden Fall gelohnt. Auch das beruhigende und befreiende Gefühl welches sich bei der Abgabe einstellte war Trost für lange und arbeitsreiche Nächte, einen vernachlässigten Haushalt und einige Sozialkontakte die sich hin und wieder vernachlässigt fühlten. In diesem Sinne bedanke ich mich für viel Verständnis und für die liebe Unterstützung und den Beistand von Katja Wiese, meiner Mutter und einigen anderen lieben Menschen.