Die Geschichte des Hanfs
Hanf gehört zu den ältesten und wertvollsten Kulturpflanzen überhaupt. Bereits vor 12.000 Jahren wurde Hanf als Getreide in China und Persien angebaut. Aufgrund der vielfältigen Nutzung sollen im Römischen Reich sogar Kriege wegen Hanf geführt worden sein. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war Hanf die meist angebaute Nutzpflanze weltweit. Auch als Medizin wurde Hanf auf die Wunden der Krieger gelegt und außerdem gegen Gicht benutzt.
Mit der Industrialisierung begann jedoch der Niedergang des Hanf. Denn Hanfverarbeitung war Handarbeit und dadurch mühsam und teuer. Nachdem die Baumwollmaschine erfunden wurde, revolutionierte Baumwolle den Textilmarkt. Auch die Papierindustrie fand einen neuen, billigeren Rohstoff: die damals frei zur Verfügung stehenden Holzwälder. Um die Absatzmärkte für Hanf endgültig zu zerstören, setzte sich die Holz- und Papierlobby zunächst für eine Hanfsteuer und später für ein endgültiges Hanfverbot ein.
Die Vielfalt von Hanf
Zunächst muss zwischen THC-armen und THC-reichem Hanf unterschieden werden. THC bezeichnet dabei die psychoaktive Substanz der Hanfpflanze. THC-reiches Hanf wird somit zu psychoaktivem Haschisch oder Marihuana weiterverarbeitet. Aus THC-armem Hanf (Nutzhanf), kann man kein Rauschmittel gewinnen, es aber in vielfältiger Weise weiterverarbeiten.
Nutzhanf lässt sich auf nahezu jedem Boden, bei jedem Klima und mit wenig Pflege anpflanzen. Es wächst sehr schnell und benötigt keine Pestizide. Aus dem Rohstoff lassen sich nicht nur Dämm- und Isolierstoffe gewinnen, sondern Hanf ist auch die Grundlage für zahlreiche Textil- und Papierprodukte. Aus den Hanfsamen lassen sich kosmetische Produkte, aber auch Nahrungsmittel gewinnen.
Ein weiterer Vorteil von Hanf ist seine ungewöhnliche Elastizität, Reißfestigkeit und Haltbarkeit. Hanfpapier weist eine wesentlich bessere Haltbarkeit als normales Papier auf und vergilbt fast nicht. Außerdem kann es aufgrund seiner hohen Reißfestigkeit öfter recycelt werden. Der größte Vorteil gegenüber Holz ist jedoch, dass auf gleich großer Nutzfläche Hanf im Vergleich zu Holz etwa vier- bis fünfmal mehr Papier ergibt.
Der steinige Weg zurück
Nun fragt man sich, warum es nicht viel mehr Produkte aus Hanf auf dem Markt gibt? Obwohl Nutzhanf seit 1996 wieder zum Anbau freigegeben ist, bauen es nur wenige Landwirte an. Hohe Fördergelder für den Anbau von Mais und anderen pflanzlichen Energielieferanten sind so attraktiv, dass diese die meisten Flächen einnehmen. Der Hanfanbau dagegen ist (noch) nicht lohnenswert und bringt viel Bürokratie und Kontrollen mit sich. Durch das jahrzehntelange Hanfverbot sind Zucht und maschinelle Weiterverarbeitung im Gegensatz zu anderen Kulturpflanzen noch wenig entwickelt und dadurch auch teurer als vergleichbare Produkte. Auch der Ruf der Pflanze hat durch das Verbot gelitten.
Dennoch wächst die Nachfrage nach Hanf nicht nur für Fasern und Dämmstoffe, sondern auch im Lebensmittelmarkt und der Medizin. Und nach und nach kämpft sich die Pflanze ihren Weg zurück - als altbewährte Kulturpflanze.
Hanf wird auch zur Herstellung von Kleidungsstücken verwendet. Hier geht's zum Artikel Kleidung der Zukunft