Hochwasser mit überfluteten Bäumen
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Hochwasserschutz so wichtig wie nie zuvor

Durch anhaltenden Stark- und Dauerregen sind derzeit Teile Süddeutschlands von heftigen Überschwemmungen betroffen. Hochwasser hat fast immer verheerende Folgen für Mensch und Natur. Es bedarf dringend Lösungen und Anpassungen an die klimatischen Veränderungen.

Dauerregen als Folge der globalen Erwärmung?

In manchen Gebieten Süddeutschlands sind in kurzer Zeit über 100 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen – mehr als die Menge, die normalerweise in einem ganzen Monat fällt. Das Wasser trifft auf Böden, die nach den vergangenen regenreichen Wochen bereits gesättigt sind. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass die Pegel der Flüsse weiter steigen, über die Ufer treten und viele Häuser und Straßen überfluten werden.

Es ist schwer zu bestimmen, ob der aktuelle Dauerregen direkt eine Folge der globalen Erwärmung ist. Allerdings sind zwei Aspekte des Regenwetters klar: Die Weltmeere, einschließlich des Mittelmeers, sind seit über einem Jahr außergewöhnlich warm. In warmen Meeren verdunstet mehr Wasser, was zu feuchterer Luft führt. Zudem kann wärmere Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen, was Meteorologen zufolge in den letzten Wochen und Monaten zu verstärkten Regenfällen geführt haben könnte.

Trend klar erkennbar

"Betrachtet man die gesamte Feuchtigkeit in der Atmosphäre, ist der Trend klar erkennbar, ähnlich wie bei der Temperatur", erklärt Sebastian Sippel, Klimawissenschaftler an der Universität Leipzig. "Hier zeigt sich eindeutig ein Klimawandelsignal." Allerdings lässt sich daraus kaum ableiten, wie sich die Niederschlagsmengen in den verschiedenen Weltregionen zukünftig entwickeln werden. Dies liegt an der komplexen Dynamik der Atmosphäre – das Zusammenspiel von Hoch- und Tiefdruckgebieten, Windsystemen in verschiedenen Höhenlagen, der Kopplung mit den Ozeanen und dem Einfluss komplexer Klimasysteme wie Monsun und El Niño. "Bei diesen Zirkulationsänderungen gibt es noch viele Unsicherheiten", so Sippel.

Herausforderungen des Starkregens

Starkregen fällt oft in kurzer Zeit und wird vom Boden kaum aufgenommen, was dazu führt, dass weniger Wasser ins Grundwasser gelangt. Gleichzeitig gibt es viele Regionen, in denen trockene Tage zunehmen könnten, insbesondere wenn man die durch die Erwärmung erhöhte Verdunstung berücksichtigt. "Letztlich müssen wir uns auf beides vorbereiten", warnt Sippel.

Unsichere Prognosen

Prognosen für zukünftige Niederschlagsmengen sind daher deutlich unsicherer als Temperaturvorhersagen. Es gibt Regionen, in denen die Modelle klarer sind. Beispielsweise könnte es in einer wärmeren Welt im äußersten Norden und im tropischen Pazifik feuchter werden. Laut Berichten des Weltklimarates (IPCC) und Forschern wie Erich Fischer von der ETH Zürich zeigt sich ein genereller Trend: "Feuchte Regionen werden feuchter und trockene Regionen trockener." Ein Beispiel ist der Mittelmeerraum, wo weniger Regen erwartet wird, während in Skandinavien mehr Niederschlag prognostiziert wird.

Naturbasierte Lösungen

Ein Team von Forschern verschiedener Institute und Universitäten rund um das Senckenberg Institut schlägt in einem gemeinsamen "Policy Brief" einen kombinierten Ansatz für den Hochwasserschutz vor. Anstatt ausschließlich auf bauliche Maßnahmen wie Deiche oder künstliche Rückhaltebecken zu setzen, sollten verstärkt "naturbasierte Lösungen" zum Einsatz kommen. Dies beinhaltet die Renaturierung von Flüssen, Auen, Feuchtgebieten und Wäldern sowie die Entsiegelung von Flächen. Solche Maßnahmen erhöhen den Wasserrückhalt in der Landschaft und steigern die Resilienz gegenüber Hochwasserereignissen. Ziel ist es, möglichst viel Niederschlag vor Ort versickern oder zurückhalten zu lassen.

"Eine Erhöhung des Waldanteils kann helfen, einige Hochwasser abzumildern", sagt Prof. Dr. Dörthe Tetzlaff vom IGB, die ebenfalls am "Policy Brief" mitgearbeitet hat. Zusätzlich fordern die Wissenschaftler eine verstärkte Ausweisung von Überschwemmungsflächen und die Erhöhung der Schutzgebietsfläche von derzeit 10 % auf 30 %, wie in der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 vorgesehen. Dies fördert die biologische Vielfalt und schützt gleichzeitig die Menschen.

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Quellen:

ZEIT, Senckenberg 

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