Divestment versus "grünes Paradox"
Die Umsetzung des Pariser Klima-Abkommens wird bei Investoren auf der einen Seite und Eignern von fossilen Brennstoffen auf der anderen Seite gegensätzliche Reaktionen auslösen. Manche befürchten, entschiedene politische Maßnahmen zur CO2-Reduktion könnten – ein "grünes Paradox" – eben diese Emissionen in die Höhe treiben: die Eigner fossiler Brennstoffe beschleunigen deren Ausbeutung, um noch maximale Profite zu erzielen, bevor die neuen Regeln greifen.
Andererseits könnten aber Investoren auch ihr Geld aus der Kohle-Industrie abziehen, um einem Wertverlust ihrer Investitionen zuvor zu kommen. Dieses Abziehen und Umschichten von Kapital findet als Divestment bereits heute statt. In einer Studie wurden jetzt die beiden Effekte, die bislang nur unabhängig voneinander diskutiert wurden, erstmals gemeinsam untersucht. Unter dem Strich schlägt das Divestment das grüne Paradox, wenn ein substantieller CO2-Preis glaubhaft angekündigt wird, fand ein Team von Energie-Ökonomen heraus. Im Ergebnis würden die CO2-Emissionen insgesamt effektiv verringert.
CO2-Reduktion um bis zu 20 Prozent
„Unsere Studie zeigt, dass Investoren bereits zehn Jahre vor der Einführung einer vorher beschlossenen CO2-Bepreisung damit beginnen, ihr Geld aus der Kohle-Industrie abzuziehen“, sagt Nico Bauer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Wenn Investoren bewusst wird, dass der Zeitraum, in dem mit Kohle-Kraftwerken Geld verdient werden kann, durch zukünftige Klimapolitik verkürzt wird, dann scheuen sie vor Investitionen in diesem Sektor zurück. Sobald die Investoren ihr Geld aus der Kohle-Industrie abziehen, können die CO2-Emissionen um 5 bis 20 Prozent sinken und zwar bevor die CO2-Bepreisung eingeführt wird. Die Stärke des Effekts hängt maßgeblich von der Höhe der zukünftigen CO2-Bepreisung ab.“
Kohle ist besonders anfällig für CO2-Bepreisung. „Schon bei einem Preis von 20 US-Dollar pro Tonne CO2 verdoppeln sich die Kosten der Kohlenutzung“, sagt Ko-Autor Christophe McGlade vom University College London (UCL) und der Internationalen Energieagentur (IEA). „Investoren in der Energiewirtschaft erkennen, dass Kohlekraftwerke bei einer wirkungsvollen CO2-Bepreisung nicht mehr wettbewerbsfähig sind, und schichten ihre Investitionen um, in Richtung weniger emissionsintensiver Elektrizitätserzeugung.“
Eine Studie belegt: Der Divestment-Effekt überwiegt
Computersimulationen zu den zukünftigen Dynamiken der Energiemärkte sind ein verbreitetes Verfahren, um die wirtschaftlichen Auswirkungen politischer Maßnahmen zu ermitteln. „Wir haben unsere Simulationen mit verschiedenen CO2-Preisniveaus durchgeführt. Diese haben wir mit verschiedenen Szenarien der zeitlichen Verzögerung eingeführt, um unterschiedliche Szenarien des Nachdrucks und der Glaubwürdigkeit der Klimapolitik darzustellen, und um zu sehen, wie die Märkte für fossile Brennstoffe in Erwartung einer solchen Klimapolitik reagieren", sagt Ko-Autor Jérôme Hilaire vom PIK und dem Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC). „Dadurch sollen Unsicherheiten berücksichtigt werden. Aber es hat sich gezeigt, dass in fast allen untersuchten Fällen der Divestmenteffekt den Green Paradox-Effekt überbietet, unabhängig von Verzögerungen bei der Umsetzung. Im Ergebnis verringern sich die Gesamtemissionen...“
Alle Details und Ergebnisse der Studie können Sie hier nachlesen: PIK - Kohle-Ausstieg: Ankündigen von CO2-Bepreisung führt zu Divestment
Auszug aus der PIK Pressemeldung vom 29.01.2018