Im Juli jährt sich die Naturkatastrophe im Ahrthal in Rheinland-Pfalz. Mehr als 180 Menschenleben kostetet die Hochwasserkatastrophe in Westdeutschland. Dazu verursachten die durch das Hochwasser entstandenen Schäden Kosten in Höhe von 29,2 Milliarden Euro. Die zusätzlichen negativen Einflüsse auf die Balance der lokalen Ökosysteme sind bisher nicht in Zahlen beschrieben worden.
Unter der Federführung der Senkenberg Gesellschaft für Naturforschung (SNG) haben deutsche Wissenschaftler ihre Empfehlung für einen „Hochwasserschutz für Mensch und Natur“ nun zusammengefasst. Der „Policy Brief“ rät zu einem kombinierten Hochwasserschutz. Darunter einbezogen sein soll die von der EU geförderte Erhöhung von Schutzgebietsflächen von aktuell 10 % auf 30 %.
Das Problem ist menschengemacht
Dr. Phillip Haubrock, SKN Wissenschaftler, macht deutlich, dass Hochwasser-Ereignisse in diesen Flussabschnitten naturbedingt zwar normal sind und gerade solche Ereignisse die Landschaft und seine Biodiversität über Jahrhunderte geformt haben, doch das massive Eingreifen des Menschen in die Naturlandschaft, die extreme Lage heute verursache: „In den vergangenen Jahrzehnten sind die Frequenz, die Höhe und das Risiko von Hochwassern durch massive Eingriffe des Menschen wie Flussbegradigung, Abtrennung und Bebauung der Auen, Entwaldung, Bodenversiegelung und Drainage deutlich gestiegen. Mit dem Klimawandel verstärkt sich die Hochwassergefahr zusätzlich."
Dazu verweist der Bericht auf die Globalität des Problems. Weltweit steigen die Schäden durch Hochwasser-Ereignisse. Die verschiedenen Lösungswege wären durchweg technisch orientiert, aber kein nachhaltiger Hochwasserschutz. Oft werden die Naturelemente nicht mit einberechnet, dabei sei es für ein umfassendes Risikomanagement enorm wichtig, den Flüssen und Auen mehr Raum für natürliche Wasser-Speicherkapazität zu geben. Auch sei es nur so möglich, naturnahe Lebensräume für mehr Artenvielfalt zu schaffen.
Eine kombinierte Lösung für den Hochwasserschutz
Der „Policy Brief“ wurden von einem Forscher*innen Team von Senckenberg, dem IGB, dem Helmholtz-Zentrum Potsdam, dem Deutschen Geo Forschungs Zentrum GFZ, der Universitäten Duisburg-Essen, Kiel, Frankfurt, Osnabrück sowie der Technischen Hochschule Aachen verfasst und nun vorgestellt. Der Vorschlag besagt, dass neben technologisch erstellten Lösungen wie baulichen Maßnahmen (z. B. Deiche, Rückhaltebecken etc.), unbedingt “naturnahe Lösungen“ zum Einsatz kommen sollten. Gemeint sind speziell die Renaturierungen von Flüssen, Auen, Feuchtgebiete und auch Wäldern. Auch die Entsiegelung von Flächen spielt eine Rolle in den Vorschlägen. Dazu müssten weitere Überschwemmungsflächen einberechnet werden, die als Schutzgebietsflächen von 10 % auf mindestens 30 % ansteigen sollten und dann gleichzeitig dem Erhalt der Artenvielfalt dienen könnten. Ganz im Sinne der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030.
Dieser neu veröffentlichte wissenschaftliche Stand unterstreicht das gemeinsam geplante Naturschutzprojekt im Ahrtal von Naturefund zusammen mit seinem Partner LaBio!. Unser Partner unterstützt uns bei dem Aufbau natürlicher Wasserspeicher.
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Quelle:
Senckenberg „Policy Brief“: Naturbasierte Lösungen verbessern Hochwasserschutz und Biodiversität