Die Bedrohung der biologischen Vielfalt
Die Zerstörung, Degradierung und Fragmentierung von Lebensräumen haben sich als Hauptfaktoren für den Verlust der biologischen Vielfalt erwiesen und sind Auslöser des sechsten Massenaussterbens. Menschliche Aktivitäten haben direkte Auswirkungen auf mehr als 70 % der terrestrischen Landfläche und rund 90 % der Ozeane. In Europa gibt es kaum noch unberührte Gebiete, und die meisten Schutzgebiete sind von Regionen umgeben, in denen Lebensräume und ökologische Prozesse stark verändert wurden.
Die EU-Biodiversitätsstrategie für 2030
Um dieser Bedrohung entgegenzuwirken, wurde im Mai 2020 die "EU-Biodiversitätsstrategie für 2030" unterzeichnet. Diese ehrgeizige Strategie hat das Ziel, das Netz geschützter Gebiete auf 30 % des Territoriums der Europäischen Union auszuweiten. Dabei sollen ein Drittel dieser Fläche einem strengen Schutz unterliegen. Deutschland liegt derzeit mit nur 0,6 % der Fläche unter strengem Schutz weit hinter anderen EU-Ländern zurück. Luxemburg mit 36 %, Schweden und Finnland mit je 10 % sind hingegen Vorreiter in diesem Bereich.
Obwohl es in Deutschland viele Schutzgebiete gibt, schützen diese nicht unbedingt die Biodiversität. In einigen Schutzgebieten ist sogar die Landwirtschaft mit Pestizideinsatz erlaubt. Laut einer Studie der Universität Bologna haben bisher nur 3,37 % der Flächen in der Europäischen Union einen strikten Schutzstatus erhalten. Deutschland muss daher dringend Maßnahmen ergreifen, um das Ziel von 10 % streng geschützter Flächen zu erreichen.
Geschütze Gebiete in der EU unausgewogen verteilt
Die derzeitige Fläche der Schutzgebiete in der EU ist äußerst unausgewogen zwischen den biogeografischen Regionen, den Ländern und den Höhenlagen verteilt. Die Studie geht davon aus, dass es in den alpinen und anderen Gebirgsregionen möglich sein könnte, die verfügbare Fläche zu finden, um das 10 %-Ziel in Europa zu erreichen, während in den steppenartigen und anderen Flach- bzw.Tiefland-Regionen möglicherweise nicht genug Land zur Verfügung steht.
Strenge Naturschutzgebiete, die nach den Richtlinien der Weltnaturschutzunion (IUCN) als Ia, Ib oder II eingestuft werden, spielen eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung der biologischen Vielfalt. Diese Gebiete bieten einen hohen Schutz für natürliche Ökosysteme und unterstützen die Wiederherstellung bedrohter Arten. Dazu zählen in Deutschland die Nationalparks Bayerischer Wald, Schwarzwald, Sächsische Schweiz, Unteres Odertal, Eifel und die Wattenmeer-Nationalparks, so das Bundesamt für Naturschutz (BfN).
Lesen Sie hier, wie sich Naturefund für die Biodiversität im Oberen Mittelrheintal einsetzt.
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Quellen: Studie Universität Bologna; Tagesschau