Kostengünstige Wiederaufforstungsmaßnahme
Die jährlichen Rodungsraten in Mittel- und Südamerika liegen regional bei bis zu 2% der Waldfläche, aber kostengünstige, effektive Wiederaufforstungsmaßnahmen fehlen und die natürliche Waldregeneration ist oft sehr langsam. Das liegt besonders daran, dass in den Tropen 50-90% aller Pflanzensamen durch Tiere ausgebreitet werden. Allerdings verschwinden diese Tiere in Folge der Waldrodung, was den Sameneintrag verringert und somit eine schnelle, natürliche Waldregeneration in einer offen gelassenen Landschaft verhindert.
Naturefund möchte nun in Zusammenarbeit mit der Fundación Universidad de Golfito und Wissenschaftlern der Universidad de Costa Rica und der Estación Biológica Doñana in Spanien zwei Hektar Regenwald in Costa Rica aufforsten und dabei eine neue Methode der Wiederbewaldung testen.
An der Pazifikküste Costa Ricas
Die Projektfläche liegt an der südlichen Küste der Halbinsel Osa an der Pazifikküste Costa Ricas und ist von außerordentlichem Wert für den Naturschutz. Auf der Osa-Halbinsel befindet sich unter anderem der Osa-Nationalpark, einer der letzten, großräumig erhaltenen neotropischen Küstenregenwälder am Pazifik. Diese Region gilt als rein „Hotspot“ der globalen Biodiversität.
Hier finden sich noch größere Populationen sehr gefährdeter Arten, unter anderem seltener Vogel- und Großsäugerarten, wie Ara, Jaguar und Tapir. Dieser Naturraum ist aber durch einen hohen Bevölkerungsdruck, Weide und Plantagenwirtschaft und besonders durch Wilderei und Holzeinschlag stark bedroht. Das Projekt soll dazu beitragen, den gerodeten Küstenregenwald zu regenerieren und, zusammen mit angrenzenden Wiederbewaldungsgebieten, eine Grünbrücke zum Osa-Nationalpark zu bilden.
Zuerst Samen von Pionierpflanzen aussäen
Auf der Projektfläche, einer ehemaligen Weidefläche, sollen Samen von Pionierpflanzen ausgesät werden, um den fehlenden Sameneintrag zu ersetzen und den ersten Schritt der Waldregeneration zu beschleunigen. Pionierpflanzenarten sind meist Büsche oder kleine Bäume, die speziell an das schnelle Wachstum auf offenen Flächen angepasst sind.
Das Besondere an dieser neuen Aufforstungsmethode ist, dass das Saatgut aus dem Kot von Fledermäusen gewonnen wird. Viele Fledermäuse in den Tropen fressen die Früchte von Pionierpflanzen, deren Samen sie dann in ihrem Kot wieder ausscheiden und somit ausbreiten. Werden also Samen aus Fledermauskot ausgesät, steuert man im Grunde einfach den natürlichen Sameneintrag. Der Vorteil hierbei ist nicht nur, dass man Samen gezielt auf Aufforstungsflächen ausbringen kann, sondern dass besonders die Samen der optimal angepassten, regionalen Flora ausgesät werden.
Der Fledermauskot zur Gewinnung von Samen wird aus künstlichen Fledermausquartieren entnommen, die zuvor in der Region aufgestellt wurden. Den Nutzen solcher Fledermausquartiere für die Wiederbewaldung hatte Naturefund schon zuvor in einem Pionierprojekt in Honduras für die Aufforstung im Nationalpark Patuca getestet.
Pioniervegetation bietet optimales Mikroklima
Hat sich erst einmal eine buschige Pioniervegetation gebildet, bietet diese nicht nur ein optimales Mikroklima für das spätere Wachstum der großen Regenwaldbäume, sondern die fruchtenden Büsche locken auch viele Tierarten, insbesondere fruchtfressende Vögel an, die dann weitere Samen, auch von Pflanzenarten des älteren Waldes auf die Fläche bringen. Somit wurde der natürliche Prozess der Waldregeneration in Gang gesetzt.
Das Projektziel ist neben der Regeneration des Waldes, die Etablierung dieser innovativen Wiederaufforstungsmethode. Die direkte Aussaat von Pionierpflanzen soll in Zukunft aber nicht vollständig das vielfach bewährte Anpflanzen von Bäumen ersetzen, sondern als eine einfache und kostengünstige Wiederbewaldungsmethode zur Verfügung stehen, wenn z.B. hohe Kosten, mangelnde Infrastruktur und schwere Zugänglichkeit Baumpflanzungen auf Regenerationsflächen ausschließen.
Mehr über das Aufforstungsprojekt mit Fledermäusen in Honduras, 2011
Direkt Bäume pflanzen