Aktionsbündnis fordert Schonzeit für Füchse
Jedes Jahr finden im Januar und Februar die so genannten Fuchswochen statt, in denen Füchse revierübergreifend gejagt werden, ohne dass es für diese intensive und flächendeckende Verfolgung einen stichhaltigen Grund gäbe. Das Aktionsbündnis “Schonzeit für Füchse”, dem neben Naturefund 28 deutsche und 11 internationale Organisationen angehören, schreibt jetzt im Januar 2011 einen offenen Brief an die Veranstalter von Fuchswochen.Verdacht auf Ordnungswidrigkeit und Straftatbestand
Da die Fuchsjagd während der Paarungszeit der Füchse im Januar und Februar stattfindet, erfüllt sie unter Umständen den Straftatbestand der §§ 22 Abs. 4, 38 Abs. 1 Nr. 3 BJagdG (Schonung für die Aufzucht notwendiger Elterntiere).Ferner muss davon ausgegangen werden, dass sowohl Veranstalter als auch die Teilnehmer revierübergreifender Jagden gegen § 19a BJagdG (Beunruhigen von Wild) verstoßen. Das Verbot gilt für jedermann, auch für Jagdausübungsberechtigte (Lorz, Metzger/Stöckel BJagdG § 19a Rn. 3).Doch lesen Sie selbst. Naturefund veröffentlich hier den vollständigen Brief mit allen Quellenangaben.
Offener Brief an die Veranstalter von Fuchswochen
Sehr geehrte Damen und Herren, der Rotfuchs gehört in Deutschland zu den wenigen Wildtierarten, die ganzjährig bejagt werden – ohne dass es für diese intensive und flächendeckende Verfolgung einen stichhaltigen Grund gäbe. Als Rechtfertigung für die starke Bejagung des Fuchses wird vom Deutschen Jagdschutzverband (DJV) und seinen Landesverbänden angeführt, man müsse die wachsende Fuchspopulation im Zaum halten, etwa, um der Ausbreitung von Seuchen (Tollwut) und Fuchsbandwurm Einhalt zu gebieten. Tatsächlich kann man die Fuchsdichte mit jagdlichen Mitteln jedoch nicht regulieren: Je mehr Füchse durch Jagd oder Unfälle sterben, desto stärker steigt die Geburtenrate. Andersherum führt eine sinkende Sterblichkeit durch soziale Regulationsmechanismen der Fuchspopulationen zu weniger Nachwuchs. Da Sie als (Mit-)Veranstalter der oben genannten Fuchsjagd genannt sind, möchten wir Sie darauf hinweisen, dass von einer wie auch immer gearteten Notwendigkeit, Füchse zur Bestandsreduktion zu bejagen, keine Rede sein kann. Da Fuchspelze kaum noch gefragt sind, werden die meisten erlegten Füchse kurzerhand entsorgt. Allein aus diesem Sachverhalt ergeben sich erhebliche Zweifel hinsichtlich des Vorhandenseins des vom Tierschutzgesetz geforderten „vernünftigen Grundes“ für das Töten der Tiere. Im Rahmen der von Ihnen geplanten revierübergreifenden Fuchsjagd während der Paarungszeit der Füchse gehen wir davon aus, dass sowohl Sie als Veranstalter als auch die Teilnehmer dieser Jagden gegen § 19a BJagdG (Beunruhigen von Wild) verstoßen. Das Verbot gilt für jedermann, auch für Jagdausübungsberechtigte (Lorz, Metzger/Stöckel BJagdG § 19a Rn. 3). Revierübergreifende Jagden mit vielen teilnehmenden Jägern führen per se dazu, dass eine große Anzahl von Wildtieren über das notwendige Maß hinaus beunruhigt und gestresst wird, was vermeidbar wäre, wenn man auf die nicht erforderliche Fuchsjagd verzichten würde. Verschärfend kommt in den Monaten Januar und Februar hinzu, dass jegliche Störung von Wildtieren während der Winterruhe mit erheblichem Risiko für diese Tiere verbunden ist. Darauf verweisen in diesen Tagen auch diverse Landesjagdverbände. Neben einer Ordnungswidrigkeit gemäß §§ 19a, 39 Abs. 1 Nr. 5 BJagdG erfüllt die Fuchsjagd während der Paarungszeit der Füchse im Januar und Februar unter Umständen auch einen Straftatbestand der §§ 22 Abs. 4, 38 Abs. 1 Nr. 3 BJagdG (Schonung für die Aufzucht notwendiger Elterntiere). Während der Jagd im Januar und Februar werden Füchse zu einer Zeit getötet, in der die weiblichen Tiere zum Teil bereits tragend sind. Das heißt auch, dass Fuchsrüden, die schon ihre Füchsin gefunden haben, getötet werden - mit der Konsequenz, dass Fuchswelpen den Fuchsvater bereits vor der Geburt verlieren. Biologen, die sich mit dem Fuchs beschäftigen, konstatieren mit beeindruckender Einhelligkeit, dass Fuchsrüden sich aktiv an der Aufzucht ihres Nachwuchses beteiligen, was im Übrigen auch von aktueller Jagdliteratur nicht geleugnet wird (Blase „Die Jägerprüfung“, 30. Auflage, 2.3.303, S. 236). Forschungsarbeiten zeigen weiterhin unmissverständlich, dass die Überlebenschancen der Welpen deutlich sinken, wenn der Fuchsvater die Familie nicht mit Nahrung versorgen und vor Konkurrenten schützen kann. Wissenschaftliche Erkenntnisse und die eigenen Erfahrungen aus den letzten Jahrzehnten lehren uns, dass die Fuchsjagd weder geeignet ist, Fuchsbestände zu regulieren, noch einen Beitrag zur Eindämmung von Tollwut oder Fuchsbandwurm zu leisten. Der Fuchs ist auch kein Schädling, er wird vielmehr seiner Rolle als “Gesundheitspolizei” von Wald und Flur gerecht, indem er sich vornehmlich von Nagern und von Aas ernährt. Wir fordern Sie hiermit auf, auf die Durchführung der oben genannten Fuchswoche zu verzichten. Anderenfalls kann die Durchführung dieser Veranstaltung sowohl für Sie als auch für die Teilnehmer dieser Veranstaltung eine Verfolgung als Ordnungswidrigkeit im Rahmen der §§ 19a, 39 Abs. 1 Nr. 5 BJagdG und sogar auch als Straftat im Rahmen der §§ 22 Abs. 4 Satz 1, 38 Abs. 1 Nr. 3 BJagdG nach sich ziehen. Mit freundlichen Grüßen Lovis Kauertzfür die Initiative "Schonzeit für Füchse"
Die Initiative "Schonzeit für Füchse" wurde Ende 2010 von Dag Frommhold und Lovis Kauertz gegründet. Stand 06.01.2011 wird die Forderung nach einer Schonzeit für Füchse von 29 bundesweit tätigen und 11 internationalen Organisationen aus den Bereichen Tierschutz, Tierrechte, Naturschutz und Politik unterstützt. Webseite: www.schonzeit-fuer-fuechse.de
Quellenangaben
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