16.119 ist die traurige Zahl des Tages: Das ist die Summe aller Tier- und Pflanzenarten, die auf der neuesten Ausgabe der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten geführt werden, wie die Weltnaturschutzunion IUCN heute veröffentlichte.
Süßwasserbewohner besonders bedroht
Liebe Leserin, lieber Leser, Vor allem die Lage der Süßwasserbewohner ist besorgniserregend: Mehr als 56 Prozent aller in der Mittelmeerregion vorkommenden Süßwasserfischarten sind vom Aussterben bedroht - so viele wie nirgendwo sonst auf der Welt. Ostafrika nimmt den zweiten Platz ein. Hier ist fast jede vierte Süßwasserfischart, 28 Prozent, vom Aussterben bedroht.
Nur Lippenbekenntnisse der Politiker
Beim Weltgipfel in Johannesburg 2002 wurde eine Trendwende im Artensterben bis 2010 beschlossen. Doch angesichts der neuen Roten Liste ist das Ziel von 2010 offensichtlich nur ein Lippenbekenntnis gewesen. Wenn der Artenschutz weiterhin bei politischen Entscheidungen ignoriert wird, wird es mit der biologischen Vielfalt weiter bergab gehen. Die Rote Liste ist lang: Darauf stehen unter anderem eine von drei Amphibienarten, ein Viertel aller Säugetier- und Nadelbaumarten sowie jede achte Vogelart. Neu ist die Einstufung der 547 Hai- und Rochenarten: Fortan gelten 20 Prozent als vom Aussterben bedroht.
Eisbären schmilzt der Boden unter den Füßen weg
Unter den 530 Neuzugängen befindet sich auch der Eisbär. Ihm macht vor allem die globale Erwärmung zu schaffen. "Den Eisbären schmilzt der Boden unter den Füßen weg: Sie brauchen aber das Packeis zum Überleben, denn nur dort können sie Jagd auf ihre Hauptnahrung, die Robben, machen", sagt Roland Melisch, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland. Der Bestand ist mittlerweile auf 22.000 Eisbären gesunken - in den nächsten 45 Jahren könnte er um weitere 30 Prozent zurückgehen. Insgesamt erfasst die IUCN auf ihrer Roten Liste rund 40.000 Tier- und Pflanzenarten, die in acht verschiedene Grade der Gefährdung eingeteilt werden. In der obersten Kategorie finden sich 784 Arten: Sie gelten als endgültig ausgestorben. Dazu gehören zum Beispiel zwei Karpfenarten aus Kroatien und der Türkei.
Viele Arten überleben nur noch in Zoos
Auf dem zweiten Platz - 'in der Wildnis ausgestorben' - folgen weitere 65 Arten. Es gibt sie nur noch in Zuchtprogrammen. Hier finden sich unter anderem der Schwarzfuß-Iltis und die Säbelantilope. Melisch schätzt, dass sich die natürliche Aussterberate durch den Einfluss des Menschen um den Faktor 1.000 bis 10.000 erhöht hat. "Bei dem Tempo, dass wir durch unsere Eingriffe in die Lebensräume der Tiere und Pflanzen vorlegen, kann die Evolution nicht mithalten. Wenn es so weitergeht wie bisher, werden wir bald nur noch einen Bruchteil der Artenvielfalt der Erde bewundern können."