Die erste Etappe
Liebe Patin, lieber Pate, Die Reise von Tegucigalpa nach Cuyamel in der Provinz Masicales ist wieder auslaugend. Acht Stunden im Auto dauert die Fahrt, es geht über holprige Straßen, bzw. das, was hier Straße heißt. Alle sind erschöpft und froh, anzukommen, zumindest auf der ersten Etappe. Ab jetzt gibt es keine Straße mehr und es geht weiter mit dem Pferd.Weiter zu Pferd
Nachdem die Tiere mit unserem Gepäck beladen sind, setzen wir die Reise fort. Ich hoffe bloß, dass wir noch rechtzeitig ankommen, ansonsten müssen wir mitten in den Bergen unser Lager aufschlagen. Wir reiten lange und die Sonne scheint schon mit letzter Kraft, fast so, wie sich meine eigene Kraft anfühlt. Ich höre nichts weiter als die Schritte der Tiere. Da ruft Domingo plötzlich:"Wir sind da!“ Don Pablo, der wie alle guten Dorfchefs die Besucher begrüßt, kommt uns entgegen. Er ist überrascht und freut sich, dass diesmal sogar Candy, die Forstingenieurin und Leiterin des Aufforstungsprojektes, mitgekommen ist. Kurz darauf bringt uns jemand Kaffee. Erschöpft und glücklich sinken wir mit einer heißen Tasse Kaffee in die Hängematten und blicken hinauf in den strahlenden Sternenhimmel.Die Arbeit beginnt früh
Am nächsten Morgen weckt mich der Ruf eines Hahns und das Trampeln der Kühe. Es ist fünf Uhr morgens, Zeit aufzustehen und ein bisschen Wasser für die Morgendusche zu suchen. Ich sehe Kinder zur Schule gehen, manche allein, manche begleitet von ihren Eltern. Auch die Dorfbewohner sind schon auf den Beinen, denn sie nutzen die kühlen Morgenstunden für die anstrengende Arbeit auf dem Feld.Erst als die Dorfbewohner von ihrer Feldarbeit zurückkehren, können wir mit dem Treffen beginnen. Nach einer allgemeinen Begrüßungsrunde und einem freundlichen "Buenos dias", kommen wir sehr schnell zum wichtigsten Thema für alle: Die neuen Wasserfilter. Durch die Rodungen ist bereits der Grundwasserspiegel an einigen Orten gesunken, weil die Bäume zusmmen mit den an ihren Füßen wachsenden Kleingehölzen, Gräsern, Moosen etc. das Wasser nicht mehr im Boden halten. Es ist zu wenig Wasser da und was noch da ist, ist schmutzig.
Wasser für die Baumschulen
Ich frage nach: "Wie geht es mit den Baumschulen?" Plötzlich ist der Raum in Schweigen gehüllt. Dann antwortete Don Pablo: "Wir haben an den Baumschulen gearbeitet. Doch wir haben Angst, dass dieser Sommer sehr trocken wird. Zudem pflanzen wir gerade Kochbananen und dafür brauchen wir auch Wasser." Dieses Problem kenne ich so gut, dabei sichern gerade die Bäume die Wasserversorgung. Also antworte ich: "Na dann müssen wir mit dem Plan B beginnen. Wir müssen einen Plan erarbeiten, der uns erlaubt die Baumschulen zu bewässern - und eure Kochbananen." Don Pablo nickt zustimmend, spricht dann aber noch ein Thema an: "Dass wir kaum Wasser haben, liegt auch an den ständigen Brandrodungen für die Weiden der Großgrundbesitzer." Besonders im Süden vom Nationalpark leben zahlreiche Großgrundbesitzer, die jedes Jahr illegal Hunderte von Hektar Wald brandroden. Der Wald verschwindet, mit ihm die Artenvielfalt und auch das Wasser. Das Wasserproblem ist mittlerweile eine der größten Sorgen aller Gemeinden, die wir besuchen.Der Wald ist eine wichtige Wasserressource
Mir und den Forstarbeitern ist das Zusammenspiel zwischen Wald, Wasser und Überleben bewusst. Erst langsam beginnen die Menschen vor Ort zu verstehen, dass ein intakter Wald auch für ihr Leben wichtig ist. So groß die Herausforderungen auch sind, ich denke immer wieder, dass wir uns nicht entmutigen lassen und den Menschen vor Ort nicht die Hoffnung nehmen sollen, die sie in dieses Projekt stecken. Vor allem müssen wir unsere zehn, so mühevoll aufgebauten Baumschulen erhalten. Wir sollten mit allen Forstarbeitern im Nationalpark Patuca darüber sprechen. Und vor allem müssen wir mit den Autoritäten der Regierung in Kontakt treten, denn um die Brandrodungen der Großgrundbesitzer im Park zu stoppen, brauchen wir ihre Hilfe. Herzliche GrüßeIhr Naturefund-Team
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