Leise rieselt es ...
Tobi springt auf. „Mama, Papa! Es schneit!“ Er rennt zum Fenster und beobachtet wie die kleinen weißen Flocken zum Boden tanzen. „Können wir raus einen Schneemann bauen? Oder noch besser – können wir Schlitten fahren gehen?“ Seine Mutter kommt aus der Küche ins Wohnzimmer und legt dem kleinen Jungen ihre Hand auf die Schulter. „Tobi, es ist doch schon viel zu spät am Abend. Wenn morgen noch genug Schnee da ist, verspreche ich dir, dass wir alles machen, was du möchtest.“ Er strahlt. Seit Wochen hofft er auf Schnee. Noch lange, nachdem er ins Bett gebracht wurde, denkt er darüber nach, was er morgen so alles anstellen könnte. Nachts träumt er von einer rasanten Schlittenfahrt.
Doch als Tobi am nächsten Morgen aufwacht, liegt kein Schnee mehr. Er schaut verdutzt aus dem Fenster im Wohnzimmer. Es sieht einfach nur so aus, als hätte es geregnet. „Mama, wo ist der ganze Schnee hin?“, fragt er traurig. „Es ist nun mal einfach zu warm. Da schmilzt der Schnee genauso schnell, wie er kommt.“, antwortet sie, „Nun komm aber frühstücken. Wir müssen gleich los zu Schule.“ Tobi weiß, dass es hier in Wiesbaden früher jeden Winter ganz viel Schnee gegeben hat. Sein Papa ist sogar auf dem kleinen Weiher bei Oma um die Ecke Schlittschuh gelaufen. Tobi wünscht sich manchmal, dass das noch genauso wäre. Denn er liebt Schnee und es nervt, wenn er immer weit weg in den Urlaub fahren muss, um einmal im Schnee zu spielen.
Im Klassenzimmer angekommen, lässt Tobi wütend seine Büchertasche auf den Boden fallen. Seine Lehrerin schaut überrascht: „So behandelt man aber nicht seine Sachen. Was hast du den Tobi?“ Er erzählt ihr trotzig von dem verschwundenen Schnee und wie unfair das alles ist. „So ist das nun mal heutzutage.“, erklärt sie ruhig. Sie wendet sich an die ganze Klasse. Wer kennt das denn noch mit dem verschwundenen Schnee und würde gerne wissen, wieso das so ist?“ Fast alle Hände schießen nach oben. Die Lehrerin lächelt betrübt. „Leider wird die unsere Erde immer wärmer und deshalb schneit es hier auch nicht mehr so oft. Das geht nämlich nur unter der Gefriergrenze und die liegt bei null Grad.“
„Und wieso ist das so?“, fragt ein Mädchen aus der Reihe hinter Tobi. „Das ist ganz schön schwierig zu erklären.“, die Lehrerin holt aus, „Wenn wir Menschen einatmen, brauchen wir Sauerstoff – der ist in der Luft. Beim Ausatmen, kommt allerdings eine verbrauchte Luft heraus – die heißt CO2. So ähnlich könnt ihr euch das auch bei Autos, Maschinen und vielen anderen Sachen vorstellen. Die verbrauchte Luft kann nur durch Pflanzen, wie Bäume, wieder brauchbar gemacht werden. Aber leider verbrauchen wir Menschen immer mehr Luft, als es die Bäume auf der Erde schaffen, sie zu erneuern. Deshalb ist es ja auch so wichtig, die Natur zu schützen – vor allem die Wälder – denn durch die schlechte Luft erwärmt sich das Klima und vieles auf der Erde verändert sich. Daher kann hier auch nicht mehr so viel Schnee fallen wie früher.“ Das macht Tobi nachdenklich.
Nach der Schule holt ihn seine Mama ab und es geht nach Hause. Im Auto sitzt schon Tobis kleine Schwester angeschnallt in ihrem Kindersitz. „Tobi – in einer Woche Weihnachten!“, sagt die Kleine. „Oh ja!“, bestätigt Mama von vorne, „Und ich brauche noch dringend die Wunschzettel von euch, sonst können wir sie nicht mehr rechtzeitig ans Christkind abschicken!“ Zu Hause angekommen werden direkt die Bastelsachen ausgepackt und seine kleine Schwester malt zielstrebig so etwas wie eine Puppe auf ihren Brief. Tobi überlegt. Eigentlich wünscht er sich ja nur eines – dass hier wieder Schnee liegt. Dafür muss man wohl irgendwie dafür sorgen, dass mehr Bäume da sind, damit es hier nicht noch wärmer wird. Also so schwer sollte das doch nicht sein, denkt er. Er lächelt und schreibt: „Liebes Christkind, ich wünsche mir einen Wald für unsere Erde.“
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