Das Konzept
Beim Vertical Farming handelt es sich um eine Art der urbanen Landwirtschaft: Pflanzliche Produkte wie Obst und Gemüse werden innerhalb der Stadt auf kleinstem Raum in mehrstöckigen, temperierten Ebenen das ganze Jahr angebaut. Die Bewirtschaftung der Pflanzen findet unter Gewächshausbedingungen statt und die Pflanzen werden mit LED-Lampen beleuchtet. Dabei sollen die Vertical Farms bis zu 95% weniger Wasser und 75% weniger Dünger benötigen, als der Anbau in der konventionellen Landwirtschaft.
Vorteile
Die konventionelle Landwirtschaft ist derzeit für 30% des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich. Der Klimawandel und die fortschreitende Erosion und Auslaugung des Bodens machen ihn in Regionen mittlerweile fast unmöglich. Des Weiteren reichen die derzeitigen Kapazitäten der Anbauflächen für die stetig wachsende Weltbevölkerung nicht aus, wodurch immer mehr Flächen für die Landwirtschaft gerodet werden. Dies führt zu einer geringeren Biodiversität, Artensterben und begünstigt Naturkatastrophen. Aufgrund der fortschreitenden Urbanisierung werden außerdem oftmals lange Transportwege in Kauf genommen und die klassische Landwirtschaft belastet das Grundwasser zunehmend mit Düngern und Pestiziden.
Bei all diesen Faktoren soll das Vertical Farming Abhilfe schaffen. So fällt die Ökobilanz beispielsweise bei regionalem Gemüse weit besser aus als beim traditionellen Anbau – Laut einer Studie des Instituts für Energie und Umweltforschung Heidelberg verursacht ein Kopfsalat in seinem Lebenszyklus 500 bis 600 Gramm CO2. Der CO2-Fußabdruck einer Salat- oder Kräuterpflanze beim Vertical Farming soll hingegen nur 20 Gramm betragen. Der Unterschied ist deshalb so groß, da der Transportweg vom Acker zum Supermarkt sowie die Verpackung des Produkts wegfallen. Hinzu kommen außerdem die vermiedenen Emissionen der Maschinen in der Landwirtschaft sowie des vermiedenen Düngers.
Auch verschiedene Studien erachten das Vertical Farming als notwendig: Das Frauenhofer Institut betonte 2018 in der bisher größten Erhebung zu diesem Thema, dass die Folgen des Klimawandels das Wachstum der Agrarwirtschaft in Zukunft deutlich begrenzen könnten. Des Weiteren fand die Studie heraus, dass die Fläche von 3,6 Quadratmeter mit der Methode des Vertical Farmings in Zukunft ausreichen kann, um genügen Lebensmittel für einen Stadtbewohner anzubauen.
Limitierende Faktoren
Der wesentliche limitierende Faktor des Vertical Farmings liegt derzeit noch in der massenhaften Verwendung von LED-Lampen, die neben der Herstellung und Entsorgung Tag und Nacht Energie verbrauchen. So verbraucht der Anbau einer Salat- oder Kräuterpflanze vom Anbau bis zur Ernte circa eine Kilowattstunde Strom. Dies stellt einen relevanten Beitrag zum ökologischen Fußabdruck der Vertical Farms dar. Grüne Energie könnte hier Abhilfe schaffen. Des Weiteren lassen sich Weizen, Mais, Reis und anderes Getreide bisher mit dieser Methode nur schwer anbauen, da für den Anbau dieser große Mengen an Biomasse nötig sind.
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