Blick auf das feuchte Salzgrasland der Insel Kirr
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Vogelschutz auf der Insel Kirr – Grund zum Optimismus

Die Insel Kirr in Mecklenburg-Vorpommern ist eines der bekanntesten Vogelschutzgebiete in Deutschland. Mit dem Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft haben wir gut 14 Hektar auf der Insel Kirr gekauft und dieses besondere Ökosystem für den Artenschutz gesichert. Wie die Saison 2024 verlaufen ist und dass es Grund zum Optimismus gibt, zeigen die Zahlen.

Erfreuliche Brutvogelbestände

Zuallererst ein Blick auf die Brutpaarzahlen (BP) der wichtigsten Zielarten für den Vogelschutz auf der Insel Kirr für dieses Jahr. In Klammern stehen die Bestandszahlen aus dem Jahr 2023.

  • Austernfischer        50 (50) BP
  • Säbelschnäbler       45 (65) BP
  • Kiebitz*                     150 (125) BP
  • Uferschnepfe*         55 (50) BP
  • Rotschenkel*          170 (150) BP
  • Großer Brachvogel*  3 (2) BP

Auffallend ist ein Anwachsen der Bestände typischer *Feuchtwiesenvogelarten, die in der Agrarlandschaft außerhalb von Schutzgebieten vom Ausstreben bedroht sind und für welche die Schutzgebietsflächen daher überlebenswichtige Rückzugsgebiete sind.

Regelmäßiger Regen – gute Bedingungen

Die Brutsaison 2024 begann im April regnerisch und war bis Anfang Mai auffallend kühl. Erst im Mai folgte spürbares Frühlingswetter mit 15–20°C Höchsttemperatur, welches Ende des Monats mit ergiebigen Regenmengen einherging. Auch der Juni und der Juli waren in diesem Jahr eher küstenkühl, mit häufigen Tagesmaxima nur bis 15°C, stürmischem Westwind und regelmäßigen Starkregen.

Diese kühlfeuchte Witterung war jedoch für die auf dem Kirr heimischen Küstenbrutvögel kein großes Problem. Eher noch sorgte der regelmäßige Regen für nassen Priele und Röten, sodass mehr Kleinstlebewesen als Nahrung für die Jungvögel heranwachsen konnten.

Dazu passen viele Beobachtungen der ehrenamtlichen Vogelwärter, die belegen, dass auch ein großer Teil der Vogelpaare wieder Bruterfolg auf der Kirr hatte, so dass in Summe der Aufzuchterfolg bei den Limikolen (Watvögeln) wieder als gut eingeschätzt wurde.

Zu einem guten Brutjahr 2024 trug auch bei, dass die Insel durch eine Bejagung Anfang März frei von Raubsäugern wie Fuchs oder Marderhund war, die die Brutzeit sonst erheblich stören können. Als gefiederte Prädatoren, gegen die sich Brutvögel aber vergleichsweise gut zur Wehr setzten können, traten dazu nur Sturmmöwen, Rabenvögel und Graureiher in Erscheinung. 

Auch Lachmöwe und Feldlerche im Aufwind

Die neuerliche Ansiedlung von Lachmöwen nahm auf 150 BP zu. Im Schutz einer Lachmöwenkolonie steigt auch der Schutz vor Fressfeinden für andere Brutvögel, sodass wir hoffen, die Brutbestände der Lachmöwe nehmen auf der Insel Kirr weiter zu.

Weiterhin erfreulich war der sehr hohe Brutbestand von Feldlerche (190 Paare) und Wiesenpieper (100 Paare) im diesjährigen Bericht der Vogelwärter. Freilich sind diese Zahlen in dem struktureichen und schwer zu überblickenden Brutgebiet ergänzend zu den Erfassungen im Gelände auch begründete Schätzungen. Jedoch profitiert die Brutbestandserfassung hier wieder von der langjährigen Erfahrung der ehrenamtlichen Kartierer, so dass kein Zweifel besteht, dass die Insel Kirr auch für die Singvögel eines artenreichen Grünlandes ein Brut-Hotspot ist.
Schließlich brütete (neben vielen anderen) auch das Blaukehlchen in diesem Jahr wieder auf der Insel und zog gleich zwei erfolgreiche Bruten in der Nähe des Anlegers am Kranichhof auf.

Rinderherde helfen bei der Flächenpflege auf der Insel Kirr
Die Rinderherde hilft bei der Flächenpflege auf der Insel Kirr.
Foto: Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

Flächenpflege mit Rinderherde

Aufgrund von anhaltendem Niedrigwasser konnte in diesem Jahr leider kein Auftrieb vor Mitte Juni erreicht werden, wo doch eine hinreichend lange Weideperiode im Sommer auf der Insel erforderlich ist, um eine für das Salzgrasland passende Pflege zu bewirken. 
Der Auftrieb von 327 Rindern mittels Viehfähre wurde schließlich am 13.06. (14 Tage später als 2023) umgesetzt.

Da eine teils verwilderte Rinderherde im Jahr 2023 beim Weidegang auf dem Kirr für große Schwierigkeiten sorgte, wurde in diesem Jahr sowohl in einen neuen Weidezaun an der Auftriebkoppel investiert, als auch ein besonderes Augenmerk auf die Herdengewöhnung vor dem Auftrieb gelegt. Die Herde stand zuvor einige Wochen zusammen am Festland und wurde intensiv an den Weidewart und seinen Lockeimer mit Kraftfutter gewöhnt.
Dies hat die Herdenführung in diesem Jahr auf der Insel viel einfacher gemacht, wenngleich der Weidegang insgesamt zu kurz war, da der viele Regen für ein üppiges Graswachstum sorgte.

Der Abtransport am 24.09 (aus der schlechten Erfahrung mit dem Hochwasser 2023 nun ca. 10 Tage eher) verlief vergleichsweise reibungslos. Nur 5 Tiere zogen es vor, den geplanten Abreisetermin zu verweigern und wurden schließlich heute von der Insel abgeholt.

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