620 Milliarden Euro höheres Bruttoinlandsprodukt
Wenn das Klimaziel von 30 Prozent weniger CO2-Emissionen im Jahr erreicht würde, wären bis zu sechs Millionen neuer Jobs die Folge. Das Bruttoinlandsprodukt der Mitgliedsstaaten (alle Güter und Dienstleistungen die innerhalb einer Periode in einem Land erbracht werden, bewertet zu Marktpreisen) könnte, bis zum Ende dieses Jahrzehnts, 620 Milliarden Euro mehr betragen. Das sind Ergebnisse eines internationalen Expertenkonsortiums unter der Führung von Carlo Jäger vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), die ihre Studie "A New Growth Path for Europe" in Brüssel präsentierten. Auftraggeber ist das deutsche BundesumweltministeriumWirtschaftswachstum durch weniger CO2 -Emissionen
Ökonomische Modelle werden verwendet, um wirtschaftliche Veränderungen aufzuzeigen, die sich aus veränderten Umständen ergeben (beispielsweise Ölpreiserhöhungen, sinkende Rohstoffnachfrage usw.). Eine Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen führt in ökonomischen Modellen zu Extra-Kosten. Eine Veränderung der bestehenden Prozesse fordert neue Methoden, Forschungs- und Entwicklungsarbeit und die kostet erst einmal Geld. Allerdings werden diese Kosten durch die Vermeidung von langfristigen Schäden ausgeglichen. “Ein glaubwürdiges Engagement für den Übergang zu einer emissionsarmen Wirtschaftsweise bringt Europa in eine Win-Win Situation.“, sagt der Leitautor Carlo Jäger. "Beides ist möglich: Wirtschaftswachstum und zugleich eine Verringerung der Treibhausgase."Politik beeinflusst das Investitionsverhalten
Wirtschaftliche Zusammenhänge, wie Investitionen und Arbeitsmarktentwicklung, werden ebenfalls in Modellen dargestellt und simuliert. Die Weltfinanzkrise hat die Grenzen der bislang dominierenden ökonomischen Modelle aufgezeigt. Die neue Studie hat deutlich gemacht, dass die Erwartungen der Menschen zu unterschiedlichem Investitionsverhalten führen. Dabei verwandeln sich Erwartungen oft in sich selbst erfüllende Prophezeiungen. Folgendes Beispiel verdeutlicht die Zusammenhänge: Eine neue Technologie wird entwickelt. Eine fragliche Zukunftsfähigkeit der neuen Technologie, wird keinen Investor dazu veranlassen, zu investieren. Wenn nicht investiert wird, kann die Technologie mangels finanzieller Mittel weder ausgebaut noch verbessert werden. Ergebnis: Die Technologie ist nicht zukunftsfähig. Zum ersten Mal hat man jetzt Investitionsverhalten in einem klimaökonomischen Modell simuliert. Dieses neue Modell zeigt, wie wichtig der Einfluss der Politik auf die Erwartungen von Investoren ist – und wie Investitionen Lernprozesse in Wirtschaft und Technologie auslösen. Am Ende senke dies die Kosten des Klimaschutzes, so die Studie.Weniger CO2-Emissionen, mehr Arbeitsplätze
Profitieren würden alle großen Wirtschaftssektoren, insbesondere aber das Baugewerbe. Eine effizientere Nutzung der Energie hängt wesentlich von der Energiebilanz der Gebäude ab. Auch der Klimapionier Deutschland könnte sich der Studie zufolge weiter verbessern. Der Anteil von Investitionen am Bruttosozialprodukt könnte bis 2020 von knapp 14,9 auf bis zu 18,6 Prozent steigen, die gesamte Wirtschaftsleistung im Jahresdurchschnitt statt um 1,8 Prozent um bis zu 2,4 Prozent wachsen, die Arbeitslosenrate von 8,5 auf bis zu 5,6 Prozent sinken, so das Ergebnis der Berechnungen.Das Autorenteam der Studie setzt sich zusammen aus Experten des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, der Oxford University, der Universität Paris Panthéon-Sorbonne, der National Technical University of Athens, und des European Climate Forum. Weiter zum Potsdam Institut für Klimafolgenforschung