Win-Win-Situation für Klimapolitik und Beschäftigung
Am 5. und 6. November treffen sich im Hotel Hilton am Gendarmenmarkt in Berlin internationale Experten, um neue Ansätze zur ökonomischen Modellierung globaler Krisen und ihrer Bewältigung weiterzuentwickeln. Bisherige Ergebnisse lassen darauf schließen, dass Klimapolitik einen substantiellen Beitrag zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit leisten kann.
Win-Win Situation
Die neuen Modellierungs-Ansätze zeigen, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden Jahren zwei Pfade einschlagen kann: Auf dem einen wächst die Wirtschaft mit rund einem Prozent pro Jahr, die Arbeitslosenrate verharrt bei rund acht Prozent und die Treibhausgasemissionen sinken um etwa ein Prozent pro Jahr – viel zu wenig, um das Zwei-Grad-Ziel der internationalen Gemeinschaft und der Bundesregierung zu erreichen. Auf dem anderen beträgt das Wirtschaftswachstum rund drei Prozent, die Arbeitslosenrate sinkt auf rund vier Prozent und die Treibhausgasemissionen sinken um etwa drei Prozent pro Jahr. Das ist die Rate, die nötig ist, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Auf dem ersten Pfad führt Klimapolitik zu einem Interessenkonflikt zwischen Beschäftigung und Klimaschutz, auf dem zweiten entsteht eine Win-Win-Situation, bei der Klimapolitik die Beschäftigung steigert. Welcher der beiden Pfade realisiert wird, hängt von der Entwicklung der Investitionen ab, und diese sind durch geeignete Anreize beeinflussbar. Zu den Teilnehmern der Konferenz gehört Terry Barker von der University of Cambridge, der Hauptautor der Studie zur globalen Klimapolitik, die Tony Blair dieses Jahr vor der Uno vorgestellt hat. Danach kann Klimapolitik auch im globalen Rahmen so gestaltet werden, dass sie eine Win-Win-Situation ergibt. Die Verhandlungen über ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll, die in diesem Jahr in Kopenhagen abgeschlossen werden sollten, werden aber gegenwärtig vor allem als Bewältigung von Interessenkonflikten geführt. Nicht die Verwirklichung gemeinsamer Chancen, sondern ein Schwarzer-Peter-Spiel mit nationalen Kosten steht im Vordergrund. Zu dieser unfruchtbaren Verhandlungssituation tragen ältere ökonomische Modelle bei, die die Komplexität der heutigen Welt systematisch unterschätzen. David Colander vom britischen Middlebury College, der an der Konferenz teilnimmt, hat diesen Mangel weitverbreiteter Modelle bereits vor dem US-amerikanischen Kongress erläutert. Zu den Teilnehmern gehört ebenfalls Mauro Gallegati von der italienischen Università Politecnica delle Marche, der von der Europäischen Zentralbank eingeladen wurde, zu erläutern, wie herkömmliche ökonomische Modelle die Komplexität der globalen Finanzmärkte unterschätzt haben, und wie dieser Mangel mit neuen Ansätzen behoben werden kann. Die Konferenz setzt Forschungen fort, die vor einem Jahr auf einer Dahlem-Konferenz über Mathematik und Sozialwissenschaften entwickelt wurden, und die inzwischen international breit diskutiert werden. In Deutschland sind daran insbesondere Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel und des Instituts für Makroökonomie in Düsseldorf beteiligt. Die Konferenz wird durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie durch das europäische Forschungsnetzwerk „Global Systems Dynamics“ unterstützt. Weiter zum Europäischen KlimaforumWeiter zum Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung