Tropischer Urwald von der Größe der Schweiz zerstört
Insgesamt fielen 4,1 Millionen Hektar tropischen Regenwald menschlichen Aktivitäten zum Opfer – zu einem kleinen Teil durch Brände, hauptsächlich aber durch andere Gründe wie zum Beispiel Abholzung. Das zeigen neue Daten der University of Maryland und des World Resource Institute. Die Tropen haben damit im Jahr 2022 10 % mehr Primärregenwald verloren als im Jahr 2021. Die Gesamtfläche des innerhalb eines Jahres zerstörten tropischen Primärwaldes war in den vergangenen 20 Jahren nur 2016, 2017 und 2020 größer. Die größten Waldflächen der Erde liegen mit einem Anteil von 54 % in fünf Ländern: Russland, Brasilien, Kanada, USA und China. Die tropischen Wälder machen dabei einen Anteil von 45 % aus.
Der erhöhte Waldverlust im Jahr 2022 steht im Gegensatz zu der Vereinbarung von 145 Ländern auf der Klimakonferenz COP 26 2021 in Glasgow, den Waldverlust bis 2030 zu stoppen und umzukehren. Ziel soll sein, den Wald bei der Bekämpfung des Klimawandels und gegen den Verlust der Artenvielfalt einzusetzen. Von diesem Ziel ist die Weltgemeinschaft allerdings weit entfernt. So wurden alleine 2,7 Milliarden Tonnen CO2 im letzten Jahr durch die Abholzung der tropischen Regenwälder freigesetzt.
Hohe Waldverluste in Brasilien und der Demokratischen Republik Kongo
Zwar ist es einigen Ländern wie Malaysia und Indonesien gelungen, ihre Primärwaldverlustrate auf einem Rekordtief zu halten, doch die beiden größten verbliebenen tropischen Waldgebiete – der Amazonas-Regenwald und das Kongobecken – verzeichneten weiterhin steigende Waldverluste.
So ist in Brasilien die Verlustrate von 2021 auf 2022 um 15 % gestiegen. Brasilien ist mit einem Anteil von 43 % am globalen Gesamtwaldverlust nach wie vor das Land mit dem größten Verlust an tropischen Primärwäldern. Zusätzlich zu der Freisetzung von Kohlenstoff wirkt sich der Waldverlust im Amazonas auch negativ auf die regionalen Niederschläge aus. Auch in der Demokratischen Republik Kongo kam es im letzten Jahr zu hohen Primärwaldverlusten. Über eine halbe Million Hektar Wald wurden hier insbesondere für die kleinbäuerliche Landwirtschaft sowie die Holzkohleproduktion gerodet, die dominierende Energieform in der Region. Investitionen, um Menschen aus der Armut zu befreien und die Abhängigkeit von einer ressourcenbasierten Wirtschaft zu verringern, sind dringend erforderlich, um eine weitere Zerstörung der wichtigen Waldökosysteme zu vermeiden.
In Bolivien beschleunigt sich der Primärwaldverlust rasant
Bolivien lag hinsichtlich des Waldverlustes im dritten Jahr in Folge im Jahr 2022 auf dem dritten Platz hinter Brasilien und der Demokratischen Republik Kongo. Daneben ist Bolivien eines der Länder mit der am schnellsten wachsenden Waldverlustrate weltweit: Gegenüber dem Vorjahr wurde im Jahr 2022 ein Anstieg von 32 % verzeichnet.
Primär der Anbau von Rohstoffen ist verantwortlich für den Waldverlust in Bolivien. So hat die Ausweitung des Sojaanbaus seit der Jahrtausendwende zu einer Abholzung von fast einer Million Hektar Wald geführt. Auch der Anbau von Zuckerrohr und Mais oder die Viehzucht trägt zur Entwaldung bei. Daneben haben auch Brände für die Schaffung kleinbäuerlicher Strukturen mit einem Anteil von knapp einem Drittel keinen unerheblichen Anteil am Primärwaldverlust Boliviens.
Jetzt tropische Regenwälder schützen!
Quelle:
World Resources Institute: Global Forest Review