Besuch in Sacaba auf 3.000 m Höhe
Liebe Leserin, lieber Leser,
am Freitag und Samstag, den 14. und 15.8., habe ich das Munizip Sacaba besucht, wo wir in drei Dörfern insgesamt 13 Agroforstparzellen eingerichtet haben. Zusammen mit Sonia, der Leiterin von CETM, einem unserem Partner vor Ort und Abdong, einem Techniker, fahren wir zuerst nach Chaupi Melga und besuchen Don Julio. Sobald er unser Auto hört, kommt er aus seinem Haus und begrüßt uns herzlich. Dann gehen wir zusammen zu seiner Parzelle. Wir sind auf etwa 3.000 m Höhe.
Die Pflanzen in der Parzelle werden durch einen silber glänzenden Zaun vor herumstreunenden Kühen, Schafe und Ziegen geschützt. Unsere sorgsam gepflanzten und gepflegten Bäume würden ansonsten schnell in ihren Mäulern verschwinden. Die Parzelle sieht gut aus. Noch sind es kleine Baumsetzlinge, doch neben Apfelbäumchen stehen lokale Baumarten, drumherum wachsen Mais, Erbsen, Kohl, Kürbis und Salat. Auch Schnittblumen für den lokalen Markt sind zu sehen.
Die Menschen zu Wort kommen lassen
Ich möchte die Menschen zu Wort kommen lassen und habe mir Fragen ausgedacht wie: „Welche Erfahrungen haben Sie mit dynamischen Agroforst gemacht?“ oder „Haben Sie einen Tipp für jemanden, der mit dynamischen Agroforst beginnen will?“ oder auch „Was würden Sie das nächste Mal anders machen?“ Dazu habe ich meine Kamera mitgebracht, die ganz passable kleine Videos erzeugt. Wir stellen uns auf, die Szenerie ist atemberaubend. Im Hintergrund der schneebeckte Gipfel des Tunari, ein 5.000er.
Don Julio beginnt zu erzählen von seiner anfänglichen Skepsis, die in Neugier umschlug und schließlich zur Begeisterung wurde. Auf meine Frage, ob ihm noch etwas fehle, antwortet er: „Bäume! - und zwar die einheimischen, lokalen Sorten“ Davon habe er zu wenig und deute um sich herum. „Siehst Du, hier ist noch viel Platz.“ Ich zeige nicht, wie sehr mich diese Aussage berührt, denn sie erzählt von einem Wandel um 180 Grad.
Lokale Baumsorten werden interessant
Vorher waren Bäume einzig gut zum Abholzen und die Hänge der Anden sind entsprechend kahl. Wir haben versucht zu vermitteln, das z. B. Apfelbäume zwar einige Jahren brauchen, bevor sie tragen, doch dass Sie dann reiche Ernte bringen können und damit auch eine Absicherung für das Alter darstellen. Immer wieder haben wir auch auf die lokalen Baumarten hingewiesen, die Wasser im Boden speichern, die Erdkrumme halten, Futter fürs Vieh bieten und manche sogar Stickstoff und damit Pflanzendünger in den Boden bringen. Es ist offenbar angekommen. Das Projekt hat nur sechs Monate gedauert.
An diesem und dem nächsten Tag mache ich noch neun Interviews und höre viele ähnliche Antworten. Señora Claixta sagt auf die Frage, was ihr noch fehle: „Wissen, ich möchte mehr über die Methode wissen.“ Mit dieser Antwort komme ich zurück zur Forschungsfarm Mollesnejta, wo ich wärend meines Aufhaltes in Bolivien lebe. Wir bereiten gerade die zweite Phase vom Projekt vor. Diese Antwort bringt uns zum Rotieren, wir diskutieren nächtelang. Die Menschen wollen Wissen. Bisher gibt es nur sehr wenige Experten mit Erfahrungen im dynamischen Agroforst. Doch warum sollen wir nur Techniker ausbilden, um das Wissen weiterzugeben, warum nicht die Bäuerinnen und Bauern direkt, die es dann ihren Nachbarn zeigen können. Wie können wir das am besten machen?
Mehr dazu kann ich vielleicht beim nächsten Blog erzählen.
Machen Sie mit und pflanzen Sie jetzt Bäume mit uns!
Herzlichst
Katja Wiese