Berichte aus den Projekten
Im Mai 2010 konnte Naturefund die zehnte Fläche für die Natur kaufen und schützen. Nun haben uns die Projektpartner Berichte zugesendet, wie sich die geschützten Gebiete entwickelt haben. Lesen Sie hier, was aus dem Land geworden ist, das Naturefund mit seinen Partnern gesichert hat und wie sich die Natur entfalten konnte.Sumpfwald in Nordhessen
Größe: 92.004 QuadratmeterLage: An der Grenze zu Thüringen
Besonderheit: Eine große Graureiherkolonie nistet im Sumpfwald.
Projekt gesichert: Juli 2005
Partner: NABU Wildeck-Obersuhl
Aus dem Sumpwald berichtet Dr. Götz Krapf für den NABU Wildeck-Obersuhl „ ... erinnere ich mich doch mit großer Freude an die Unterstützung durch Naturefund, ohne die das Landkaufprojekt in Wildeck-Obersuhl 2005 nicht zustande gekommen wäre. Mit dem Kauf der Fläche wurde es möglich, ohne wirtschaftliches Nutzungsinteresse auf der erworbenen Fläche von 9,2 ha ausschließlich Naturschutzziele zu verfolgen.“ Der NABU Wildeck-Obersuhl startete mit der Umwandlung eines 4 ha großen Fichtenforstanteils in einen Auwald mit Schwarzerle und Esche, ein Lebensraum der im europäischen Naturschutzkonzept 'Natura-2000' als prioritärer Lebensraumtyp benannt ist. Aus diesem Grund wurde sehr bald nach dem Kauf eine etwa ein Hektar große Teilfläche des Fichtenforstes eingeschlagen und abgefahren. Anschließend wurden Schwarzerlen gepflanzt um dem Auwald einen guten Entwicklungsstart zu ermöglichen. Parallel dazu wurden Drainagen geschlossen, damit das Wasser nicht mehr abfließt. Aufgrund der eingeleiteten Vernässungen bricht der Fichtenforst zunehmend zusammen und ermöglicht so Schwarzerlen und Eschen nach und nach Besitz von der Fläche zu nehmen. Die getätigten Maßnahmen veränderten das Ökosystem, es entwickelt sich von einem sehr artenarmen Forst in einen artenreichen Auwald, wobei sich diese Wandlung - für Waldlebensräume typisch - nicht von heute auf morgen vollzieht sondern letztendlich Jahrzehnte dauert. Leider hat sich die Zahl brütender Reiher deutlich verringert, sicher nicht zuletzt wegen hoher Verluste in den letzten beiden recht kalten Wintern mit fast vollständig zugefrorenen Gewässern. Zum Schutz der Reiher wie auch zahlreicher anderer Arten hat der Nabu Wildeck-Obersuhl grundlegenen Pflegemaßnahmen umgesetzt, wie die Anlage von Amphibiengewässern und die abschnittsweise Umgestaltung eines Grabens in ein naturnahes Fließgewässer. An Betreuungsmaßnahmen für dieses Jahr fallen an: Maßnahmen zur Verkehrssicherung - der zusammenbrechenden Fichtenforst wird durch einen Weg begrenzt – sowie die Anlage weiterer Amphibienlaichplätze und die Renaturierung weiterer Grabenabschnitte.
Buchenwald in Hessen
Größe: 55.839 QuadratmeterLage: Im südlichen Vogelsberg bei Steinau an der Straße
Besonderheit: Seltene Fledermäuse nutzen die Höhlen der alten Bäume.
Projekt gesichert: Juli 2006
Partner: NABU Steinau
Der Buchenwald im Vogelsberg wächst und gedeiht. Der NABU Steinau wurde Eigentümer einer Fläche von rund sechs Hektar. Mit großem Engagement und dem Einsatz seiner Naturschutzgruppen wird der Wald und die Wiese betreut. Durch seine Lage und Ausstattung ist das Gebiet naturschutzfachlich von besonderer Bedeutung. Pflegemaßnahmen waren seit dem Kauf im Einzelnen: Mahd der Streuobstwiese, welche großflächig schon von Brombeergestrüpp überwuchert war ... das war sehr arbeitsaufwändig, da nur Handmahd mit Freischneider möglich war(!), Erhaltungsschnitte an den alten Obstbäumen, um deren Lebensdauer zu verlängern, auspflanzen von ca. 15 jungen Hochstammobstbäumen, um bestehende Lücken aufzufüllen und um sicherzustellen, dass auch in Zukunft „Nachwuchs“ vorhanden ist. Der Wald ist aus der Nutzung genommen, damit sich aus ihm in Zukunft ein Urwald entwickelt. Für die Höhlenbrüter unter den Vögeln wurden im ganzen Gebiet entsprechende Nistkästen aufgehängt. Im Oktober 2010 müssen einzelne Obstbäume wieder nachgeschnitten werden. Hierzu startet der Nabu Steinau eine große Mitmachaktion am 23. und 24. Oktober 2010. Alle Patinnen und Paten sind herzlich zur gemeinsamen Apfelernte eingeladen. Mehr Infos beim NABU Steinau: Herr Basermann +49 6663 5351 oder Herrn Mathias +49 175 7258273.
Feuchtwiese in Rheinland-Pfalz
Größe: 2.617 QuadratmeterLage: Im Sahrbachtal in der Eifel
Besonderheit: Der seltene Springfrosch hat einen geschützten Lebensraum.
Projekt gesichert: November 2006
Partner: BUND Rheinland-Pfalz
Die Grundstücke liegen zwischen Ahrbrück und Sahrburg im malerischen Sahrbachtal. Es sind Wiesenstücke, die teilweise an Laub- oder Nadelwald grenzen, unweit vom Sahrbach. Die Flächen bergen wertvolle Feuchtbiotope, zum Berg hin auch einen Übergang zu Trockenrasen. Gelbe Flure von Sumpfdotterblumen erfreuen im Frühjahr das Auge, im Sommer folgen Sumpfkratzdisteln und Wiesenstorchschnabel. Die Sumpfwiesen sind Kinderstube für Erdkröten und dem sehr seltenen Springfrosch. Der Mädesüß-Scheckenfalter kommt dort vor und Braunkehlchen und Neuntöter haben hier ihr Nahrungsgebiet. Die Wiese bleibt eine Nasswiesenbrache und wird extensiv gemäht um eine magere Zusammenstellung beizubehalten.
Eichenwald in Hessen
Größe: 185 QuadratmeterLage: Nördlich von Frankfurt am Main
Besonderheit: Der Wald grenzt an das Naturschutzgebiet Enkheimer Ried.
Projekt gesichert: Dezember 2006
Partner: Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz
Bezüglich des Waldgrundstücks in Bergen-Enkheim haben sich Schwierigkeiten ergeben, da es eine Vielzahl von Eigentümern gibt, deren Zustimmung wir für den Kauf brauchen, die jedoch schwierig zu ermitteln und zu kontaktieren sind. Wir suchen deshalb parallel ein ähnliches Grundstück in diesem Bereich. Die Spendengelder sind entsprechend auf einem Bankkonto geparkt. Im geamten Bereich des Waldes in Bergen-Enkheim sind die Bäume weiter stark gewachsen. Da die Eiche in ihrer Jugendphase rasch wächst und hier allerbeste Standortbedingungen herrschen, dürfte dieser extrem geschlossene und dichte unterholz- und artenreiche Wald jährlich 1-2 Meter an Höhe zulegen. Vor allem am Hauptfaktor Wasser mangelt es hier nicht, es handelt sich um Auewald und eine große Wasserfläche ist direkt angrenzend. Einzelne Bäume sterben auch ab, aufgrund von Lichtmangel, während andere stark zulegen. So entwickelt sich der Wald auch ohne menschliches Zutun zur Zeit sehr gut.
Niedermoor in Brandenburg
Größe: 18.860 QuadratmeterLage: Klosterfelde, Kreis Barnim, Brandenburg, 50 km nordöstlich von Berlin
Besonderheit: Seltenes Niedermoor mit Erlenbruchwald und Moorwiesen
Projekt gesichert: Juli 2007
Partner: Stiftung Pro Artenvielfalt®
Seit dem Jahr 2009 brüten hier erstmals die inzwischen in Deutschland schon stark bedrohten Kiebitze. Damit haben die Landkäufe und die aufwändigen Pflegearbeiten im Niedermoor nach der Wiederbesiedlung durch ein Kranichpaar und den seltenen Wachtelkönig nun ein weiteres Mal ihre große Bedeutung für den Schutz der zunehmend bedrohten Wiesenvögel bewiesen. Zu ihnen gehören der Kiebitz, der Kranich, der Weißstorch, der Wachtelkönig und auch das Braunkehlchen. Der Kauf der Grundstücke im NSG „Torfstich Klosterfelde“ sichert dauerhaft das Niedermoor und rettet so wertvollen Überlebensraum für viele bedrohte Tierarten wie Kuckuck, Pirol, Kranich, Wachtelkönig, Wendehals, Ringelnatter, Zauneidechse, Feuerfalter und der Fischotter. Roland Tischbier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Pro Artenvielfalt® plädoyiert daher: "Nur Artenvielfalt garantiert ein ökologisches Gleichgewicht und sichert der Menschheit so eine lebenswerte Zukunft".
Streuobstwiese in Hessen
Größe: 3.497 QuadratmeterLage: Die Streuobstwiese liegt bei Frankfurt am Main.
Besonderheit: Hier brütet der seltene Steinkauz.
Projekt gesichert: Juni 2008
Partner: Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz
Auf diesem Obstbaumgrundstück wurde in traditioneller Weise eine extensive Grünlandbewirtschaftung weiter geführt. Das heißt, das Stück wird jährlich ein- bis zweimal gemäht, wobei hierbei auf die Samenreife der Gräser und krautigen Pflanzen geachtet wird, das Mähen findet also erst nach dem 'Samenwerfen' statt. Die Obstbäume wurden zum Teil pflegerisch beschnitten und zwei junge Obstbaum-Hochstämme lokaler Sorten neu gepflanzt. Die HGON hängte zwei Steinkauzröhren neu auf, die gut angenommen wurden, so dass regelmäßig Jungvögel ausfliegen konnten. Bereichsweise wurden auch Brombeerverbuschungen durch Mähen zurückgedrängt.
Dies weist darauf hin, dass der Bereich eine hohe Lebensraumkapazität gerade für den Steinkauz hat, so dass das Vorhandensein von Brutgelegenheiten mehr oder weniger den Engpass darstellt. Aber natürlich sind die extensiv bewirtschafteten Wiesen wie gerade hier im Wechsel mit Weiden (Pferdehaltung), offenen Gärten und Feldern auch ein guter Lebensraum für diese Art im Hinblick auf Nahrungserwerb.
Trockenwald in Bolivien
Größe: 1,1 Mio. QuadratmeterLage: Der Trockenwald liegt im Hochland von Bolivien.
Besonderheit: Der vom Aussterben bedrohte Rotohr-Papagei brütet hier.
Projekt gesichert: kurz vor Abschluss
Partner: Asociación Armonia
Naturefund will mit der Asociación Armonia 1,1 Mio. Quadratmeter im Hochland von Bolivien zum Schutz des seltenen Rotohr-Papageis kaufen. Doch die politsche Lage in Bolivien ist angespannt und die Regierung hat die Gesetze für Landbesitz geändert.
Im Mittelpunkt der Änderungen steht eine Umverteilung von Landbesitz zugunsten armer Kleinbauernfamilien. Bei den derzeitigen Gesetzesvorlagen ist noch unklar, inwieweit Naturschutzorganisationen Land zum Schutz der Natur kaufen können. Diesen offenen Gesetzesprozess müssen wir in unseren Überlegungen berücksichtigen.
Die für das Projekt gesammelten Spenden ruhen aktuell auf einem Extrakonto. Seit Februar 2010 diskutieren wir intensiv mit der Asociación Armonia, ob und welche Möglichkeiten es gibt, das Land doch noch langfristig zu sichern. Es zeichnet sich eine Lösung ab, doch bevor diese nicht unterschriftsreif ist, haben Naturefund und Armonia vereinbart, keine Informationen über den Prozess zu veröffentlichen.
In den letzten Monaten hatte die Asociación Armonia auch die Aufgabe, die umliegenden Dörfer zu überzeugen, dass ihnen keine Nachteile durch das Schutzprojekt entstehen, sondern auch die Honigproduktion von einer Rückkehr der ursprünglichen Vegetation profitiert. Eine Überlegung ist, die Fläche zukünftig an einigen Stellen gemeinsam mit den Dörfern wieder aufzuforsten.
Jagdrevier für den Uhu in Hessen
Größe: 7.640 QuadratmeterLage: Die Streuobstwiese liegt nahe Limburg.
Besonderheit: Ein Uhupärchen brütet in der Nähe und jagt hier regelmäßig.
Projekt gesichert: Dezember 2009
Partner: Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz
"Wenn ich wüßte, daß morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen." zitiert Dieter Stahl den Reformator Martin Luther. Wie geplant hat der HGON Arbeitskreis Limburg-Weilburg im März 2010 in Steeden 8 Hochstamm-Obstbäume ( Goldrenette von Blenheim, Gewürzluien, Elstar, Schöner von Nordhausen und 2 Speierlinge) nach gepflanzt. Auch in diesem Frühjahr blühten die Obstbäume wieder sehr üppig. Dementsprechend fanden wir auch verschiedene Insektenarten: Wildbienen und verschiedene Hummelarten, die für die Befruchtung sorgen. In einigen alten Obstbäume sind im Laufe der Jahre natürliche Bruthöhlen entstanden, die jetzt von Blaumeise, Kohlmeise, Star zur Brut genutzt werden. Aber auch die angebrachten Nistkästen sind fast alle bewohnt. Als besonderer Brutvogel in diesem Jahr hat der Grünspecht eine Höhle „gezimmert“. Bemerkenswert ist das Vorkommen der Sichelmöhre (Falcaria vulgaris) in großen Beständen. Diese kommt zerstreut in Nordost- Mittel- und Süddeutschland vor. Sie fehlt unter anderem in Nordwest-Deutschland. Sie ist wichtige Nahrungspflanze für Fliegen und Käfer. Auch die wilde Möhre (Daucus carota) finden wir in großer Anzahl. Der Schwalbenschwanz benötigt u. a. die wilden Möhren zur Eiablage. Er ist in jedem Jahr auf der Obstwiese in Steeden zu sehen. Auch der Uhu kann regelmäßig auf der Jagd beobachtet werden. Resümee: Es hat sich gelohnt diese Streuobstwiese zu kaufen.
Land für den Biber in Hessen
Größe: 3.654 QuadratmeterLage: Die Fläche liegt im Sinntal in Südhessen.
Besonderheit: Drei bis vier Biber verwandeln die Landschaft in ein Feuchtgebiet.
Projekt gesichert: Februar 2010
Partner: Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung
Ende Februar 2010 konnte Naturefund Biberland im Sinntal sichern. In Zusammenarbeit und enger Abstimmung mit der Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (kurz: GNA) wird das Biberland zukünftig der Natur und den Bibern überlassen.
In den letzten Jahren hat der Biber den Sprung über die Wasserscheide zwischen den Flüssen Kinzig und Fulda geschafft. Die Fulda durchfließt Hessen von Süden nach Norden. Wandernde Biber können nun die Eder und auch Nordhessen erreichen. Noch leben die meisten Biber im Main-Kinzig-Kreis. Hier besetzen ganze 132 Biber insgesamt 44 Biberreviere, darunter 'unser' Revier' im Sinntal. Nur 36 Biber leben in sieben Revieren nördlich davon. Wo Biber sind, entstehen bei uns längst verschwundene Lebensräume. Bachbegradigungen werden überformt und die Dynamik der Bachauen kehrt zurück. Überall entstehen natürliche Strukturen und die Artenvielfalt steigt sprunghaft an, ohne dass der Mensch mit teurem Maschineneinsatz renaturieren müsste. Auch die drei Nager, die seit einigen Jahren den Bachlauf der 'Schmalen Sinn' verändern, können jetzt durch den Einsatz von Naturefund und der GNA ungestört weiter bauen.
Feuchtwiese für den Kiebitz in Hessen
Größe: 9.770 QuadratmeterLage: Im Main-Kinzig-Kreis in der Langenselbolder Flussaue der Kinzig
Besonderheit: Die Auenlandschaft bietet optimale Bedingungen für den Kiebitz.
Projekt gesichert: Mai 2010
Partner: Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz
Die Feuchtwiese in Hessen konnte Ende Mai 2010 für den Kiebitz gesichert werden. Der Kaufvertrag wurde bereits am 29.6.10 unterzeichnet. Da die Stadler Stiftung den größten Anteil für den Kaufbetrag gegeben hat und seit vielen Jahren erfolgreich mit der HGON zusammenarbeitet, haben wir vereinbart, dass sie Eigentümerin der Fläche wird, während der Arbeitskreis Main-Kinzig der HGON die Fläche langfristig pflegt und betreut. Noch sehen unsere 9.770 Quadratmeter aus wie ein ganz normaler Acker, doch nur wenige Meter daneben erstreckt sich ein einzigartiges Feuchtbiotop. Hier hat die HGON erst vor wenigen Jahren Flutmulden und Senken ausgehoben und einmal im Jahr gepflegt. Innerhalb kürzester Zeit hat sich ein einzigartiges Naturparadies entwickelt. In den kommenden Monaten wird die HGON auch auf der neuen Fläche ähnliche Renaturierungsmaßnahmen umsetzen. Susanne Hufmann, Geschäftsführerin vom Arbeitskreis Main-Kinzig sagt hierzu "Wer weiß, vielleicht sehen wir eines Tages hier sogar Arten, die bei uns schon lange verschwunden sind, zum Beispiel den Großen Brachvogel oder die Bekassine." Fotos von den ProjektenFotos vom Sumpfwald
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