Endlich ein Ziel vor Augen
Jetzt gelang in Nagoya kurz vor Schluss ein Durchbruch. Vor allem der Schutz von Lebensräumen steht im Mittelpunkt, eine Maßnahme, die Naturefund seit langem fordert.
Die Ergebnisse
Nach fast zwei Wochen intensiver Verhandlungen einigten sich die Teilnehmer aus 193 Ländern auf 20 Ziele, die bis zum Jahr 2020 erreicht werden sollen, um das Artensterben aufzuhalten. In den nächsten zehn Jahren sollen etwa 17 Prozent der Landfläche und 10 Prozent der Meeresfläche geschützt werden. Aktuell stehen 13 Prozent der Landfläche und nur 1,3 Prozent des Meeres unter Schutz. Die Überfischung der Meere und die Überdüngung landwirtschaftlicher Nutzflächen sollen künftig eingestellt werden. Die Verschmutzung soll eingedämmt und Wälder und Korallenriffen intensiver geschützt werden.
Die weltweite Resonanz auf die Ergebnisse von Nagoya ist optimistisch. Bundesumweltminister Norbert Röttgen sieht in den Beschlüssen "ein weltweites Aufbruchsignal". Auch der Chef der Umweltorganisation WWF, Jim Leape, stellt fest: "Das Nagoya-Protokoll ist ein historisches Ergebnis". Wegen der stockenden Gespräche in den vergangenen Tagen hatten Naturschützer vor einem "zweiten Kopenhagen" gewarnt - dort war der Weltklimagipfel vor knapp einem Jahr gescheitert.
Unvorstellbare Ausmaße
Doch ein gemeinsames weltweites Handeln zum Schutz der Artenvielfalt ist dringend erforderlich. Täglich sterben 130 Tier- und Pflanzenarten als Folge der immer größer werdenden Kommerzialisierung und Profitgier aus. Es verschwinden seltene Arten die bisher weder wissenschaftlich erforscht noch überhaupt erfasst wurden. Welcher Nutzen für die Menschheit geht dabei verloren?
Bei der Erforschung des Madagaskar Immergrüns wurde eine fünffache Verbesserung der Heilungschance bei Kinderleukämie festgestellt. Welche Geheimnisse in andere Arten stecken mögen, kann nur herausgefunden werden, wenn sie nicht von der Erde für immer verschwinden.
Natürliche Lebensräume zerstört
Durch den Klimawandel verändern sich in den kommenden Jahrzehnten weltweit die Lebensbedingungen von Pflanzen und Tieren. Die Zerstörung vieler natürlicher Lebensräume sorgt gleichzeitig für einen besorgniserregenden Rückgang der Artenvielfalt bei Säugetieren, Vögeln, Amphibien, Reptilien und Fischen. Parallel dazu führen steigende Bevölkerungszahlen in Südostasien zur Zerstörung der tropischen Regenwälder, während in Südamerika und Afrika hauptsächlich Armut für die Abholzung der Restwaldbestände verantwortlich sind.
Wir können etwas tun
Die internationale Naturschutzorganisation IUCN spricht von einem sechsten Massensterben in der Erdgeschichte. Doch immerhin greifen Schutzprogramme. Ein Fünftel der bedrohten Wirbeltierarten auf der Welt sind durch Schutzmaßnahmen vor dem Aussterben bewahrt worden, erklärte die IUCN in der Studie, die am Rande der UN-Artenschutzkonferenz im japanischen Nagoya vorgestellt wurde.
Programme zur Aufzucht bedrohter Tiere, der Erlass von Jagdverboten, die Einrichtung von Naturschutzgebieten und Maßnahmen gegen die Ausbreitung fremder Arten hätten positive Wirkungen erzielt, heißt es in der Studie, an der 174 Wissenschaftler mitarbeiteten.
Schutz und Vernetzung von Lebensräumen
Vor allem die Zerstörung von Lebensräumen fügt der Artenvielfalt mit am meisten Schaden zu. Naturefund fordert daher die konsequente Ausweisung von Schutzgebieten. Auch im Hinblick auf den Klimawandel ist der Erhalt und insbesondere die Vernetzung von Lebensräumen „überlebenswichtig“ für zahlreiche Pflanzen und Tiere. Wenn Lebensräume nur bruchstückhaft vorhanden sind und immer wieder durch Besiedlungen und Straßen unterbrochen werden, können Arten nicht in für sie passendere und kühlere Regionen ausweichen,
Als weltweit arbeitende Organisation kauft Naturefund gezielt Flächen auf, um sie dauerhaft unter Schutz zu stellen. Katja Wiese, Geschäftsführerin von Naturefund: „Flächenkauf ist eine der sichersten und oft auch eine der am schnellsten umzusetzenden Maßnahmen, um einen Teil der Naturschätze zu bewahren. Gleichzeitig ist es wichtig, eng mit den Organisationen und Menschen vor Ort zusammenzuarbeiten, um den langfristigen Schutz einzigartiger Naturräume sicherzustellen. Wenn jetzt durch die Beschlüsse in Nagoya die Weltgemeinschaft tatsächlich mehr Flächen unter Schutz stellt, können wir den dramatischen Schwund der Artenvielfalt eindämmen, bevor zu spät ist.“
Wiese fordert eine Vielzahl von Maßnahmen. Hierzu zählt zum Beispiel die zügige Ausweisung neuer Schutzgebiete, die Einbeziehung von Industrie, Siedlungen und Verkehr in den Aufbau eines Biotopverbundes und die Schaffung von Grünflächen und Grüngürteln in Stadtgebieten.
Ungeklärt blieb auch in Nagoya die Frage, von wem und wie die Naturschutzmaßnahmen finanziert werden sollen. Brasilien hatte ursprünglich gefordert, dass die Industriestaaten ab 2020 jährlich 200 Milliarden Dollar in den Artenschutz investieren. Fast hundertmal so viel wie heute. Die französische Umweltministerin Chantal Jouanno hält es dagegen nicht für unmöglich, das Geld aufzutreiben: "Es können nicht nur öffentliche Gelder sein." Da die erforderlichen Summen so riesig seien, müssten auch private Gelder her: „Du machst Profite mit der Artenvielfalt? Dann ist es logisch, dass diese Profite auch wieder der Artenvielfalt zugutekommen.'"
Das sieht Katja Wiese von Naturefund ähnlich: “Wir müssen die Menschen und die Unternehmen in diese globalen Schutzmaßnahmen miteinbeziehen. Nur wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen, werden wir dieses große Ziel erreichen. Durch Kommunikation, das Verbreiten von Wissen und durch Zusammenarbeit können wir eine starke Gemeinschaft über nationalen Grenzen hinweg werden, die sich für den Erhalt der einzigartigen Artenvielfalt auf der Erde einsetzt. Davon können die Unternehmen profitieren, die Staaten und vor allem jedoch die Menschen.“
Die Naturschutzorganisation Naturefund bietet eine sehr einfach Form des Mitmachens an. Bereits für 20 € können aktuell 100 Quadratmeter tropischer Trockenwald in Nicaragua gekauft und geschützt werden. Spendenkonto: Naturefund e. V., Nassauische Sparkasse, BLZ 510 500 15, Konto 101 261 352, Betreff: Trockenwald. Eine Spende ist steuerlich abzugsfähig.
Mehr über das aktuelle Schutzprojekt erfahren Sie unter: www.naturefund.de/land
Zu den Pressefotos: www.naturefund.de/pressefotos
Kontakt für Rückfragen:
Naturefund e. V., Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Sonnenberger Str. 20a, 65193 Wiesbaden
Tel.: +49 611 504 581 011>, pressekontakt(at)naturefund.de
P. S. Möchten Sie Pressemitteilungen von Naturefund erhalten? Hier können Sie sich eintragen: Pressemitteilungen bestellen