Eppenhain - Haselnuss, Weißdorn, Feldahorn und Pfaffenhütchen wachsen wild durcheinander, der Boden ist von Efeu bedeckt. Hier blüht ein Holunderstrauch, dort reckt eine vorwitzige Blume die pinkfarbene Blüte dem Licht entgegen. Und im Asthaufen tummeln sich Blindschleiche und Igel.
100 Helfer
Liebe Leserin, lieber Leser, Fast ein Jahr ist es jetzt her, dass rund 100 freiwillige Helfer, unter ihnen eine gesamte Schulklasse der Eichendorffschule, in einer Pflanzaktion 700 Baum- und Strauchsetzlinge gepflanzt haben. Initiiert wurde das Projekt '700 Bäume für den Klimaschutz in Kelkheim', zu dem im November Schüler, Eltern und Bürger mit der Schaufel anrückten, vom Wiesbadener Verein Naturefund. Der Orkan 'Kyrill' hatte Anfang des Jahres 2007 auf der Fläche am Ende der Straße 'Am Groborn' getobt und rund 1.500 Quadratmeter verwüstet zurückgelassen (wir berichteten). Gestern trafen sich Kelkheims Bürgermeister Thomas Horn, die Geschäftsführerin von Naturefund Katja Wiese, Revierförster Christian Witt und die 27 Schülerinnen der G8b samt Lehrerin Melanie Berwanger direkt an Ort und Stelle. "Wir möchten sehen, was die Natur aus dem gemacht hat, was wir ihr gegeben haben", sagte Thomas Horn.
Erwartungsgemäß gut gewachsen
Förster Witt bescheinigte den jungen Pflanzen eine durchschnittliche Entwicklung. "Sie sind erwartungsgemäß gut gewachsen", so der Mitarbeiter des 'Hessenforst'. "Zwar sieht das Ganze für den Laien noch recht spärlich aus, aber wenn man weiß, unter welch schweren Bedingungen sie hier wachsen, relativiert das die Erwartungen." "Die Baum- und Strauchsetzlinge seien in einer 'Stresssituation'", so Witt, denn auf der Hangoberlage gebe es nur wenig Erde. "Das haben auch die Schüler und alle Helfer beim Graben gemerkt, hier stößt man schon nach wenigen Zentimetern Erde auf Steine", weiß der Revierförster. Da sei es für die Jungpflanzen nicht einfach, Kontakt zur Erde herzustellen. Die Setzlinge, die im November von der Supermarktkette 'Tengelmann' und der Klima-Initiative 'CO2NTRA' gesponsert wurden, kamen im November allesamt aus der Baumschule, wo sie unter optimalen Bedingungen gezogen worden waren. Nun müssen sie sich nicht nur an den harten Boden gewöhnen, auch die Wasserversorgung muss von allein funktionieren. Denn die bepflanzte Fläche soll wie ein Urwald ohne weiteren Eingriff des Menschen wuchern und den normalen Lauf der Natur darstellen.
Nachgeholfen werden soll nur im Notfall
"Dass das nicht immer 'aufgeräumt' wirkt, ist ein bewusster Entschluss", sagt Thomas Horn. Nachgeholfen werden soll nur im Notfall. "Wir haben während des Sommers bisher nicht zugegossen", schilderte der Revierförster. "Wäre es extrem trocken gewesen, hätte die Feuerwehr uns beim Bewässern geholfen, das war aber noch nicht notwendig." Nicht nur die Schüler und Anwohner freuten sich über die den Umständen entsprechend gute Entwicklung des Grundstücks, auch die Waldbewohner kommen gerne auf einen Sprung vorbei. Rehe zupfen die Triebe und Blätter ab, Allesfresser machen sich über die Brombeeren her. Der so genannte 'Wildverbiss' ist zwar ebenfalls ein Belastungsfaktor für die Pflanzen, sei aber völlig normal und ein Bestandteil der Natur, der nicht verhindert werden könne oder solle, betont der Förster. Die Schüler der Eichendorffschule wollen auch in Zukunft nach 'ihrem' Waldstück schauen. Bilder von der Aufforstungs-Aktion in Kelkheim