Klimafreundliche Stadt der Fahrräder
Als Katja Wiese in den 80er-Jahren nach China reiste, wimmelte es in Peking nur so von Millionen von Fahrrädern. Autos gab es so gut wie keine. Ein Szenario aus der Vergangenheit, das im Reich der Mitte bald wieder Zukunft haben könnte. Denn die Regierung hat Pläne für eine klimafreundliche Stadt erarbeiten lassen, zu der benzinbetriebene Fahrzeuge keinen Zutritt haben.„Gerade China als größter Schadstoffemittent der Welt macht deutlich, dass wir andere Wege gehen müssen, die die Umwelt nicht so belasten“, sagt Katja Wiese, Geschäftsführerin der Naturschutzorganisation Naturefund. „Die Ökostadt ist eine gute Idee, die ausprobiert werden will.“
Schnellste Urbanisierungsrate der Welt
Denn das Land mit der schnellsten Urbanisierungsrate der Welt braucht dringend Lösungen. Chinas erste Ökostadt soll nördlich von Shanghai entstehen und die Probleme der Megacity lösen. Die Vision: Dongtan, wörtlich übersetzt „Oststrand“, soll sich selbst mit Energie versorgen und Treibhausemissionen vermeiden. Windräder und Sonnenkollektoren sorgen für eine dezentrale Energieversorgung.Aus den Abfällen der Reisfelder vor Ort soll Biogas erzeugt werden. Die Stadt bleibt Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. Ein ehrgeiziges Projekt. „Doch China weiß, dass es handeln muss“, so Wiese. „Seine Umweltprobleme sind dramatisch.“
In China liegen 16 Städte mit der schlechtesten Luft
Sechzehn der 20 Städte mit der schlechtesten Luft weltweit liegen in China, berichtet die staatliche Umweltbehörde SEPA. 67 Prozent des Süßwassers sind stark belastet, nur 20 Prozent des städtischen Mülls werden umweltgerecht entsorgt. Kohlekraftwerke erzeugen 70 Prozent von Chinas Strom und fast wöchentlich geht ein neues Kraftwerk in Betrieb. Eine Studie der Weltbank belegt: Rund 750 000 Menschen sterben in China jährlich an Umweltverschmutzung.Jetzt hat die kommunistische Regierung die grüne Wirtschaftswende eingeläutet:
Mit einer Subventionsoffensive soll das Land in nur wenigen Jahren
zur führenden Kraft bei der Ökoenergie aufsteigen. Dafür werden 40 Prozent des Finanzkrisen-Konjunkturprogramms in eine umweltfreundliche Wirtschaft gepumpt. Rund 152 Milliarden Euro sind es insgesamt.
Erste Bauarbeiten wurden eingestellt
Trotzdem existiert Chinas künftige Ökostadt bislang nur auf dem Papier. Erste Bauarbeiten wurden 2009 wieder eingestellt. Dabei sollten bereits zur Expo 2010 in Shanghai 50 000 Bewohner dort leben. Bis zum Jahr 2040 sollten es 500 000 Menschen sein.Das wären etwas weniger als in Großraum Wiesbaden, wo Katja Wiese ihr Büro hat. Mit dem Computer ist die 42-Jährige mit der ganzen Welt vernetzt und erwirbt mit ihrer gemeinnützigen Organisation weltweit Land zur Erhaltung der Natur. Auch wenn China derzeit noch nicht dabei ist, so findet sich das Projekt Dongtan trotzdem auf der Website ihres Unternehmens unter der Rubrik „Lösungswege“. Umweltschützerin Wiese: „China als größter Schadstoffemittent der Welt macht mit der grünen Ökostadt vor Shanghai deutlich, dass wir künftig andere Wege gehen müssen.“ Mehr über die Ökostadt Doghtan: www.naturefund.de/atlas
Zum aktuellen Landkaufprojekt: www.naturefund.de/landpaten