Sonne und Wind schonen das Klima und kosten nichts
Eisberge schmelzen, der Winter wird zum Sommer, die globale Erwärmung gefährdet die Erde. Erneuerbare Energien gelten als die Retter des Klimas. Sie sollen den CO2-Ausstoß senken. Und sie sind ein großes Geschäft.
Unsere Retter: Sonne und Wind
Doch kann sich der Normalbürger Ökostrom leisten? Braucht jeder jetzt ein Solarpanel auf dem Dach? Und was passiert, wenn die Sonne mal nicht scheint? Diese und viele weitere Fragen diskutierten namenhafte Gäste bei der 6. „BILD Mainz-Wiesbaden Lounge“ im Traubensaal der ehemaligen Sektkellerei Kupferberg in Mainz. Das Thema: „Umweltschutz, Fortschritt, Wirtschaftskraft – Sind erneuerbare Energien die Zukunft unserer Region?“ Es ging um Klimaschonung, staatliche Förderung, technische Probleme, darum ob Kohle-, Gas- oder Atom- Energie noch gebraucht werden und um die negativen Seiten (und Gefahren) von Windrädern, Bioenergie, Geothermie und mehr. Stoff für eine spannende Diskussion innerhalb der BILD Lounge. Die Statements der Experten, ihre Meinungen und Visionen im Einzelnen: Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD): „Durch Erneuerbare Energien sind in Deutschland 2008 über 270 000 neue Arbeitsplätze entstanden. Windkraft und Solarenergie bieten Potentiale für die heimische Wirtschaft. Die Zukunft ist eine dezentrale Energieversorgung mit Anlagen, die von heimischen Handwerkern betrieben werden. Aber wir werden mittelfristig auch in neue Kraftwerke investieren müssen und vielleicht auch Kohlekraftwerke bauen.“ Wiesbadens Umweltdezernentin Rita Thies (Grüne): „Man darf sich von Fehlschlägen nicht verunsichern lassen. Das Erdbeben in Landau nach der Geothermie-Bohrung war zum Beispiel kaum messbar. Aber wir müssen auch an die Grundsicherung denken. Die Heizung brauchen wir im Winter durchgehend. In Wiesbaden hat unser Solarkataster viel gebraucht. Für unsere Bürgersolaranlagen haben wir so viele Anmeldungen, dass wir schon einige neue Anlagen bauen können.“ Der Mainzer Wirtschaftsdezernent Franz Ringhoffer (FDP): „Manchmal helfen auch die kleinen Dinge. Ich selbst gehe oft zu Fuß durch Mainz. Das ist immer ein Gewinn und man trifft nette Leute. Durch ein Umdenken in Fragen der erneuerbaren Energien gewinnt man auch neue Lebensqualitäten. Jeder Einzelne kann etwas tun. Die sogenannte 'Verspargelung' der Landschaft durch Windkraftanlagen ist ein Beispiel. Wenn sie nicht in Laubenheim stehen, stehen sie irgendwann woanders.“ Jan Jahns, Leiter Umweltamt Mainz: „Die Stadt Mainz ist seit 1994 im Klimabündnis. Wir prüfen, welche Potentiale haben wir in der Stadt und wie können wir das einsetzen. Ein Solarkataster mit Luftaufnahmen von den Häusern in der Stadt haben wir in Arbeit. Jeder Bürger soll sehen, wieviel er sparen und mit erneuerbaren Energien verdienen kann. Ich persönlich habe meinem 30 Jahre alten Haus eine optimale Wärmedämmung gegeben, unser Kachelofen wird mit Holz befeuert.“ Klaus Hofmann, Unternehmenssprecher der Schott AG (Mainz) und Vorstand des Bundesverbandes Solarwirtschaft: „ Der gesunde Mix der erneuerbaren Energien ist wichtig. Aber das größte Potential hat die Solarenergie. In Spanien gibt es kein Haus, das nicht mindestens 10 Prozent Solarenergie gewinnt. Und dann gibt es gigantische Projekte wie Desertec an dem Schott AG beteiligt ist. 400 Milliarden Euro Volumen, bis 2050 soll der Solarstrom für ganz Europa aus der Wüste der Sahara kommen.“ Ralf Schodlok, Vorstand ESWE Versorgungs AG: „Desertec ist eine Vision. Ein Mix aus regenerativen Energien ist sehr positiv. Wir haben seit 1999 Ökostrom-Produkte, seit 2007 ist die Abnahme explosionsartig gestiegen. Aber wir werden vorerst nicht auf konventionelle Energieerzeugung verzichten können. Das Problem bei Wind und Photovoltaik ist, dass wir Strom nur begrenzt speichern können. Und wir haben auch gar nicht die Netze, die in der Lage sind umzuschalten, wenn hier mal nicht die Sonne scheint und dort der Wind weht.“ Katja Wiese, Umweltorganisation Naturefund (Wiesbaden): Es ist wichtig, das Bewusstsein der Menschen zu schärfen. Obwohl ich Naturschützerin bin, habe ich auch im Winter Tomaten gegessen, was der Umwelt schadet. Jetzt gehe ich auf den Markt und esse regionale Produkte, die in der Jahreszeit wachsen. Das ist gesund und hilft dem Klima. Wir müssen eine neue Art finden, mit Energie umzugehen. Die Zeit des Umdenkens ist jetzt“. Matthias Willenbacher, Geschäftsführer juwi-Gruppe (Windkraft und Solarexperte, Unternehmer des Jahres): „ Um einen vernünftigen Energie-Mix zu erreichen, brauchen wir fünf Energie-Träger: Wind, Solar, Bio, Geothermie und Wasserkraft. Wir finden viele Orte, wo die große Mehrheit der Menschen unsere Produkte unterstützen. Aber wir haben in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Thüringen nicht mal 10 Prozent der Windkraftanlagen von Deutschland. Die Frage ist, ob das mit politischen Gegebenheiten zu tun hat.“ Mark Weinmeister (CDU), Staatssekretär Umweltministerium Hessen: „Bisher gab es 1800 Windstunden, heute können wir 2500 Windstunden erreichen und brauchen weniger Anlagen. Die Frage ist, wo sind die Gebiete dafür. Viele Menschen wollen eben nicht das Windrad in ihrem Garten. Die wichtigen Fragen sind: Was kann mit erneuerbaren Energien erreicht werden? Welche kann man einsetzen? Wie kann man das voranbringe? Wir müssen klar machen, das wir über einen langen Zeitraum in einer Umstellungs-Phase sind“. Direkt zu den CO2-Rechnern