Misteln zerstören die alten Apfelbäume; ein Teil der Streuobstwiesen verbuschen. Katja Wiese vom Wiesbadener Verein Naturefund sieht die Zukunft der Streuobstwiesen in der Landeshauptstadt in Gefahr. Viele der Personen, die sich um die Wiesen kümmerten, seien im fortgeschrittenen Alter. Was, wenn die letzten Nebenerwerbslandwirte etwa in Naurod oder Breckenheim aus Altersgründen aufgeben? Wer mäht dann, schneidet die Bäume zurück, liest Obst auf?
Gemeinsam mit Landwirten, Ortsbeiräten, Naturschützern und Eigentümern startet Wiese nun eine Initiative für ein Schutzkonzept für Streuobstwiesen. Denn die Zusammenarbeit mit dem städtischen Umweltamt geht ihr zu langsam.
„Seit drei Jahren fordere ich ein Schutzkonzept, aber die Stadt blockt uns ab“, sagt Wiese auf einem Treffen des jüngst ins Leben gerufenen Runden Tisches. Ihre Vorschläge zum Schutz der Streuobstbestände würden nicht bearbeitet. Zudem würden ausgerechnet städtische Wiesen verwildern, ein Vorwurf, dem sich einige aus der Runde anschließen. „Diese Verwahrlosung beeinträchtigt angrenzende Streuobstwiesen von Privateigentümern“, heißt es in einem offenen Brief an die Bürger Wiesbadens und die Stadt. Es handle sich dabei um Streuobstwiesen im Besitz des Liegenschaftsamts. Nach Angaben des Umweltamts besitzt die Stadt sieben Prozent der Bestände. Der Großteil davon sei gut gepflegt.
Das Umweltamt räumt auf Anfrage der Frankfurter Rundschau aber ein, dass es Flächen im Besitz des Liegenschaftamts gebe, die verwilderten, teils weil die Pächter sich nicht mehr kümmerten. Dies solle in den nächsten Jahren durch gezielte Pflege verbessert werden. Ein Konzept hierfür sei in Arbeit. Es gebe auch Förderprogramme zur Sicherung der Streuobstbestände. Die Untere Naturschutzbehörde bereite zudem ein Konzept vor, das es ermögliche, die privaten Eigentümer verwilderter Wiesen mit Obstbauern mit Interesse an der Pflege zusammenzubringen. Auch dies war vom Runden Tisch Streuobst als Mangel erkannt worden. Oft seien die Besitzer unbekannt, dabei würde Naturefund die Pflege der Bäume und Wiesen übernehmen. Einen Mann hat Naturefund dafür eingestellt.
Ursache für die Verwahrlosung der ökologisch wertvollen Wiesen sieht der Runde Tisch auch darin, dass für das regionale Obst schlechte Preise zu erzielen seien. Für 100 Kilo Äpfel gebe es zurzeit sieben Euro. Landwirte und Eigentümer benötigten finanzielle Anreize für die harte Arbeit, ist eine Forderung.
Der Runde Tisch hofft trotz des Ärgers auf die Zusammenarbeit mit der Stadt. Dies erscheint durchaus möglich. Das Umweltamt teilt auch mit, dass ein Schutzkonzept für Streuobstwiesen angestrebt werde, allerdings in Zusammenarbeit mit allen Akteuren, die sich dafür engagieren: Obstbauern, Landwirte, Streuobstwiesenbesitzer, Streuobstkreise, Obstbauvereine, Naturschutzverbände und „selbstverständlich auch Naturefund“.
Hier geht's zum Artikel in der Frankfurter Rundschau
Hier finden Sie den Artikel in unserem Archiv