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5. Blog: Grünes Paradies

In den letzten Tagen war Katja viel unterwegs. Sie besuchte die einzelnen Pilotparzellen; verteilt überall in Madagaskar. Es ist jedes Mal wieder ein Wunder, wie dynamischer Agroforst aus unfruchtbaren Böden grüne Paradiese schaffen kann.

6. Tag – Ein Paradies und eine folgenreiche Idee

Die letzten Tage war ich viel unterwegs und abends manchmal so müde, dass ich einfach nur noch ins Bett gefallen bin. Der Reihe nach – am Montag (22.08.2016) haben wir die Parzelle von Martial besucht, die bereits Anfang 2015 auf dynamischen Agroforst umgestellt wurde. Der Weg dorthin führte durch eine karge, abgeholzte Landschaft. Als wir dann in seine Parzelle eintraten, verwandelte sich die Welt. Auf einmal standen wir in einem grünen Paradies. Seine Parzelle liegt an einem Hang mit teilweise 80% Neigung. Doch alles war grün, der Boden war von Farnen und vielen anderen Pflanzen bedeckt, einige große Bäume warfen Schatten und viele Jungpflanzen waren überall zu sehen - ein grünes Paradies.

Die Jungpflanzen, die wir vor 18 Monaten mit knapp 20 cm pflanzten, standen jetzt alle satt und kräftig mit etwa 1 bis 2 m Höhe da. Besonders auffallend war, dass alle jungen Bäume, egal ob Kakao, Nelken oder Kaffee besonders gut wuchsen, wenn sie nahe an großen, alten Bäumen standen. Zwei Kakaobäume trugen sogar schon Früchte – nach 18 Monaten! Normalerweise trägt Kakao zum ersten Mal nach etwa 3 Jahren. Wenn doch endlich Nestlé auf mich hören würde. Die haben vor ca. zwei Jahren mehr als 30.000 Bauern an der Elfenbeinküste mit Turbokakaopflanzen ausgerüstet, die auf Chemie angewiesen sind, ein Ansatz, der kein grünes Paradies schafft, sondern nur kurzfristige Hochleistung in Monokultur. Doch die Zeit wird kommen, ich bin sicher.

10 neue Hektar für den dynamischen Agroforst

Als wir dann auf dem Rückweg durch die karge, abgeholzte und heiße Landschaft gingen, kam mir eine Idee. „Sagt mal, gibt es jemanden hier, der Interesse haben könnte, wenn wir sein kaputtes Land mit dynamischen Agroforst in ein grünes Paradies verwandeln würden?“

Wir diskutierten kurz darüber und dann zog Dorian sein Handy und rief jemanden an. „Wie viele Hektar brauchst Du mindestens?“, fragte er mich. 10 Hektar sagte ich, ohne zu wissen, ob das stimmte, einfach so ein Bauchgefühl. Der Bürgermeister von Ambavalala hat Interesse, sagte Dorian und schaute mich an. Upps, das geht schnell. Ok, dann treffen wir uns gleich mit ihm.

Und so geschah es. Nach zwei Flaschen Cola und zwei Stunden hatten wir die Zusage, 10 Hektar Gemeindeland auf dynamischen Agroforst umzustellen. Der Bürgermeister hat gesehen, was wir in den Pilotparzellen wie z. B. mit der von Martial erreicht haben und ist neugierig geworden. Außerdem liebt er die Natur.

Offroad nach Diego

Die nächsten zwei Tage (23. und 24.) waren wir mit dem Auto unterwegs für die gut 400 km von Sambava nach Antisirana (kurz auch Diego genannt) im Norden. Davon 168 km Offroad. Die Ralley Paris-Dakar ist nichts dagegen, denke ich zumindest. Ich konnte kaum glauben, auf welchen schmalen Wege neben tiefen Löcher ein Jeep fahren kann oder welche Schräglage noch zu meistern ist. Die Jungs, Jimmy und Nasser, machen das 6 bis 8x im Jahr, zwei Tage hin, zwei Tage zurück. Auch auf den asphaltierten Straßen braucht man Geschick und ruhige Nerven. Überall sind tiefe Schlaglöcher und manchmal besteht der Asphalt nur noch aus einem Flickenteppich. Doch wir atmeten alle auf, als wir die abenteuerliche Sandstraße gegen den durchlöcherten Asphalt tauschen konnten.

Abholzung, Feuer und Vieh sind überall das Problem

Am Donnerstag (25.) fuhren wir dann von Diego zu unserem zweiten Projektstandort nach Ramena im äußersten Norden von Madagaskar und direkt am Meer. Wieder erlebe ich eine völlig neue Vegetation, diesmal ein Wald auf Sand. Auch hier dieselben Probleme, wie fast überall: Abholzung, Feuer und Vieh. Vor 10 Jahren hat MBG hier zusammen mit den Gemeinden ein Schutzgebiet errichtet, Kategorie 5 nach IUCN-Kriterien. Die Abholzung und auch das Feuer sind – fast – eingedämmt. Doch noch unzählige Ziegen und einige Rinder treiben ihr Unwesen im Wald. Wir fahren mit dem Jeep auf einer Sandpiste, skurrile Bäume und Blumen sind überall zu sehen. Bei einem Stopp am Meer sehen wir wunderschöne Strände, verlassene Militäranlagen und eine Meeresschildkröte.

Bauer Landry erzählt

Außerhalb vom Park besuchen wir schließlich einen Bauern, der vor 16 Monaten seine Parzelle auf dynamischen Agroforst umgestellt hat. Wieder tauchen wir in ein grünes Paradies ein, selbst hier in dieser Sandwelt.

Als ich den Bauern bitte, in einem Video etwas über seine Erfahrungen mit der neuen Methode zu erzählen, hört er überhaupt nicht mehr auf zu reden. So viel gibt es zu sagen und so viel hat er in den vergangenen Monaten entdeckt, z. B. dass Baobabs Sonne brauchen oder dass er von einem Strauch mit Schoten, ähnlich wie Erbsen und sehr begehrt, bereits 2 Monate nach der Umstellung Früchte verkaufen konnte.

Herzliche Grüße vom Indischen Ozean!

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