In kurzer Zeit so viel geschafft
Innerhalb von rund sechs Wochen ist es der Naturschutzorganisation Naturefund (Wiesbaden) gelungen, allein über das Internet genug Spenden zu sammeln, um eine von Bibern genutzte Fläche im Sinntal für die Natur zu sichern. In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA) wird das „Biberland“ künftig der Natur überlassen (wir berichteten).
Die Eigentümerin der Flächen nahe der bayrischen Grenze soll die GNA (Sitz: Rodenbach) werden. Diese hatte vor gut 20 Jahren gemeinsam mir der hessischen Naturschutzbehörde und der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz das erste Biberprojekt im Sinntal gestartet. Ende der 1980er Jahre wurden an der Sinn und der Jossa 18 Biber von der Elbe ausgesetzt. Das Experiment glückte auf Anhieb. Die kleinen, unverbauten Bachläufe von Jossa und Sinn boten einen idealen Lebensraum.
Der jüngste Jahresbericht des Regierungspräsidiums Darmstadt führt nach einer Kartierung der Biber im Jahr 2008 insgesamt 168 Tiere in 51 Revieren auf. Der Landkauf betrifft Flächen auf hessischem Gebiet, die sich noch in Privatbesitz befinden. Das Areal jenseits der Landesgrenze gehört laut Naturefund bereits dem Freistaat Bayern und steht unter Naturschutz. Die Begleitung des Projekts oblag Irmgard Schultheiß aus Marjoß. „Mich begeistert immer wieder, mit welch einfachen Mitteln wir natürliche Lebensräume entstehen lassen können“, erklärte jetzt Katja Wiese vom geschäftsführenden Vorstand bei Naturefund.
Der Biber ist das größte Nagetier Europas und das einzige Tier, dass seinen Lebensraum selbst gestaltet und Wasser anstaut. Da er Bäume fällt und Felder unter Wasser setzen kann, kam es früher zu Konflikten mit der Landwirtschaft. Schon im 16. Jahrhundert war der Biber aus Hessen quasi verschwunden, da er überall verfolgt wurde. 1947 gab es in Deutschland nur noch 100 Biber – an der Elbe.
Mittlerweile hat der Biber den Sprung über die Wasserscheide zwischen den Flüssen Kinzig und Fulda geschafft. Noch leben die meisten dieser Tiere im Main-Kinzig-Kreis. Etwa 132 Biber besetzen den Angaben zufolge 44 Biberreviere und nur 36 Biber leben in sieben Revieren nördlich davon. Wo Biber sind, entstehen längst verschwundene Lebensräume und die Artenvielfalt steigt sprunghaft an. Um Konflikte mit Menschen und der Landwirtschaft zu vermeiden, kaufen Naturschutzorganisationen seit einigen Jahren gezielt Flächen auf, um Bibern und Bauchauen dauerhaft Raum zu geben.
Das nächste Schutzprojekt in Osthessen ist in Vorbereitung, verrät Wiese: „Diesmal wollen wir eine Fläche für einen bei uns selten gewordenen Vogel kaufen: für den Kiebitz.“