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Dörscheider Heide macht Hoffnung für Insekten

Immer wieder hört man vom Insektensterben. Zwar gibt es keine genaue wissenschaftlich belegte Zahl zum globalen Insektenrückgang, eine Überblicksstudie der Universität Sydney aus dem Jahr 2018 aber fasste regionale Forschungen zusammen und ergab, dass die Population von 41 Prozent der Insektenarten abnimmt und ein Drittel aller Insektenarten vom Aussterben bedroht ist.

Mensch ist in Insektensterben involviert

Unter dem Vorbehalt einer relativ dünnen Datenlage errechneten die Forscher einen jährlichen Verlust von 2,5 Prozent der globalen Insektenbiomasse. Der Weltbiodiversitätsrat IPBES schätzt die bedrohten Insektenarten sogar, wenn auch vorsichtig, auf zehn Prozent. Verschiedene Studien zeigen zudem, dass in Europa und Nordamerika die Vielfalt und Menge von Nachtfaltern, Schmetterlingen, Käfern, Wildbienen und anderen Insekten regional unterschiedlich, aber deutlich zurückgehen. Auch aus anderen Teilen der Welt wird dieser Trend in einzelnen Analysen berichtet. Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig, doch fast immer ist der Mensch involviert.

Hauptursachen des Insektenrückgangs
Foto: Insektenatlas 2020 / Sanchez-Bayo / Wyckhuys

Insbesondere Spezialisten leiden

In Deutschland gibt es Langzeituntersuchungen zu den Beständen von Tagfaltern, Wildbienen und Zikaden. Diese belegen einen bundesweiten Rückgang der Artenvielfalt und eine teilweise dramatische Abnahme der Populationsdichte. Betroffen sind Arten mit unterschiedlichsten Lebensweisen und Lebensräumen.

Bei den Schmetterlingen beispielsweise sind besonders die Spezialisten, wie Tagfalter, deren Larven auf bestimmte Futterpflanzen angewiesen sind, gefährdet. Langzeiterfassungen in mehreren Regionen Deutschlands zeigen dauerhafte Verluste von über 70 Prozent der Schmetterlingsarten. Unter den Wildbienen verzeichnen knapp die Hälfte der 561 Arten Rückgänge. Neben dem Verlust der Habitate könnte die Verbreitung von Neonicotinoiden, einer Gruppe von Insektiziden, laut Insektenatlas 2020 zu diesem starken Rückgang beigetragen haben.

Trends bei langfristig rückläufigen Insektenarten in Deutschland.
Foto: Insektenatlas 2020 / Ries

Hoffnung macht das Mittelrheintal

Doch es gibt auch Hoffnung! Ein solcher Ort, der Hoffnung macht, ist das Mittelrheintal, insbesondere die Dörscheider Heide. Vor fast 40 Jahren begannen Forscher an 70 Standorten in Deutschland Insekten zu untersuchen. Überall nahm die Vielfalt ab, nur an zwei Orten blieb der Bestand stabil oder stieg leicht: in der Dörscheider Heide und 30 km stromaufwärts in Koppelstein. Dort gibt es alte Weinberge neben Streuobstwiesen, Steinmauern und Felswände, die sich in der Sonne erwärmen. Daneben Magerwiesen mit vielen seltenen Pflanzen. Diese Gebiete bieten vielen seltenen Arten ein geschütztes Zuhause. Hier kommt beispielsweise der in Rheinland-Pfalz vom Aussterben bedrohte Segelfalter vor, eine extrem wärme­bedürftige Art, der unter anderem heiße, felsige Hänge oder trockene Magerrasen besiedelt. Auch die seltene Steppen-Sattelschrecke und die faszinierende Gottesanbeterin sind hier zu finden.

Wir erhalten die vielseitigen Lebensräume rund um die Dörscheider Heide

Viele Insekten brauchen Sonne, Wärme und eine offene Landschaft mit vielen Blüten. Wenn Streuobstwiesen und Weinberge jedoch nicht mehr genutzt werden, wachsen schnell Büsche und Sträucher, es wird schattig und kühler, und die Insekten verlieren ihr Zuhause. Besonders wichtig ist daher die "Entbuschung". Dabei werden Büsche und Sträucher entfernt, um die offene Landschaft, wie blütenreiche Magerwiesen, wiederherzustellen. Regelmäßig werden die Flächen auch gemäht, wobei uns einmal im Jahr ein Wanderschäfer hilft, der mit seiner großen Schafherde durch die Dörscheider Heide zieht. All das verhindert, dass die Flächen zuwachsen und die Insekten ihren Lebensraum verlieren. Zudem legen wir alte Trockenmauern wieder frei und bauen sie wieder auf, denn auch sie sind ein wichtiger Lebensraum für viele Tiere. Und wir säen Wildblumenwiesen und pflanzen neue Wildobstbäume – für den langfristigen Erhalt des Insektenparadies Mittelrheintal.

Helfen Sie uns dabei! Ihre Spende ermöglicht die professionelle Pflege dieses Insektenparadieses im Mittelrheintal rund um die Dörscheider Heide!

Jetzt die Insektenvielfalt erhalten!

Quelle:

Heinrich-Böll-Stiftung