Kontrastreicher Küstenvogel
Es ist der dünne, säbelförmig nach oben gebogene Schnabel, der den Säbelschnäbler einzigartig und unverwechselbar macht. In das schwarz-weiße Federkleid gehüllt, ist der grazil auf seinen langen, graublauen Beinen durch den Schlick schreitende Vogel auf der Insel Kirr anzutreffen. Mit weit über 100 Brutpaaren beherbergen die Inseln Kirr und Oie etwa 84 % des gesamten Brutbestandes in Mecklenburg-Vorpommern.
Durch den Schlick geschnäbelt
Nicht nur das Aussehen des Säbelschnäblers ist unverwechselbar, auch sein Verhalten bei der Futtersuche ist charakteristisch für die Art. Der Vogel ist Nahrungsspezialist und auf das salzige Wasser der Bodden angewiesen. Schnellen Schrittes durch den Schlamm oder das Wasser watend, durchpflügt der Säbelschnäbler die obersten Schlickschichten mit seinem leicht geöffneten, hin und her schwenkenden Schnabel. Dabei aufgescheuchte kleine Krebstiere, Würmer oder Insekten schöpft er dabei mit seinem nach oben gebogenen Schnabel ab. Säbelschnäbler stehen dabei oft in kleinen Gruppen zusammen. Denn besonders ertragreich ist der Fang, wenn sich die Säbelschnäbler in dichten Gruppen die Nahrung gegenseitig zutreiben.
Geselliger Bodenbrüter
Die störungsarme Küstenvogelinsel Kirr bietet dem Säbelschnäbler ideale Bedingungen für die Brut und die Aufzucht der Jungen. Sie nisten auf den Salzweiden der Insel Kirr, mit schlickigen flachen Tümpeln, Prielen und Uferzonen. In eine flache Mulde am Boden legen die monogam lebenden Säbelschnäbler drei bis vier Eier. Um das Gelege vor Hochwasser zu schützen, kann der Säbelschnäbler das Nest mit kleinen Ästchen „aufstocken“. Heißt: Steigt das Wasser an, werden die Nester angehoben, indem kleine Äste und Feder darunter geschoben werden.
Schon einen Tag nach dem Schlupf verlassen die Jungvögel das Nest und können watscheln, schwimmen und selbstständig nach Nahrung suchen. Die Brutpflege der Elternvögel beschränkt sich auf die Verteidigung des Territoriums. Um Nesträuber vom Gelege und den Jungen zu vertreiben, „spielen“ die Säbelschnäbler dem Feind vor, dass sie verletzt sind und nicht mehr fliegen können. Der leichten Beute folgen hungrige Feinde bereitwillig. Erst in sicherer Entfernung beendet der Vogel das hinkende und krächzende Schauspiel. Dieses Verhalten wird auch als „verleiten“ bezeichnet. Der Sturzflug ist zudem eine weitere Taktik, um Fressfeinde vom Nest fernzuhalten. Dabei fliegen die Vögel mit hoher Geschwindigkeit auf den Angreifer zu und drehen erst im letzten Moment ab.
Gefährdung des Säbelschnäblers
Seit dem Ende der 1990er Jahren kam es zu deutlichen Bestandsrückgang der Art. Hauptgründe für diesen Rückgang sind zum einen Fressfeinde wie Füchse, zum anderen aber auch die Verschmutzung sowie Zerstörung des Lebensraums der Feuchtgebiete. Auch die Störung durch Menschen innerhalb der Brutzeiten stellen eine Gefahr für die Art dar. Um diesen Trend aufzuhalten, gilt der Säbelschnäbler in Deutschland als streng geschützt. Vegetationsarme, vom Menschen unberührte Brutinseln wie die Insel Kirr bieten dem Vogel ideale Lebensräume.
Die Brutplätze des Säbelschnäblers in Mecklenburg-Vorpommern liegen an der Südostgrenze des Brutgebietes im Ostseeraum. Ihrem Schutz kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu.