Das Leben pulsiert
in dem Sumpfwald 'Am Rhäden' hat der Sommer Einzug gehalten. Die Kronen der Bäume stehen in dichtem undurchdringlichem Laub und lassen nur noch wenig Licht auf den Boden durchdringen. Dafür pulsiert das Leben in den obersten Etagen des Sumpfwaldes. Leuchtend gelbe Pirole, Grasmücken und Trauerschnäpper haben Einzug gehalten und mit dem Brutgeschäft begonnen. Die Vögel, die südliche der Sahara überwintern, sind erst im Mai zurückgekehrt und fangen einige Wochen später mit der Brut an als die Vögel, die den Winter in Europa verbracht haben.
Die Vögel müssen sehr vorsichtig sein, denn Baummarder und Siebenschläfer fühlen sich ebenfalls in den Erlen und Eschen des Sumpfwaldes wohl und die kleinen Raubtiere mögen vor allem eines: Eier und Jungvögel.
Der Siebenschläfer
Siebenschläfer könnte man als die Nachtausgabe des Eichhörnchens bezeichnen. Siebenschläfer bewegen sich ähnlich flink im Sumpfwald wie Eichhörnchen, ob auf dem Boden oder in den Wipfeln der Erlen und Eschen. Tags verbringen sie in einer Baumhöhle oder einem Nest. In der Abenddämmerung werden sie munter und huschen dann wie kleine Kobolde durchs Geäst. Während viele Vögel ihr Brutgeschäft bereits abgeschlossen haben, beginnt bei Siebenschläfern im August erst die Fortpflanzung. Die Jungen, es sind meistens 4 bis 6 - manchmal aber auch mehr, werden zwischen Anfang August und Mitte September geboren. Siebenschläfer sind eigentlich auf pflanzliche Nahrung eingestellt. Die ist im Sumpfwald reichlich vorhanden. Doch auch Insekten und selbst kleine Jungvögel werden manchmal verspeist.
Die Wildkatze
Gelegentlich streift eine junge, graubraun getigerte Wildkatze durch den Sumpfwald. Wildkatzen sind nur entfernt mit unseren Hauskatzen verwandt. Sie sind etwas größer, schwerer und besser an das Leben in unseren Breiten angepasst als die ursprünglich aus Afrika stammende Hauskatze. Wie ihr größerer Bruder - der Luchs - wurde auch die Wildkatze früher erbittert gejagt und fast ausgerottet. Doch jetzt steht sie ganzjährig unter Schutz und breitet sich allmählich in Hessen wieder aus. Doch immer noch lebt sie sehr heimlich und versteckt. Der Sumpfwald bietet der jungen Katze alles was sie braucht. Deckung und Versteckmöglichkeiten, reichlich Mäuse als Nahrung und im Winter Schutz vor großer Kälte und Sicherheit vor Nachstellungen durch den Menschen.
Die jungen Graureiher in der Kolonie stören sich nicht an dem Zwergtiger. Er kann keine Bedrohung für sie werden. Allenfalls junge Küken, die im Frühjahr aus dem Nest fallen, könnten den Speiseplan des Räubers bereichern.
Die Bechsteinfledermaus
In der Sommerzeit sind die Nächte kurz und mild - Fledermauszeit. Im Sumpfwald, dem künftigen Urwald, suchen jetzt vor allem die säugenden Fledermausweibchen nach Insekten. Die gibt es jetzt reichlich. Besonders nachtaktive Mücken und Nachtschmetterlinge - im Sumpfwald und über der benachbarten Feuchtwiese gibt es über hundert Arten - gehören zum Beutespektrum.
Auch die besonders seltene Bechsteinfledermaus jagt jetzt mit langsamem, bedächtigem, fast schwerfälligem Flug im Sumpfwald. Manchmal liest sie ihre Beute auch von den Blättern der Erlen und Eschen ab. Die Bechsteinfledermaus kommt zwar in vielen Regionen Europas vor, ist aber überall sehr selten. Sie gilt als Urwaldart, die naturnahe unzerteilte Waldgebiete braucht und durch die moderne Forstwirtschaft mit ihren Monokulturen verdrängt wird. Im Sommer übernachtet sie in Baumhöhlen, die es nur in älteren Bäumen gibt.
Herzliche Grüße
Ihr Naturefund-Team
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