Angekommen in Cochabamba
Der Flug war angenehm und am Sonntag, den 10.8.2014 um 8.15 Uhr - mit sechs Stunden Zeitunterschied ist es jetzt 14.15 Uhr in Deutschland - komme ich in Cochabamba an. Noemi Stadler-Kaulich und ihr Mann Joachim holen mich am Flughafen ab.
Vom Flugzeug hatte ich einen wunderbaren Blick auf die Anden und bin erstaunt: Große Gebiete von Bolivien scheinen menschenleer und die Bergehänge und -täler sind dicht bewaldet. Später erfahre ich, dass wir über einen Nationalpark gepflogen sind. Je näher wir der Millionenstadt Cochabamba kommen, um so nackter werden die Berge, nur noch rote Erde, verstreute kleine Dörfer und nackte Felsen sind zu sehen.
Wir steigen ins Auto und fahren über holprige Pisten, vorbei an niedrigen, meist einstöckigen Häusern. An vielen Stellen wird gebaut, denn im Oktober sind Wahlen und die Politiker versuchen zu guter Letzt noch ein paar Wohltaten zu verteilen. Es ist überall dasselbe, denke ich.
Auf dem Markt holen wir noch frisches Obst. Viele Indios begegnen uns, die Frauen mit langen gepflochtenen Zöpfen und bunten Röcken. Eine Frau spricht mich auf Quechua an und lächelt, ich kann nur zurück lächeln.
Die Anden sind majestätisch und kahl
Im Tal von Cochabamba leben etwa zwei Millionen Menschen. Die Anden erheben sich majestätisch, sind aber fast kahl. Noch vor Hundert Jahren waren die Hänge auch hier bewaldet. Abholzung und traditiionelle Landwirtschaft mit einer Vielzahl an Vieh führte zu einer zunehmenden Entwaldung.
Jetzt fehlen die Bäume und speichern kein Wasser mehr. Die Erdkrumme ist fortgespült und der Boden steinig. Ohne Bäume reicht ein Starkregen, um 1 cm Humus wegzuspülen, doch es dauert 100 Jahre, um diesen einen Zentimeter an Erde wieder aufzubauen. Nun herrscht oft Wasserknappheit, die Landwirtschaft ist mühselig und das Leben karg. Auch hier denke ich, das es wie an vielen Orten der Welt ist.
15 Jahre Forschung mit dynamischen Agroforst
Die Fahrt geht weiter zum Forschungsbetrieb Mollesnejta im 30 km entfernten Combuyo, direkt unterhalb des Tunari, dem höchsten Berg der hiesigen Anden. Seit 15 Jahren wird hier mit dynamischen Agroforst experimentiert.
Mit welchen Bäumen und Pflanzenkombinationen kann ein völlig degenerierter und steiniger Boden wiederaufgebaut werden? Eine Landwirtschaft mit Bäumen wird Agroforst genannt. Werden dabei gezielt die vielfältigen Mechanismen der Natur genutzt und ein Naturwald aufgebaut, der zugleich Lebensmittel produziert, spricht man von dynamischen Agroforst oder auch dem "Essbarem Wald".
Die Techniken und Methoden von dynamischen Agroforst wollen wir in zwei Dörfern einführen. Dabei ist es besonders wichtig, einen einfachen Weg zu finden, der schnell zu einer Wiederbewaldung führt und gleichzeitig landwirtschaftlliche Produkte erzeugt.
Kleine Wälder, Obstbäume und sogar Kaffee
Am Nachmittag wandern wir durch die verschiedenen Versuchsflächen auf der 16 Hektar großen Farm Mollesnejta. Ich bin beeindruckt, der Boden ist so karg und steinig und doch wachsen hier kleine Wälder, Obstbäume und sogar eine tropischen Parzelle mit Kaffee und Avocado gedeiht hier.
Wir reden bis spät in die Nacht über das Projekt, unsere Träume und wie wir am besten die Menschen und die Natur unterstützen können. Dabei geht der Vollmond über dem Tal von Cochabamba auf.
Am nächsten Morgen ist das Tal von Cochabamba nebelverhangen. Heute Mittag fahren wir in der Stadt zu AGRECOLES Andes, denn heute Nachmittag sind Bewerbungsgespräche für die Position des Projektleiters. Ich bin gespannt.