Sie gehören zu einer aussterbenden Nutztierrasse: die Murnau-Werdenfelser Rinder. Fünf von nur noch etwa 150 reinrassigen Tieren weltweit grasen seit diesem Jahr im Wiesbadener Ortsteil Breckenheim. Dort fühlen sie sich nicht nur sehr wohl, sondern sind auch Teil eines Pilotprojektes der Naturschutzorganisation Naturefund, die nach neuen Wegen in der Landwirtschaft sucht. Ganzheitliches Weidemanagement heißt einer dieser Wege, der inmitten der Streuobstwiesen seit diesem Jahr erprobt wird und Klimaschutz wie Artenvielfalt fördern soll.
„Unsere Kühe beweiden nicht, sie regen zum Graswachstum an“, erklärt Viviane Theby, 2. Vorsitzende von Naturefund. Auf ihrem Hof in Wittlich testet sie diese spezielle Weidemethode bereits seit einigen Jahren erfolgreich: „Die Natur macht uns vor, wie Weideland und Grasfresser optimal voneinander profitieren. Wir ahmen die Natur einfach nach.“ So grasen beim Ganzheitlichen Weidemanagement die Tiere nur für kurze Zeit relativ dicht auf wenig Fläche und wechseln dann zügig den Standort. Dadurch wird das Gras nur zu einem guten Drittel abgefressen und damit Wurzel wie Blatt zum Wachstum angeregt. Gleichzeitig bilden Kot und Urin der Tiere einen guten natürlichen Dünger. Das Gras erhält nach der kurzen Beweidung eine Ruhephase von ca. sechs bis acht Wochen im Sommer. Damit hat es genug Zeit, wieder nachzuwachsen, wird dichter und resistenter gegen Trockenheit. Die dichte Pflanzenmasse speichert mehr CO2, der Humus im Boden nimmt zu, die Böden werden locker und fruchtbarer, während zugleich die Artenvielfalt wieder zunimmt.
Das Ganzheitliche Weidemanagement ist ein weiterer Baustein in der Vision von Naturefund für die „Landwirtschaft von morgen“, in der Natur, Mensch und Tier gleichermaßen nachhaltig leben können. Seit einigen Jahren setzt Naturefund bereits in verschiedenen landwirtschaftlichen Projekten die nachhaltige Anbau- und Aufforstungsmethode Dynamischer Agroforst (DAF) ein, bei der in hoher Dichte eine große Vielfalt an Nutz- und Beipflanzen wächst. Auch hier werden die Böden fruchtbarer und die Erträge steigen.
Naturefund-Vorsitzende Katja Wiese erklärt: „Mit unseren Pilotprojekten wollen wir ganz praktisch demonstrieren, dass es in der Landwirtschaft nachhaltige Praktiken gibt, mithilfe derer die Bauernfamilien gut leben können und gleichzeitig die Natur profitiert.“ Zeige das Projekt „Kühe für den Klimaschutz“, dass das Ganzheitliche Weidemanagement sich wie erwartet positiv auf das Klima, die Böden und die Artenvielfalt auswirkt und dabei einen guten Ertrag für die Landwirte bietet, plant sie, weitere Pilotprojekte mit Ganzheitlichem Weidemanagement zu unterstützen.
Bei der Umsetzung der Pilotprojekte wird die Naturschutzorganisation von der Deutschen Postcode-Lotterie unterstützt, die die neuen Wege der Landwirtschaft maßgeblich fördert.
Weitere Informationen:
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