Frau streichelt Kuh der nahezu ausgestorbenen Rasse Murnau Werdenfelser
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Respektvoller Umgang mit Rindern fördert deren Wohlbefinden

Mit unserer kleinen Rinderherde testet Naturefund das Weide-Prinzip „Ganzheitliches Weidemanagement“ und dessen Auswirkungen auf den Naturschutz. Hier berichtet unsere Geschäftsführerin, was sie auf dem kürzlich besuchten Stockmanship-Seminar gelernt hat.

Was ist Stockmanship?

„Stockmanship“ bezeichnet die Kunst und das Können im Umgang mit Nutztieren. Es umfasst die Fertigkeiten, das Verhalten und die Bedürfnisse von Tieren – insbesondere von Rindern, Schafen und anderen landwirtschaftlich genutzten Tieren – zu verstehen und darauf zu reagieren. Stockmanship betont einen ruhigen, respektvollen und stressfreien Umgang, um das Wohlbefinden der Tiere zu fördern und gleichzeitig die Arbeit effizienter und sicherer zu gestalten. 
Wichtige Elemente von Stockmanship sind:

  1. Verständnis des Tierverhaltens: Wissen, wie Tiere in verschiedenen Situationen reagieren und was ihr Verhalten beeinflusst.
  2. Geduld und Ruhe: Durch ruhige und kontrollierte Bewegungen wird vermieden, dass Tiere gestresst oder aggressiv werden.
  3. Körpersprache und Positionierung: Menschen, die sich mit Stockmanship auskennen, nut-zen ihre eigene Position und Körpersprache, um Tiere sanft zu leiten.

Eindrücke vom Seminar

Katja Wiese, die Gründerin von Naturefund e. V. war im September bei einem Stockmanship-Seminar in Mecklenburg-Vorpommern und erfährt, warum respektvolles und qualifiziertes Vertrauen die Voraussetzung für eine sichere und effiziente Arbeit mit den Tieren ist..

„Heute war ich zum ersten Mal beim Stockmanship nicht in Eile und es gab einen wunderbaren Moment von Kontakt mit einer Kuh, die ich trieb oder besser mit der ich Bewegung kommunizierte.

Am Vormittag gingen wir viele praktische Details durch und ich bekam gute Tipps für das Management unserer kleinen Herde. Danach trainierten wir mit dem Bullen und vor Bullen habe ich echt Respekt, aber der Bulle hat offenbar auch Respekt vor uns Menschen. Zweimal konnte ich mit ihm üben, über die große Weide zum und dann in den kleinen Pferch zu gehen. Philipp neben mir gab mir Tipps: Nicht zu schnell, jetzt den Winkel ändern, zurücktreten, kleine Schritte machen.

Kleine Schritte machen, das ist gerade das Zauberwerkzeug, das ich kennenlerne. Rinder sind so fein in der Wahrnehmung. Kleine Schritte reichen oft, um zu erspüren, wie die Kuh meine Bewegungen interpretiert. Wenn es mir gelingt, mit dem Tier im Kontakt zu sein und gemeinsam in eine Bewegung zu kommen, ist das ein wunderschöner, stiller Moment.

Am Nachmittag haben wir mit einer Herde Herford-Rindern geübt, viele Muttertiere mit Kälbern und ein Bulle, schätzungsweise 100 Tiere. Wenn ich von außen schaue, würde ich nie in diese Herde hineingehen, schon gar nicht mit Bullen. Und das ist auch richtig so. Aber mit Philipp, der die Herde kannte, ging es leicht. Zuerst haben wir geübt, die gesamte Herde zu treiben, manchmal eine Person, aber meistens zu zweit konnten wir die Herde in Bewegung zu setzen einfach durch Haltung, den Winkel in dem wir auf die Herde zu gehen und die Geschwindigkeit. Und nicht nur in Bewegung, auch die Richtung könnte ich verändern. Später stand ich dann mittendrin, beobachtete Philipp, wie er mit einer Kuh arbeitete oder versuchte selbst eine Kuh aus der Herde zu lösen, während rechts von mir eine Kuh mit Kalb stand und links gleich drei und der Bulle auch nur ein paar Meter entfernt. Die Stimmung war entspannt und ruhig.

Meine Gedanken schweifen schon zu unserer kleinen Herde zu Hause – wie es wohl ist, mit der schreckhaften Rosalie erste gemeinsame Schritte zu gehen oder mit der aufmerksamen Alma oder mit Ludwig, unseren Bullen, der, wenn ich ehrlich bin, eigentlich auch immer sehr aufmerksam und vor allem auch vorsichtig auf Abstand ist. Vielleicht, wenn ich selbst vorsichtig und aufmerksam bin, finden wir einen Weg zusammen, um gemeinsam in Bewegung zu kommen?“

Unterstützen Sie uns und unsere kleine Rinderherde beim Erhalt, dem Schutz und der Wiederherstellung von Graslandschaften, welche Schatzkammern der Biodiversität sind. Mit einer Spende von 5 € ermöglichen Sie den Aufbau von 2 m² fruchtbarem Boden.

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