Der Faktor Zeit bedingt die Leistungsfähigkeit von Bäumen. Brauchen wir dann überhaupt kurzfristig Aufforstungen für den aktiven Klimaschutz?
In verschiedenen CO₂-Rechnern werden unterschiedliche Rechenbeispiele für die Kompensationsleistung von Bäumen verwendet. Und tatsächlich gibt es bisher keine allgemeingültige Norm, mit wie viel CO₂ ein Baum im Durchschnitt in kompensatorische Rechnungen einfließen kann. Hier muss auch die Komplexität der Natur mit bedacht werden. Für die eine Seite der Rechnung – das heißt pro Kopf Emissionen für bestimmte menschliche Tätigkeiten – bieten die erhobenen Datensätze des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), dem Umweltbundesamt, der Gesellschaft für Konsumforschung und dem United Nation Framework for Climate Change Convention eine gute Orientierung. Diese Daten werden für den weltweiten Emissionshandel genutzt.
Darüber hinaus hat Naturefund mehr als 70 Studien ausgewertet und die verschiedene Speicher- und Leistungsfähigkeit unterschiedlicher Ökosysteme weltweit bedacht. Die Leistungsfähigkeit pro Baum ist weltweit sehr verschieden und unterliegt einer Vielzahl von Einflussfaktoren: dem Alter der Bäume, dem Zustand der Bäume hinsichtlich der Wasserversorgung, der vorhandenen Blattmasse, der direkten Umgebung, aber auch auf die Bäume wirkende klimatische Bedingungen. So steht beispielsweise die erhöhte kompensatorische Leistungsfähigkeit eines intakten Regenwald-Baumes der eines weniger leistungsfähigen Baumes beispielsweise in Europa gegenüber. Diese Faktoren müssen in solche Rechnungen als Einflussfaktoren miteinbezogen werden. Als Durchschnittswert der 70 ausgewerteten Studien ergibt sich eine Speicherung von 500 kg CO₂ pro Baum.
Hinzu kommt unser naturnaher Ansatz bei all unseren Naturschutzprojekten. Wir schützen bestehende Bäume oder pflanzen Bäume immer in naturnahen Systemen. Das heißt: Bäume werden mit anderen Pflanzen in synergetischen Effekten nach lokalem Ansatz gepflanzt, was sich wiederum positiv auf die kompensatorische Leistung als auch auf das gesamte Ökosystem auswirkt.
Ein Baum braucht im Durchschnitt ca. 20 Jahre Wachstumszeit, um eine relevante CO₂-Menge kompensieren zu können. Unter Betrachtung des Ziels der Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad können neue Aufforstungsprojekte lediglich in zukunftsgerichtete Rechnungen eingehen. Das heißt, für einen baldigen Effekt auf Treibhausgas-Emissionen und eine kurzfristige Betrachtung sind bestehende gesunde Wälder und derzeit intakte andere Ökosysteme leistungsfähiger als angehende Aufforstungsprojekte. Gleichzeitig heißt dies aber nicht, dass wir unserer Verantwortung für die Zukunft aus dem Weg gehen können. Bereits jetzt müssen intakte Ökosysteme für nachfolgende Generationen aufgebaut und bewahrt werden. Hierbei zahlt es sich aus, die Natur als Vorbild zu nehmen und Naturräume dementsprechend wieder aufzubauen. Wissenschaftlich bewiesen ist, dass artenreiche Wälder und nicht Wälder in Monokultur die effektiven Klimaschützer sind.
Der Kern unserer Arbeit liegt darin, Raum für die Natur und Arten zu bewahren, zu schützen und wieder aufzubauen. Dies betrifft nicht nur Aufforstungsprojekte, sondern auch das Erhalten und Schützen bestehender anderer Ökosysteme wie Moore oder Graslandschaften und deren Überführung in Naturschutzzonen.