Ratternde Laute
Liebe Leserin, lieber Leser, es ist ein sonniger Morgen im Juni. Die alten hohen Obstbäume stehen in den schräg einfallenden Strahlen der aufgehenden Sonne. Die Vögel lassen ihren Morgengesang erklingen. Die Amsel melodisch flötend, das Rotkehlchen kristallklar perlend und die Heckenbraunelle mit einer lauten, klirrenden Strophe. Umherziehende Stare haben sich in einem hohen Baum niedergelassen und übertönen den Gesang der anderen Vögel mit schnalzenden, pfeifenden und ratternden Lauten, die mit Imitationen anderer Vogelstimmen durchsetzt sind.Kopfüber den Stamm hinunter
Bald lässt der Gesang nach und die Tiere begeben sich auf Nahrungssuche. Der Kleiber läuft kopfüber den Stamm hinunter und pickt mit seinem spitzen, harten Schnabel nach Insektenlarven in der Rinde. Sein Weg kreuzt sich mit dem des Gartenbaumläufers, der denselben Stamm aufwärts umrundend und mit seinem gebogenen Schnabel derselben Tätigkeit nachgeht. Oben angekommen, fliegt er zum Fuß eines anderen Baumes und setzt seine Nahrungssuche fort. Auf der krautreichen Wiese suchen Amseln, Stare und eine Singdrossel nach Regenwürmern und anderen Kleintieren. Der lachende Reviergesang eines Grünspechtes ist zu hören und wenig später fliegt der Vogel mit dem leuchten roten Scheitel und dem gelbgrünen Bürzel mit welligem Flug in einen Obstbaum und verschwindet in seiner Höhle. Viele Vögel profitieren vom Höhlenbau der Spechte, die ihren Bau nur eine Saison benutzen, wodurch er im Folgejahr anderen Höhlenbrütern zur Verfügung steht.Lebendige Baumhöhlen
Die alten Apfelbäume bilden aber auch ohne die Spechte Baumhöhlen aus: Durch Astbruch und darauf folgende Zersetzung des Holzes durch Pilze. Der Kleiber geht bei der Inanspruchnahme einer Höhle besonders geschickt vor, denn er 'kleibt' den Eingang bis auf ein kleines Loch mit Lehm zu, so dass nur das Futter durch den Eingang noch gereicht werden kann. In den vielen Baumhöhlen einer Streuobstwiese finden aber nicht nur viele Vogelarten, wie u. a. auch der Gartenrotschwanz und der seltene Steinkauz Unterschlupf, sondern auch etliche Säugetiere, wie z. B. die bedrohten Fledermäuse. Plötzlich sind die Warnrufe mehrere Vogelarten zu hören: Luftalarm! Aber der Sperber gleitet in flachem Flug an der Streuobstwiese vorbei und verschwindet so urplötzlich, wie er gekommen war. Hoch oben im Himmel steht dafür ein Mäusebussard mit wachsamen Augen nach Beute suchend. Gegen Abend wiederholt sich das Morgenszenario: Nahrungssuche und Gesang – in diesem Falle Abendgesang.Herzliche Grüße
Ihr Naturefund-Team
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