Mindestens die Hälfte der Gletscher verschwindet bis zum Ende des Jahrhunderts
Die von der Carnegie Mellon University, der ETH Zürich sowie der Eidegenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft im Fachmagazin Science veröffentlichte Studie zeigt auf, dass selbst bei einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius 49 Prozent aller 215.000 Berggletscher bis 2100 abschmelzen werden. Die Studie deutet damit darauf hin, dass Gletscher wesentlich mehr Masse verlieren und mehr zum Anstieg des Meeresspiegels beitragen werden, als aktuelle Schätzungen vermuten lassen.
Das Schmelzen der Gletscher steht laut Wissenschaftlern in linearem Zusammenhang mit dem durchschnittlichen globalen Temperaturanstieg. Bei einem Anstieg der Temperatur um zwei Grad – dem im Pariser Abkommen vereinbarten Ziel für die maximale Erwärmung – könnten laut Studie knapp 70 Prozent der Gletscher bis zu einer Größe von einem Quadratkilometer verschwinden. Bei den Gletschern mit einer Größe zwischen einem und zehn Quadratkilometern würden fast 20 Prozent der Erderwärmung zum Opfer fallen. Geht man von einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um 2,7 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts aus – ausgehend von den Klimazusagen der UN-Klimakonferenz 2021 prognostiziert – werden Gletscher in vielen Regionen ganz verschwinden. So beispielsweise in den europäischen Alpen, in Neuseeland, den USA sowie im westlichen Kanada.
Gletscherschmelze lässt Meeresspiegel ansteigen
Problematisch an dieser Entwicklung: Das Schmelzen der Gletscher lässt den Meeresspiegel ansteigen. Das Abschmelzen der Gletscher ist bereits heute Hauptursache für den Anstieg des Meeresspiegels. Schmelzen mehr und mehr Gletscher ab, wird auch der Meeresspiegel immer weiter ansteigen und für Überschwemmungen an Küstengebieten sorgen. So prognostiziert die Studie, dass bei einer durchschnittlichen Erderwärmung um 2,7 Grad Celsius der Meeresspiegel im Durchschnitt bis 2100 um 115 Millimeter steigen würde. Flache Küsten- und Strandabschnitte würden damit komplett unter Wasser gesetzt werden.
Berggletscher sind zudem eine kritische Wasserressource für fast zwei Milliarden Menschen – und durch die globale Erwärmung bedroht. Kommt es zur Gletscherschmelze, fließt das im Gletscher gebundene Wasser ins Meer und geht als Trinkwasser sowie als Inputfaktor für die Landwirtschaft verloren. Schmilzt das Gletschereis, ist laut Wissenschaftlern in heißen Sommermonaten und Dürrephasen zudem mit vermehrter Wasserknappheit zu rechnen. Denn Gletscher speichern derzeit etwa 70 Prozent des Süßwassers auf der Erde und sind bedeutende Wasserzulieferer für Flüsse.
Klimaschutzmaßnahmen können Schmelze verlangsamen
Nur sofortige, umfassende Maßnahmen zum Schutz des Klimas und damit eine Verringerung der Erderwärmung können den Prozess der Gletscherschmelze mittelfristig verlangsamen. Laut Autoren der Studie sei dafür ein kompletter Wechselkurs hinsichtlich der derzeitig ausgestoßenen CO2-Emissionen notwendig. So müssen diese deutlich stärker reduziert werden als derzeit angestrebt und umgesetzt. Zwar können die Gletscher nicht vollumfänglich in ihrer derzeitigen Form gerettet werden, aber jedes Zehntelgrad geringere Erwärmung bedeutet ein geringeres Gletscherschmelzen und damit auch geringere negative Auswirkungen für Mensch, Natur und Klima.
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Quelle:
Global glacier change in the 21st century: Every increase in temperature matters