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Nur jeder fünfte Baum in Deutschland ist gesund

Die jüngste Waldzustandserhebung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zeigt einen besorgniserregenden Zustand der deutschen Wälder. Von den häufigsten Baumarten – Fichte, Kiefer, Buche und Eiche – sind vier von fünf Bäumen krank. Trotz besserer Ausgangsbedingungen leiden die Wälder weiterhin unter den Auswirkungen der anhaltenden Trockenheit und der hohen Temperaturen seit 2018 – die Klimakrise hat den Wald laut Bundesminister Cem Özdemir fest im Griff.

Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2023

Zur Überprüfung des Waldzustandes ist der jährliche Blick in die Kronen unablässig, denn die Kronenvitalität ist ein wichtiger Baustein zu Beurteilung des Gesundheitszustandes und der Leistungsfähigkeit unseres Waldes. Die bundesweite Waldzustandserhebung wird seit 1984 jährlich von den Bundesländern auf einem systematischen Netz (16 km x 16 km) von Stichproben durchgeführt. Die aktuelle Erhebung vom Jahr 2023 zeigt, dass sich die Kronenverlichtung der Waldbäume weiterhin auf einem sehr hohen Niveau befindet und sich je nach Baumart im Vergleich zum Vorjahr nur sehr geringfügig verändert hat. Einzig bei der Kiefer konnten leichte Verbesserungen festgestellt werden. Trotz besserer Ausgangsbedingungen leiden die Bäume nach wie vor unter der andauernden Trockenheit und den hohen Temperaturen seit 2018. Der Zustand des Waldes hat sich seit dem Vorjahr daher kaum verändert. 

Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, dazu: „Die Klimakrise hat unseren Wald fest im Griff, langandauernde Trockenheit und hohe Temperaturen der letzten Jahre haben bleibende Schäden hinterlassen. Nur noch jeder fünfte Baum ist vollständig gesund. Der Wald entwickelt sich zum Dauerpatienten. Wir brauchen einen gesunden und starken Wald [...]. Wir müssen unserem wertvollen Ökosystem also eine Langzeit-Kur verschreiben. Wir haben daher alleine dieses Jahr 250 Millionen Euro für Waldförderung eingeplant, um den Wald gegen die Klimakrise zu wappnen – ein wichtiger Schritt auf dem Weg, den Wald zu erhalten für uns, unsere Kinder und unsere Enkel."

Veränderungen der vier häufigsten Baumarten im Überblick

SchadstufeVerlichtungBezeichnung
00-10 %Ohne Kronenverlichtung
111-25 %Warnstufe (schwache Kronenverlichtung)
226-60 %Mittelstarke Kronenverlichtung
361-99 %Deutliche Kronenverlichtung
4100 %Abgestorben

Fichte

  • Deutliche Kronenverlichtungen stiegen von 40 % auf 43 %.
  • Der Anteil ohne Verlichtungen sank von 24 % auf 17 %.
  • Die mittlere Kronenverlichtung sank leicht von 29,6 % auf 28,6 %.
  • Die Fichte hat die höchste Absterberate im Vergleich zu den anderen Hauptbaumarten.

Kiefer

  • Deutliche Kronenverlichtungen sanken von 28 % auf 24 %.
  • Der Anteil ohne Verlichtungen stieg von 13 % auf 23 %.
  • Die mittlere Kronenverlichtung sank von 23,9 % auf 22,3 %.

Buche

  • Deutliche Kronenverlichtungen stiegen um einen Prozentpunkt auf 46 %.
  • Der Anteil ohne Verlichtungen sank von 21 % auf 15 %.
  • Die mittlere Kronenverlichtung stieg leicht auf 28,5 %.

Eiche

  • Deutliche Kronenverlichtungen stiegen von 40 % auf 44 %.
  • Der Anteil ohne Verlichtungen sank von 19 % auf 17 %.
  • Die mittlere Kronenverlichtung stieg geringfügig von 26,1 % auf 27,6 %.

Handlungsbedarf und Maßnahmen

Özdemir betonte die Notwendigkeit, den Wald als Verbündeten im Kampf gegen Folgen des Klimawandels zu erhalten, da er CO₂ aus der Luft entzieht und für lange Zeiträume speichert. Der Wald ist zudem ein wichtiger Lebensraum für viele Arten, liefert sauberes Wasser und Luft und bietet daneben wertvollen Erholungsraum. Um den wertvollen Lebensraum Wald gegen die Klimakrise zu wappnen, wird derzeit eine Reform des fast 50 Jahre alten Bundeswaldgesetzes vorbereitet. Nötig sei, das wertvolle Ökosystem unter anderem mit einem Umbau von Nadelforsten in Monokultur hin zu widerstandsfähigeren Mischwäldern zu unterstützen, daneben Kahlschlag und Entwässerung von Wäldern zu verbieten. Dies ist laut BMEL ein Generationenprojekt. 

Jeder Einzelne kann einen Beitrag zum Natur- und Klimaschutz leisten, sei es durch nachhaltigen Konsum, die Unterstützung von Aufforstungsprojekten oder politisches Engagement für umweltfreundliche Maßnahmen. Der Schutz und die Pflege unserer Wälder sind essenziell für das Klima, die Biodiversität und zukünftige Generationen. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Wälder und damit ihre wichtige Rolle für das Ökosystem und das menschliche Wohlbefinden erhalten bleiben.

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Quellen:

BMEL I, BMEL II

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