Der Anfang eines großen Abenteuers.
Geld musste her, also zog das frisch verheiratete Paar in eine kleinere Wohnung, verkaufte nach und nach die Möbel, investierte nur Geld in Reiseutensilien, der Rest wurde gespart. Was noch fehlte, gaben Sponsoren hinzu, die meisten natürlich aus dem ökologischen Bereich. Die Route wurde im Vorfeld besprochen, aber nicht festgelegt. Die Projektauswahl entstand dabei aus Kontakten von Freunden, NGOs oder Firmen, war aber auch abhängig von Kosten und Klima vor Ort. Ein Permakultur-Bauernhof in Panama, “urban farming” in Montreal oder ein Schulungszentrum für ökologisches Bauen in Périgord – Joanna und Franck wollen alles sehen. Im August ging die Reise von Brüssel aus los, gerade sind sie in Costa Rica angekommen, wo sie an einem Projekt zweier amerikanischer Botanisten in Turrialba mitarbeiten. Insgesamt 30 Projekte werden sie in Europa, Nordamerika, Zentral- und Lateinamerika, Afrika, Australien und Neuseeland besuchen. Doch irgendwas passt hier nicht zusammen: Erst einen auf nachhaltig machen und dann um die ganze Welt fliegen? „Doch,“ sagt Joanna entschieden. „Wir kompensieren die CO2-Emissionen unserer Flugreisen über www.co2logic.be, indem wir für die gereisten Flugmeilen eine entsprechende Geldsumme bezahlen, die dann z.B. in ein Windenergieprojekt in Indien investiert wird. Wir haben zudem einen Teil unseres Reisebudgets in Mikrokrediten angelegt, die Entwicklungsländern zugute kommen.“ Ihre Erfahrungen schreiben Joanna und Franck in einem Blog auf, der sie die gesamten 18 Monate begleiten wird. Am Ende des Abenteuers soll unter anderem eine Expertise in Sachen Nachhaltigkeit entstehen. Und dann? Joanna träumt von einem kleinen Bio-Restaurant, Franck von einem Job als Berater für “nachhaltige Finanzprodukte”. Aber ohne Wohnung und Job ein großer Traum in weiter Ferne, oder? „Das ist ja vergleichbar mit der Situation nach dem Studium, da hatten wir ja auch weder Job noch Wohnung. Wir werden das Schritt für Schritt angehen. Erstmal Jobs suchen, die unseren Idealen entsprechen, uns dann mit ein paar gebrauchten Möbeln einrichten und dann so viel wie möglich selbst zimmern, gärtnern…“ Und genau an dieser Stelle des Interviews war klar, dass sie auf ihre drängenden Fragen zumindest schon eine Antwort gefunden hatten. „Gefangene des Systems“ waren sie nicht mehr. Schon nach knapp drei Monaten Reise hatten sie etwas entdeckt, was nachhaltiger ist, als jedes Projekt. Ganz einfach, weil es für ihre eigene Lebensqualität eine große und langfristige Bereicherung ist: „Wir merken jetzt schon: wir werden immer geduldiger und genügsamer.“Wenn das so ist – ich bin dann auch mal weg…
Joanna Mastalerel ist 30 Jahre alt, gebürtige Polin, aufgewachsen in Deutschland und hat in Frankreich, Deutschland und Polen Europäische Studien und Kommunikationswissensschaften studiert. Vor der Reise lebte und arbeitete sie in Brüssel für die Deutsche Forschungsgemeinschaft als Beraterin zum EU-Forschungsrahmenprogramm und in der Presseabteilung der Europäischen Kommission (Generaldirektion Haushalt). Franck Merion, 30 Jahre alt, ist gebürtiger Franzose und arbeitete als Controller für eine französische Großbank in Brüssel. Im Juni dieses Jahres heiratete das Paar.Mehr vom Taz blog: blogs.taz.de/neuewelt/ Sie können auch etwas für die Umwelt und gegen den Klimawandel tun. Sie können hier Bäume pflanzen oder hier Land schützen