· Nationalparkamt Vorpommersche Boddenlandschaft

Vogelbrut und Weideauftrieb auf dem Kirr im Juni 2023

Bei den vielen Brutvogelarten des Kirr ist die Brutzeit nun schon so weit fortgeschritten, dass kaum noch Gelege gefunden werden, dafür aber zahlreiche Altvögel eifrig warnen, wenn sich einer der ehrenamtlichen Vogelwärter im Gebiet bewegt.

Das ist auch in diesem Jahr wieder ein gutes Zeichen. Dann sind Küken in der Nähe und verstecken sich in der hohen Vegetation. Wie viele davon am Ende tatsächlich flügge werden (also flugfähig und die Insel verlassen können) lässt sich bei den sehr mobilen Nestflüchtern, zu denen alle Limikolen zählen, leider nie sicher feststellen.

Weideauftrieb auf die Insel Kirr

Der diesjährige Weideauftrieb auf die Insel Kirr erfolgte am 31. Mai und damit rund 3 Wochen früher als in den zurückliegenden Jahren. Hintergrund ist, dass in den vergangenen Jahren häufig die Weideperiode bis Ende September nicht ausreichte, um auf allen Teilflächen der Grasinsel ein gutes Weideergebnis, also Abfressen der jährlich aufwachsenden Vegetation, zur erreichen.
Der Transport der Jungrinder verlief am Vormittag des 31. Mai zügig und problemlos mittels des Spezialschiffes „Seekuh“.

Leider waren am Nachmittag des 31. Mais die Jungrinder nicht mehr in der Auftriebskoppel zu halten, setzen sich eigenständig in Richtung Westen in Bewegung und errichten so die Weideflächen am alten Gehöft. Das alte Gehöft ist der ehemalige Bauernhof auf der Insel, von welchem heute nur noch Teile der Außenmauern erhalten sind. Er liegt in der Mitte der Insel auf den höhergelegenen, relativ trockenen Flächen und wird von den Rindern bevorzugt aufgesucht.

Rinder werden mit Fähre auf Insel Kirr gebracht, um dort den Sommer über zu weiden
Die Rinder werden mit einer Fähre auf die Insel gebracht
Foto: Norman Donner
Rinder werden auf die Insel Kirr getrieben
Weideauftrieb auf der Insel Kirr
Foto: Peter Radtke

Eingezäunte Weidebereiche auf der Insel dienen dem Natur- und Vogelschutz

Ohne eine Einteilung der Insel in eingezäunte Weidebereiche würde sich die Herde vermutlich den ganzen Sommer auf den Flächen am alten Gehöft aufhalten, dabei lokal überbeweiden und viele Salzwiesenflächen links liegen lassen, sodass diese vom Schilf überwachsen werden.

Die notwendige Einteilung der Insel in sieben Weidebereiche dient darüber hinaus dem Küstenvogelschutz. Jahr für Jahr wird zusammen mit den Vogelwärtern entschieden, welche Flächen zuerst beweidet werden sollen bzw. welche im Juni und Juli noch ungestört bleiben, um dort brütende Vögel zu schützen.

Daher sorgte die plötzliche Eigendynamik der Rinder nach dem Auftrieb auch bei den Vogelwärtern für einige Sorgen. Glücklicherweise erreichten nur wenige Rinder die südlichen Flächen am „Fuchsberg“, in dessen Umfeld in diesem Jahr wieder mindestens 40 Brutpaare des Säbelschnäblers und wenigstens 75 Paare der Lachmöwe brüten.

Diese beiden Arten brüten in Kolonien und zum Zeitpunkt des Auftriebes war gerade der Schlupfzeitpunkt für die meisten Küken. Daher wurde der Koloniebereich nach dem Ausbruch der Rinder schnell mit einem eigenen Weidezaun gesichert, damit die Rinder die Kolonien nicht unkontrolliert erreichen und hier womöglich Gelege oder Küken zertreten. Spätestens Ende Juli sind auch diese Küken flugfähig und dann werden allen Flächen der Insel Kirr in einer Umtriebsweide von den Rindern abgegrast und so das Salzgrasland schonend gepflegt.

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