Sich häufende Dürren in der Zukunft
Im Amazonasbecken befindet sich der weltweit größte zusammenhängende tropische Regenwald, der derzeit noch etwa 200 Gigatonnen Kohlenstoff langfristig speichert. Doch dieser Regenwald ist in Gefahr, denn in den letzten Jahren traten in mehr als der Hälfte des Amazonasgebietes immer wieder starke Dürren auf, die zahlreiche Bäume schädigten, zu Feuerausbrüchen führten und zeitweilig eine Netto-Emission von Kohlenstoff verursachten. Und die Zeitabstände zwischen diesen extremen Dürren werden kürzer: So kam es 2005 und 2010 zu Dürren, die bei ihrem Auftreten jeweils als „Jahrhundertdürre“ eingestuft wurden. Es folgte eine noch stärkere Dürre in den Jahren 2015 und 2016.
Laut wissenschaftlichen Berechnungen könnten solch außergewöhnlich trockene Jahre wie 2005 und 2010 im Amazonasgebiet ab 2025 bereits alle zwei Jahre vorkommen und ab 2050 zur neuen Normalität werden. So wird laut Prognosen von 2050 bis 2060 in bis zu neun von zehn Jahren eine hundertjährige Dürre vorhergesagt. Laut Wissenschaftlern des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung dürfte dies schwerwiegende Auswirkungen haben: Ganze Landstriche könnten sich in Savanne oder gar völlig baumlose Landschaft verwandeln. Die Folgen für die Artenvielfalt wären katastrophal – ebenso wie die für das lokale, regionale und globale Klima.
Abholzungen für Entwicklungen mitverantwortlich
Die Temperatur im Amazonasgebiet hat sich seit 1980 im Schnitt um 0,5 Grad Celsius erhöht. Weil der Klimawandel dem Amazonasbecken immer häufigere und schwerere Dürreperioden beschert, könnte der Regenwald Teile seines Regens verlieren und damit noch stärker von Trockenheit betroffen sein. So nehmen bei einem gesunden Ökosystem die Pflanzen größtenteils über die Wurzeln Niederschläge auf und geben ein Großteil dieses durch Transpiration und Verdunstung über ihre Blätter wieder an die Atmosphäre ab. Aus dem dadurch entstehenden Wasserdampf entstehen neue Niederschläge direkt vor Ort oder in nahen Gebieten, wo das Regenwasser dann wiederum verdunstet und zu neuen Niederschlägen führt.
Der gesamte Wald ist in diesem Kreislaufsystem miteinander vernetzt. Folglich greifen Schäden in einer Region auf benachbarte Regionen über. Laut aktuellen Forschungsergebnissen des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung stirbt für jeden dritten Baum, der im Amazonas-Regenwald vertrocknet, ein vierter Baum – auch wenn er nicht direkt von Dürre betroffen ist. So wird der Niederschlag bei auftretenden Dürren nur noch in geringem Maße von der Vegetation gespeichert, die Verdunstung sowie die Luftfeuchtigkeit reduziert sich und weniger Wasserdampf wird weitertransportiert. Das Problem: Der natürliche Wasserkreislauf zwischen Atmosphäre und Regenwald macht bis zu 50 Prozent des Regens im Amazonasgebiet aus. Der bei Dürren fehlende Regen reduziert das Wasserrecycling-Volumen stark, wodurch es auch in den benachbarten Regionen weniger Niederschlag gibt. So geraten mehr und mehr Teile des Waldes unter erhebliche Belastungen. Ein von Dürre ausgelöstes Waldsterben im nördlichen Teil des Amazonasgebietes kann so weiter südlich oder westlich zu weiteren Absterbereaktionen führen.
Die Situation verschärft sich zusätzlich durch die vom Menschen verursachten Abholzungen und Brandrodungen des Amazonaswaldes: Am stärksten gefährdet von Trockenheit und damit einhergehend Wüstenbildung sind derzeit die südöstlichen und südwestlichen Randgebiete des Amazonas-Regenwaldes, wo menschliche Aktivitäten wie Abholzung, Entwaldung und Beweidung das Ökosystem Wald bereits seit Jahren unter Druck setzen und die Probleme noch verschärfen. Denn gleiches wie bei der Vertrocknung von Bäumen gilt laut den Wissenschaftlern auch für die Entwaldung: Wenn ein Hektar Wald abgeholzt wird, wird eigentlich 1,3 Hektar zerstört.
Vielfältige Wälder können Abwärtsspirale stoppen
Ein Team der Technischen Universität München (TUM), des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung und des Stockholm Resilience Centre empfiehlt in einer Studie, die Diversität im Amazonasgebiet unbedingt zu schützen und wiederherzustellen, weil diese die Widerstandsfähigkeit des Ökosystems erhält. Da jede Art unterschiedlich auf Belastungen reagiert, wirkt Biodiversität wie ein Puffer und kann die Widerstandsfähigkeit des Ökosystems verbessern und einen Dominoeffekt des Waldsterbens eingrenzen. Wichtig ist diese Erkenntnis auch für die Bewirtschaftung von Regenwaldflächen: Landwirtschaftlich genutzte Flächen in Form von Monokulturen sind nicht vielfältig, nicht resilient und können die Funktionen des primären Regenwaldes nicht ersetzen. Alternativ können dahingegen Agroforstsysteme eingesetzt werden, die sowohl Artenvielfalt auf landwirtschaftliche Flächen bringen als auch zeitgleich divers aufforsten.
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Quellen: