Genauso wie Natur in ihrem Zusammenspiel komplex ist, weist auch die Anbaumethode Dynamischer Agroforst nicht immer ein einheitliches Bild auf. Je nach Standort und den Gegebenheiten des Ökosystems vor Ort ändert sich mitunter auch der Aufbau der Anbaumethode. Was immer bleibt ist der Grundsatz "Kontakt statt Kontrolle" und damit das Nutzen natürlich vorkommender Synergien im jeweiligen Ökosystem. Nachfolgend wird anhand einiger Beispiele aufgezeigt, in welchen unterschiedlichen Formen die innovative Anbaumethode eingesetzt werden kann.
In Ländern des globalen Südens, in der noch der größte Teil der Bevölkerung von der Landwirtschaft lebt, wird diese häufig in Form von Monokultur betrieben. Die Folgen dessen sind gravierend: Der Anbau in Monokultur entzieht der in lokalen Wäldern oft nur wenigen Millimeter dicken fruchtbaren obersten Bodenschicht innerhalb weniger Jahre schnell alle Nährstoffe. Hinzu kommt, dass Bodenerosionen durch Starkregen und Wind oftmals in kürzester Zeit den fruchtbaren Oberboden wegspülen. Häufig ist der Boden bereits nach 2 bis 3 Jahren so ausgelaugt, dass nichts mehr auf diesem wächst. Als Folge werden Wälder abgebrannt oder abgeholzt, um fruchtbaren Boden zu erhalten und damit landwirtschaftliche Erträge erwirtschaften zu können, die Bauernfamilien satt machen. Gleichzeitig nehmen durch die fortschreitende Zerstörung intakter Ökosysteme Erosionen, Starkniederschläge, Trockenheit und Hitzewellen weiter zu. Der Boden liefert immer kürzer erfolgreich Erträge und Wälder werden immer schneller zerstört.
Der Dynamische Agroforst in kleinbäuerlichen Strukturen kann dabei helfen, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Anders als im Anbau in Monokultur wachsen auf einer Dynamischen Agroforst-Parzelle viele verschiedene Arten zusammen. Von Obst, Gemüse und Sträuchern bis hin zu schnell wachsendem Gehölz, welches als Feuerholz verwendet werden kann, und einheimischen Baumarten, welche der Wiederaufforstung dienen. Artenreiche essbare Wälder können so in ländlichen tropischen Regionen aufgebaut werden und so die weitere Vernichtung von Wäldern verhindern. Das Stichwort dabei lautet immer: Vielfalt statt Monokultur! Je höher die Vielfalt in einem Agroforstsystem, desto stärker ähnelt dieses einem artenreichen Naturwald.
Der Vorteil: Anders als beim Anbau in Monokultur bleiben die Böden im Dynamischen Agroforst langfristig fruchtbar. Den natürlichen Prinzipien der Natur nachempfunden, speichern Böden im Agroforst Wasser und Nährstoffe langfristig. Durch den dichten Anbau von Agrar- und Forstpflanzen auf ein und derselben Fläche und die damit bewerkstelligte konsequente Bodenbedeckung baut der Boden Humus auf und speichert somit CO2. Durch die Pflanzung von Bäumen und dem Anbau von Lebensmitteln auf der gleichen Parzelle kann zudem die Erosion des fruchtbaren Bodens durch Wind oder Wasser deutlich reduziert werden. Daneben liefert jeder gepflanzte Baum einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Was resultiert, ist eine über Jahrzehnte andauernde ertragreiche Ernte unterschiedlichster Arten, welche sowohl zur Selbstversorgung verwendet als auch auf Märkten verkauft werden kann. Neben der Sicherung der Ernährung kann so auch ein höheres Einkommen von den Bauern erwirtschaftet werden. Zudem nimmt der Druck auf noch bestehende Primärwälder ab, lernen die Bauern bereits nach kurzer Zeit den Wert von Bäumen sowohl für den eigenen Anbau als auch für die Natur und Tiere in unmittelbarer Nähe zu schätzen. Die Bauern werden mittels der nachhaltigen Anbaumethode zu unmittelbaren Waldschützern.
Unsere heutige Form der Landwirtschaft ist geprägt vom Lebensmittelanbau im großen Maßstab und damit in Monokultur. Hunderte meterlange Felder, auf denen keine Blumen, Büsche, Sträucher oder Bäume wachsen und es damit auch keine Nahrung oder Unterschlupf für Tiere gibt, sind gang und gäbe. Was daraus folgt, ist bereits hinreichend von der Wissenschaft belegt: Der Artenreichtum sowohl auf Äckern als auch auf umliegenden Flächen nimmt rapide ab. Die ressourcenverschwendende Industrielandwirtschaft ist zudem Mitverursacher von extremen Klimaereignissen, die die Nahrungsmittelproduktion weltweit beeinträchtigen und die Anwendung von Industrieprodukten wie Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft notwendig machen.
Auch bei diesem Problem kann die vielfältig einsetzbare nachhaltige Anbaumethode Dynamischer Agroforst eine Lösung bieten. Durch die Pflanzung einer Dynamischen Agroforst-Reihe auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche kann der Natur mehr Raum gegeben werden. Ellenlange Felder, auf denen es keinerlei natürlichen Wuchs gibt, sind damit passé. Ein weiterer Unterschied zum Anbau in Monokultur ist der Boden: In der industriellen Landwirtschaft, verdichtet von großen Maschinen, nährstoffarm, trocken und durchtränkt mit Pestiziden, ist der Boden im Dynamischen Agroforst durch die durchgehende Bedeckung und den daraus entstehenden Humus fruchtbar und bindet CO2. Pflanzen, die auf Äckern mit einer Agroforst-Reihe wachsen, haben ein besseres Mikroklima, eine höhere Trockenheitstoleranz, einen niedrigeren Schädlingsdruck und weniger Pflanzenkrankheiten als Pflanzen, die in Monokultur angebaut werden. Zudem wird der Boden durch Bäume vor Erosionen geschützt.
Hier erfahren Sie mehr zu mit Bauern umgesetzten Pilotprojekten in der deutschen Landwirtschaft.
In Zeiten des Klimawandels und des andauernden Verlusts der Biodiversität sollte Naturschutz nicht nur in Wäldern oder auf dem Land stattfinden. Ergänzend ist das Einrichten oder das Erhalten des Grüns in städtischen Lebensräumen wichtig - erst recht, seitdem immer mehr Menschen in die Städte ziehen, Versiegelungen an der Tagesordnung stehen und immer mehr Biotope auf dem Land aufgrund einer intensiven Landwirtschaft verloren gehen. Unser Newsartikel berichtet beispielsweise über die vermehrten Agrarwüsten, die zu wenig Rückzugsräume für Insekten bieten.
Der Schutz von Natur im städtischen Raum ist für Mensch, Tier und Pflanzen gleichermaßen wertvoll. So hilft dies, Natur wieder erlebbar zu machen und fördert das Natur-Verständnis des Menschen. Zudem sorgt Stadtgrün für bessere Luft, bindet Feinstaub und senkt insbesondere im Sommer die Temperaturen.
Eine Möglichkeit, Natur in der Stadt zu erhalten und Stadtbiotope zu schaffen, ist der Einsatz von Dynamischen Agroforst. Landkreise, Kommunen und Städte können mit der Anlage eines Dynamischen Agroforst Maßnahmen für den aktiven Naturschutz und den Erhalt der Artenvielfalt leisten. Dabei profitiert die Natur durch die Schaffung einer Vielzahl kleinster Lebensräume und der Anpflanzung unterschiedlichster Arten. Das Ziel ist, mehr tier- und pflanzenfreundliche Lebensräume zu schaffen und gleichzeitig das Stadtgrün für die Erholung der Bevölkerung zu fördern. Parks und Gärten, Friedhöfe und Innenhöfe können mit Dynamischen Agroforst bewusst naturnah gestaltet und damit der Naturschutz vorangetrieben werden.
Hier erfahren Sie mehr zu den von Naturefund umgesetzten Dynamischen Agroforst-Flächen in Kommunen und Landkreisen.