Wie schon im letzten Winter drohen auch in diesem Jahr wieder Ringelrobben-Babys zu ertrinken. Grund ist die zu geringe Eisdecke in Teilen der Ostsee. Vor allem die Robben-Population des Aland-Archipels zwischen Schweden und Finnland ist gefährdet.
Größten Teil des Nachwuchses verloren
Die Ringelrobben haben Ende Februar ihren Nachwuchs bekommen, den sie auf dem Packeis in Schneehöhlen großziehen. Ist kein Packeis vorhanden oder schmilzt es zu schnell, müssen die Robbenbabys in die kühle Ostsee, bevor sie die nötige Fettschicht ansetzen. So können sie erfrieren und verhungern. Schon im letzten Winter hatten drei der vier Bestände der Ostsee-Ringelrobben vermutlich den größten Teil ihres Nachwuchses verloren. Es war der eisärmste Winter seit Beginn der Messungen vor 300 Jahren. In diesem Jahr ist die Eisschicht auf der Ostsee zu Beginn der Robben-Wurfzeit mit 105.000 Quadratkilometern immerhin doppelt so groß wie vor 12 Monaten. Sie liegt aber weit unter dem langjährigen Durchschnittswert.
Ostsee-Ringelrobben auf der Roten Liste
Es gibt derzeit schätzungsweise 7.000 bis 10.000 Ostsee-Ringelrobben. Sie stehen auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN. Die größte der vier Populationen kommt im Bottnischen Meerbusen vor. Hier ist die Eisdecke derzeit stabil. Auch im Finnischen Meerbusen scheint die Eissituation derzeit stabil. Problematischer sieht es für die anderen beiden Populationen aus. Der WWF sieht für den Robbennachwuchs im Bereich des Aland-Archipels kaum Überlebenschancen. Hier leben etwa 200 Ringelrobben. Auch für die Jungtiere des etwa 1.000 bis 1.500 Tiere starken Bestands in der Rigabucht könnte die Eisdecke nicht zum Überleben reichen.
Globale Erwärmung trifft Ostsee hart
"Das Robbensterben ist ein Vorbote des Klimawandels", so Antti Halkka, Robbenexperte des WWF Finnland. Die globale Erwärmung treffe die Ostsee besonders hart. Klimamodelle sagen bei einer ungebremsten Erwärmung bis Ende des Jahrhunderts einen Rückgang der Eisdecke um 50 bis 80 Prozent voraus. Ringelrobben bekommen ihren Nachwuchs derzeit nur in Regionen, die mindestens 90 Tage im Jahr mit Packeis bedeckt sind. In den südlichen Wurfgebieten würde es bis Ende des Jahrhunderts aber nur noch 20 bis 50 Tage mit Packeis geben. Die Robben hätten hier keine Überlebenschance. Schon in der Vergangenheit wurde die Zahl der Meeressäuger durch Jagd und Umweltgifte arg dezimiert, erst seit den 1980er Jahren erholen sich die Bestände langsam wieder. Anfang des 20. Jahrhunderts lebten noch rund 180.000 Ringelrobben in der Ostsee.