Hunger weltweit verbreitet
Rund 735 Millionen Menschen leiden laut der Welthungerhilfe im Jahr 2023 an Hunger – und das, obwohl laut Agenda2030 der Hunger bis 2030 weltweit besiegt werden soll. Südasien und Afrika südlich der Sahara sind die Weltregionen mit dem höchsten Hunger. Dies zeigt auch eine Veröffentlichung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) aus dem Jahr 2021: 524 Millionen hungernden Menschen wurden in Südasien gezählt, in Afrika südlich der Sahara litten 206 Millionen Menschen an Hunger. Hunger ist damit auch weiterhin vor allem ein Problem in Entwicklungsländern.
Der Klimawandel verstärkt weltweite Hungerkatastrophen
Derzeitige Ernährungssysteme werden zunehmend anfälliger gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels. Veränderungen des Klimas führen zu häufiger auftretenden Extremwetterereignissen, haben damit enorme Auswirkungen auf die Landwirtschaft und verringern die Ernährungssicherheit. So nehmen beispielsweise Dürren und Hitzewellen weltweit zu. Auf Länder, die schon zuvor von Ernährungsunsicherheit betroffen waren, hat dies häufig besonders schwerwiegende Auswirkungen. Die Folgen sind vertrocknete Ernten, steigende Lebensmittelpreise und daraus entstehende Hungersnöte sowie Wassermangel und Bodenerosion. Bei höheren Temperaturen steigt außerdem die Wahrscheinlichkeit, dass Waldbrände auftreten. Bereits heute gibt es weltweit es 110 Länder mit dürreanfälligen Trockengebieten.
Aber auch mit der Erderwärmung einhergehend häufiger auftretende Überschwemmungen und Fluten zerstören immer öfter Ackerland und damit die Lebensgrundlage von Kleinbauern. Es zeigt sich: Der Klimawandel bedroht die Existenz vieler Millionen Menschen und führt damit zu lebensbedrohlichen Situationen. Eine Studie kam beispielsweise zu dem Ergebnis, dass sich Bauern und Bäuerinnen weltweit schneller auf die mit dem Klimawandel einhergehenden Folgen wie Hitzewellen, Dürren, veränderte Regenzeiten oder Starkregenereignisse einstellen müssten, um weiterhin Ernährungssicherheit gewährleisten zu können. Eine weitere Studie rund um die globale Nahrungsmittelproduktion zeigte zudem, dass bei einem ungebremsten Emissionsanstieg ein Großteil der Flächen, auf denen heute noch Nahrung angebaut und Viehzucht betrieben wird, in Zukunft schlichtweg unbrauchbar sein wird. Der Grund sind die sich drastisch verändernden Klimabedingungen, denen die Landwirtschaft nicht Stand halten kann.
Welthungerindex 2023 zeigt, dass wir gerechtere und nachhaltigere Ernährungssysteme benötigen
Um den Hunger zu beenden und zeitgleich die Natur und das Klima zu schützen, braucht es eine Reform des Ernährungssystems. So verhindert das jetzige System weder eine Über- noch Unterernährung von Menschen und schädigt zudem sowohl Klima als auch Natur langfristig. Eine Stellschraube könnte beispielsweise sein, Agrarsubventionen an Umwelt- und Klimaauflagen zu knüpfen. Auch die Verminderung des Konsums tierischer Lebensmittel pro Kopf und eine Steigerung des Konsums pflanzlicher Lebensmittel würde zu einer stabileren Ernährungssituation führen.
Um Zukunftsperspektiven zu schaffen, brauchen wir laut Welthungerindex 2023 neue, effektive, gerechte und nachhaltige Wege, Nahrungsmittel zu produzieren, zu verarbeiten und allen Menschen verfügbar zu machen. Dies umfasst auch die Verbreitung neuer landwirtschaftlicher Techniken, mit denen Landwirte Erträge nachhaltig und umweltverträglich erwirtschaften und steigern können.
Dynamischer Agroforst als nachhaltige landwirtschaftliche Technik
Eine Anbaumethode, die Erträge erhöht und zeitgleich noch intakte Natur schützt und wieder aufbaut, ist der Dynamische Agroforst (DAF). Der Dynamische Agroforst transformiert den landwirtschaftlichen Anbau, indem er vielfältige Nutz- und Beipflanzen auf derselben Fläche dicht an dicht pflanzt.
Mit der Technik werden Kleinbauernfamilien dabei unterstützt, sich eine verbesserte Lebensgrundlage zu schaffen. Denn das dynamische Pflanzensystem führt zu gesunden Pflanzen, einem hohen Ertrag und einer erhöhten Widerstandsfähigkeit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels wie Trockenheit und Starkregen. Darüber hinaus trägt DAF bereits nach kurzer Zeit zu einer spürbaren Zunahme der Biodiversität sowie einem fruchtbaren Boden bei. Das dichte Wachstum der Pflanzen im Dynamischen Agroforst sorgt für die bestmögliche Nutzung des Ackerlandes für Nutz- und Beipflanzen. Die Ernteerträge eines Dynamischen Agroforstsystems könnten damit die Ernährungssituation für eine Vielzahl an Menschen verbessern. So beispielsweise auch bei unserem Projekt auf Madagaskar – ein Land, welches laut Welthungerindex zu den neun am stärksten von Hunger betroffenen Ländern weltweit gehört.