Rückgang um fast 20 Prozent
In den vergangenen 40 Jahren ist die Zahl der Brutvögel in Europa stark zurückgegangen – Das zeigt eine Studie von Wissenschaftlern der britischen Vogelschutzorganisation RSPB und der tschechischen Gesellschaft für Ornithologie, die Daten von 378 der 445 in der EU heimischen Vogelarten auswerteten. Das Ergebnis: Seit 1980 sind laut Studie 18 bis 19 Prozent der europäischen Brutvögel verschwunden, was einer Menge von insgesamt rund 600 Millionen Vögeln entspricht. Der Gesamtrückgang setzt sich zusammen aus einer Verrechnung bestandszunehmender Arten, bei denen es in etwa 340 Millionen Vögel mehr gibt als 1980 und bestandsabnehmender Arten, bei denen ein Verlust von rund 900 Millionen Vögeln zu verzeichnen ist. Betroffen sind dabei insbesondere bisher häufige Vogelarten, verzeichnet der Star beispielsweise einen Rückgang von 75 Millionen Vögeln, während bei der Feldlerche 68 Millionen Vögel verschwunden sind.
Rückgang insbesondere durch Landwirtschaft zu erklären
Acht Arten machen bei den insgesamt 900 Millionen zurückgegangenen Vögeln rund 70 Prozent der Verluste aus: Haussperling, Schafstelze, Star, Feldlerche, Fitis, Girlitz, Bluthänfling und Feldsperling. Die Gründe für die Rückgänge sind vielfältig. So macht zum einen der Nahrungsmangel und die Luftverschmutzung in den Städten den Vögeln zu schaffen, zum anderen tragen aber auch Veränderungen in der Agrarpolitik und die damit einhergehende veränderte Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen zum Rückgang der Populationen bei.
So sind viele der Arten, deren Populationen am stärksten zurückgehen, Arten, die mit der Landwirtschaft in Verbindung stehen. Laut Studie sei es gut dokumentiert, dass politisch bedingte Veränderungen der Nutzung unseres Ackerlandes zur Nahrungsmittelerzeugung mit einem Rückgang der biologischen Vielfalt einhergehen. So gibt es Belege für den Rückgang von Vögeln in der Landwirtschaft, nachdem Länder der EU beigetreten und die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) eingeführt haben.
Umso wichtiger erscheint es, die Möglichkeiten zu nutzen, landwirtschaftliche Flächen im Interesse der Natur zu bewirtschaften und die Produktion von Lebensmitteln naturverträglich zu gestalten. Eine Möglichkeit hierfür wäre beispielsweise der Dynamische Agroforst.
Naturschutz wichtiger Bestandteil der Artenrettung
Häufig wird der Natur- und damit einhergehend der Artenschutz mit der Rettung seltener Arten vor dem Aussterben gleichgesetzt. Ebenso wichtig ist es aber, dezimierte Populationen noch häufig vorkommender Arten wiederherzustellen. So spielen auch diese Arten wichtige Rollen in unseren Ökosystemen, wodurch der Verlust dieser Arten Schäden an Ökosystemen und deren Funktionen mit sich bringen kann. Der Verlust von Hunderten Millionen Vögeln dürfte demnach ebenfalls Auswirkungen auf das Ökosystem haben, beispielsweise im Sinne des Wegfalls der Schädlingsbekämpfung auf landwirtschaftlichen Flächen.
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Weitere Informationen:
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